Ein Tag, zwei Nächte: Zwischenstopp in Kuwait City

Wenn ich schon mal in der Gegend bin, kann ich ja auch einen kurzen Abstecher nach Kuwait machen, habe ich mir im Vorfeld meiner Reise nach Saudi-Arabien gedacht. Gesagt, getan.

Von Riad aus ist man mit dem Flugzeug (ca. 1:10 Stunden) schnell in Kuwait City. Bus- oder gar Bahnverbindungen gibt es meines Wissens nach nicht. Ich bin am späten Abend mit der Billigfluggesellschaft Jazeera Airways vom internationalen Flughafen RUH geflogen.

Somit habe ich zwei Nächte und einen kompletten Tag in Kuwait City verbracht. Dabei hatte ich nicht das Gefühl, etwas verpasst zu haben.

Moderne Hochhäuser an einer großen Straße
Mittendrin in Kuwait City

Was man unbedingt vorher wissen sollte

Wer einen Kurztrip von Saudi-Arabien nach Kuwait plant und anschließend nochmal nach Saudi-Arabien zurück möchte (weil beispielsweise der Rückflug Richtung Europa von dort aus geht), muss ein Multi-Entry-Visum haben – sonst kann es zu unangenehmen Problemen führen.

Unverheiratete Paare sollten sich vorher erkundigen, ob sie zusammen ein Hotelzimmer beziehen dürfen. Es gibt wohl keine Gesetze, die dies verbieten, aber es war wohl lange Zeit gelebte Praxis, unverheiratete Paare abzuweisen bzw. in getrennten Zimmern unterzubringen.

Dieser Zeitungsartikel legt allerdings nahe, dass sich das geändert haben könnte. Wer sicher gehen möchte, sollte das Hotel also vorher kontaktieren und gegebenenfalls umbuchen.

Aussicht vom Hotel auf die Skyline von Kuwait City
Room with a view

Die Sehenswürdigkeiten in Kuwait City

Welche Sehenswürdigkeiten gibt es in Kuwait City zu sehen?

Das waren meine persönlichen Highlights der Sehenswürdigkeiten und Tipps für einen Tagestrip nach Kuwait City.

„Interessante“ Architektur

Dass Kuwait City auf Sand – oder zumindest viel Geröll – gebaut ist, sieht man auch in der Innenstadt noch an vielen stellen. Freie Bauflächen scheinen hier auf den nächsten Wolkenkratzer zu warten.

So wirkt die Stadt mit ihrer Architektur einerseits sehr modern, aber irgendwie auch wie eine Ausstellungsfläche für das, was baulich möglich ist. In großen Teilen scheint diese Stadt erst nach dem Golfkrieg 1990 / 1991 entstanden zu sein.

Moderne Skyscraper in Kuwait City
Moderne Skyscraper in Kuwait City

Gleichzeitig wirkt die Stadt dadurch – trotz der hohen Temperaturen – auch sehr kühl, fast leblos. Besonders auffällig wird dies an der Souk Sharq Marina.

Aus einem traditionellen Markt wurde hier ein Shopping Center mit pseudotraditionellen Architekturelementen gemacht. Dazu kommt eine Marina, die auch nur wie ein öder Parkplatz für Boote wirkt.

Boote in der Souq Sharq Marina
Etwas leblos: die Souk Sharq Marina

Eine echte Altstadt hat Kuwait City, die statt der heute knapp 3 Mio. 1890 nur etwa 30.000 Einwohner hatte, nicht. stattdessen eben einen Mix aus Modernität, hässlichen Bauten der 1980er Jahre mit einer Prise Brutalismus an der einen oder anderen Ecke.

Al Shaheed Park

Wenn man ein wenig durch die Betonwüste und an unbebauten wüstenartigen Brachen vorbeigelaufen ist, erscheint der Al Shaheed Park wie eine Oase.

Endlich etwas Grün: Al Shaheed Park
Endlich etwas Grün: Al Shaheed Park

Mit 78,5 Hektar ist er der größte städtische Park Kuwaits und wird seit 2017 im Rahmen des milliardenschweren Kuwait National Cultural District-Entwicklungsprogrammes angelegt. Neben einem Outdoor-Theater finden sich hier Ausstellungsräume, Cafés, aber vor allem viel Grün und ein See.

Hier kam man sich gut vom Großstadtgetöse erholen und die Skyline auf sich wirken lassen.

Skyline hinter dem Al Shaheed Park
Skyline von Kuwait City hinter dem Al Shaheed Park

Zwischen Mails und traditionellen Märkten

Was Kuwait City im Überfluss hat, sind moderne Shopping Malls. Das ist vielleicht auch dem Klima geschuldet – und mangelnder sonstiger Attraktionen.

Einmal hin, alles drin, scheint auch hier das Motto zu sein.

The Avenues Mall Kuwait
Kühle Architektur: The Avenues Mall

Wer ein bisschen spüren möchte, wie Kuwait City vielleicht „früher“ mal war, sollte sich in den Mubarakiya Old Market begeben. Dieser angeblich 200 Jahre alte Souk ist zwar im Golfkrieg teilweise zerstört und 2022 durch ein Feuer massiv beschädigt worden, strahlt aber ein gewisses Flair aus.

Noch weitgehend leere Gassen auf dem Markt
Ruhe vor dem Sturm im Mubarakiya Old Market

Hier bekommt man alles, was man von einem Souk erwartet: Teppiche, Parfüms, Schmuck, Kleidung – und Unmengen an Süßigkeiten, Gewürzen, Obst und Fisch und Fleisch.

Das – Achtung: Klischeee – bunte Treiben kann man am besten bei einer Tasse Tee und sehr günstigem Essen auf sich wirken lassen, ehe es zurück in die Hitze der Großstadt drumherum geht.

Bait Al Othman Museum

Das Bait Al Othman Museum (Eintritt frei) sollte man sich nicht entgehen lassen. Es ist nicht schön, es ist nicht modern – es ist einfach auf zauberhafte Weise sehr, sehr bizarr.

Bait Al Othman Museum von außen
Bunter Mischmasch im Bait Al Othman Museum

Untergebracht in einem alten Palast wird hier alles zur Geschichte Kuwaits ausgestellt. Und damit meine ich: wirklich alles. Viele Räume haben den Charme eines in die Jahre gekommenen Trödelladens. Wer sich aber für die Waschmaschinen- oder Telefon-Modelle interessiert, die in Kuwait in den letzten Jahrzehnten im Einsatz waren, ist hier genau richtig.

Außerdem im Angebot: Ein bisschen was zu den Herrschern Kuwaits, ein Tonstudio (geschätzt aus den 1970er Jahren), eine Sammlung „Mackintosh’s Quality Street“-Dosen in einer großen Vitrine, Haushaltseinrichtungsgegenstände und elektronische Geräte aller Art und Größen (Radios, Videospiele, Kameras uvm.) und natürlich Briefmarken, Musikinstrumente, Safes und ausgestopfte Tiere.

Klingt nach einer wilden Mischung? Ist es auch.

Wassertürme von Kuwait City

Kuwait ist ja ein Wüstenstaat. Natürliches Frischwasser gibt es da eher nicht.

Daher hat Kuwait auf ein System von Wassertürmen gesetzt, die ihr Wasserreservoir aus einer Meerwasserentsalzungsanalage beziehen. Insgesamt 34 solcher Türme gibt es in Kuwait City. Vorbild der schwedischen Architekten – die auch für den Wasserturm in Riad verantwortlich waren – war der Wasserturm Svampen („der Pilz“) aus den 1950er Jahren in Örebro.

Kuwait Water Towers in Kuwait City
Eine der fünf Gruppen der Kuwait Water Towers

Die ersten, pilzähnlichen Türme (Fassungsvermögen: je 3.000 Kubikmeter) wurden 1965 gebaut, die Kuwait Towers, die von ihrer Form entfernt an den Berliner Fernsehturm erinnern, stammen aus dem Jahr 1979.

Ein Turm ist dabei nur für die Beleuchtung zuständig. Der höhere (187 Meter) der beiden anderen Türme bietet in seiner oberen Kugel ein sich drehendes Café. In der unteren Kugel befinden sich neben einem 4.500 Kubikmeter fassenden Wassertank noch ein Restaurant und ein weiteres Café.

Wasserturm, Aussichtsturm und Turm zur Beleuchtung nebeneinander
Die Kuwait Towers

Die Große Moschee

Von der Großen Moschee habe ich bei meinem Besuch in Kuwait City leider nicht viel gesehen. Sie war mit einem Bauzaun abgesperrt und wurde wohl gerade renoviert. Mehr als, dass sie groß aussah, kann ich also nicht dazu sagen.

Große Moschee Kuwait City
Aktuell kein Zugang zur Großen Moschee

IKEA – ein Einblick ins Private

Ich bin in der „The Avenues Mall“ eher zufällig auf einen IKEA gestoßen und wollte dann natürlich unbedingt sehen, wie ein solches Einrichtungshaus in Kuwait aussieht.

Das hat sich als ethnografischer Feldversuch entpuppt: zu schauen, was hier anders ist als in Deutschland. Von der Dekoration der Musterwohnungen bis zu den angebotenen Speisen.

Hier wird der Gegensatz zwischen Öffentlichkeit und Privatheit deutlich: Draußen lange Gewänder – drinnen auch ganz andere Kleidung, wie die Musterkleiderschränke, die für den lokalen Einrichtungsgeschmack gestaltet sind, nahelegen. Da zieren dann auch mal hochhackige Schuhe, die man draußen unter der Abaya selten sieht, den Schuhschrank.

Und natürlich gibt es anderes Essen: Statt Schweinefleisch-Hotdogs gibt es hier vegetarische Pitas und frischgepressten Orangensaft zu günstigen Preisen.

Fazit: Lohnt sich ein Zwischenstop in Kuwait City?

Von einer großen Urlaubsreise nach Kuwait würde ich eher abraten. Das Land ist relativ klein (17.818 Quadratkilometer; zum Vergleich: Sachsen umfasst 18.450 Quadratkilometer) und besteht größtenteils aus Wüste.

Ich habe einen kompletten Tag in Kuwait City (knapp drei Millionen Einwohner) verbracht und hatte am Abend nicht das Gefühl, noch unbedingt länger bleiben zu müssen.

Daher würde ich Kuwait City auch nur für einen Zwischenstop bei Flugreisen in die Region empfehlen.

Kuwait City bei Nacht aus dem Flugzeug fotografiert
Hin und Weg: Kuwait City

Und zum Schluss noch ein Hoteltipp

Wer vergleichsweise günstig in einem sehr ordentlichen Hotel in zentraler Lage unterkommen möchte, dem kann ich das Le Jazz Hotel (*Affiliate-Link) sehr empfehlen.

Die Aussicht von den bodentiefen Fenstern auf die Skyline ist beeindruckend.