Das Protokoll eines gescheiterten Ausflugs

Der Plan

Ich wollte bei schönem Wetter mit der Dampfeisenbahn Molli von Bad Doberan nach Kühlungsborn fahren und von dort bis zum Gespensterwald nach Nienhagen laufen.

Mit der Dampfeisenbahn nach Kühlungsborn

Der verhängnisvolle Fehler

Ich habe vorher nicht auf den Wetterbericht geschaut, sondern darauf vertraut, dass sich das recht gute Wetter der Vortage einfach fortsetzt.

Wie alles seinen Lauf nahm

9:50 Uhr
Der Plan ist gut. Der Bus 119 kommt pünktlich. Die Strecke führt über die Dörfer bis Bad Doberan.

10:24 Uhr
Ankunft am Bahnhof in Bad Doberan, der Zug steht schon am Gleis, eine Fahrkarte hatte ich morgens im Bett schon online gekauft (funktioniert nur mit dem Smartphone) und als Foto abgespeichert.

10:27 Uhr
Es beginnt zu nieseln.

Jim Knopfs Lok hieß übrigens Molly

10:31 Uhr
Die Dampflok wird warmgefahren und vor den Zug gekoppelt.

10:36 Uhr
Der Zug mit Dampflok und den Waggons aus den 1930er-Jahren setzt sich langsam in Bewegung. Und hält allein in Bad Doberan noch vier weitere Male – man kann hier unter anderem auch in der Stadtmitte ganz bequem vom Bürgersteig aus zusteigen.

Die Strecke der Molli ist übrigens 1886 zunächst von Bad Doberan bis Heiligendamm gebaut worden. 1910 ist die eingleisige Strecke dann bis Kühlungsborn verlängert worden.

Im Schritttempo durch Bad Doberan

11:29 Uhr
Um mir auch mal Kühlungsborn als klassischen Badeort anzuschauen, fahre ich bis zur Endstation Kühlungsborn-West mit.

11:41 Uhr
Ich besorge mir noch Snacks und Getränke für die Wanderung. Als ich dann an der Strandpromenade ankomme, wird der Regen etwas stärker. Sicher ist sicher, denke ich mir und ziehe stolz die nach dem Nässe-Desaster in Costa Rica online bestellten Gamaschen über die Laufschuhe.

Vergangener Glanz: Villa Baltic

11:55 Uhr
Trotz des Regens habe ich einen guten ersten Eindruck von diesem Ort. Die zahlreichen Villen zeugen von der langen Geschichte als Seebad – immerhin das älteste Deutschlands. Außerdem gibt es hier ein Riesenrad. Alles wird gut mit Riesenrädern.

12:21 Uhr
Und mit dem kleinen Grenzturm-Museum, das von den Überwachungsmaßnahmen an der „Grenze Nord“ und den zahlreichen Fluchtversuchen aus der DDR über die Ostsee Richtung Fehmarn und Dänemark berichtet, gab es auch etwas Geschichtsunterricht nach meinem Geschmack.

Wachturm mit Kettenfahrzeug

12:50 Uhr
Ich kann nur noch schnell das iPhone aus der wasserdichten Jackentasche ziehen, um noch ein Foto vom Grenzturm machen, danach muss ich es schnell wieder wegpacken. Es regnet eben.

12:53 Uhr
Sämtliche Strandkörbe sind verwaist. Auf dem Weg Richtung Heiligendamm kommen mir nur noch vereinzelte regenfest verpackte Radfahrer entgegen.

Regen macht uns Spaß / Er macht uns alle nass

13:09 Uhr
Der Regen ist nun stetig, aber ich lasse mir von ein bisschen Wasser doch nicht die Laune verderben. Habe schließlich eine Regenjacke und nun wasserdichte Schuhe.

Freue mich, dass es hier am Ostrand von Kühlungsborn ein Kino am Strand gibt und man offensichtlich abends vom Strandkorb aus Filme sehen kann. Das Social Distancing wird so natürlich voll erfüllt. Und wenn der Film mal langweilig wird, kann man immerhin noch an der Leinwand vorbei aufs Meer schauen.

Die Vorführung ist wohl ins Wasser gefallen

13:24 Uhr
Zum Glück stürmt es nicht, die Temperatur ist auch okay. Und meine Hose ist bisher auch nur von vorne nass geworden. Glück muss man haben.

Noch trockene Füße, wenn die Hose schon nass ist

13:38 Uhr
Mittlerweile ist nicht nur die Hose, sondern auch die Unterhose nass. Und das liegt nicht an meiner Blasenschwäche.

13:51 Uhr
Irgendwie fühlt sich der rechte Fuss trotz Gummigamaschen nass an.

13:55 Uhr
Ein Blick auf die Schuhsohlen zeigt, dass die Gamaschen doch nicht so toll sind, wie die Amazon-Rezensionen damals behauptet haben. Es haben sich an der Lauffläche kleine Löcher gebildet, durch die das reichlich vorhandene Wasser nach oben in die Schuhe eingedrungen ist.

The boots aren’t made for walking…

13:59 Uhr
Ich durchlaufe einen Küstenwald zwischen Kühlungsborn und Heiligendamm und erfreue mich an ein wenig Regenschutz durch die Bäume. Bei nassen Unterhosen und Schuhen hört der Spaß allerdings auf.

Regen fällt auf die Welt / Grau ist das Himmelszelt

14:15 Uhr
In Heiligendamm stelle ich mich erstmal unter und schaue mir den Stadtplan an. Es regnet in Strömen. Ein Bus fährt vorbei.

14:17 Uhr
Heiligendamm kann mich mal. Ich schaue mir hier nichts an und will nur noch weg. Statt zum Bahnhof laufe ich erstmal weiter die Hauptstraße entlang. Wenn hier ein Bus entlangfährt, muss es schließlich auch eine Bushaltestelle geben.

14:23 Uhr
Es gibt die Bushaltestelle. Man kann sich unterstellen. Die Abfahrten stehen allerdings auf einem Schild im Regen. Ich liebe so eine Planung. Der Bus von eben fuhr nach Rostock. Der nächste geht wieder in einer Stunde.

14:27 Uhr
Der Bus in die Gegenrichtung fährt in 20 Minuten. Aber auch nur zurück nach Kühlungsborn.

14:29 Uhr
Ich recherchiere online alle möglichen Varianten, um möglichst schnell nach Warnemünde zurückzukommen. Ich bin völlig durchnässt und will nur noch eine heiße Dusche.

14:41 Uhr
Es stellt sich heraus: Die schnellste Variante heißt: Alles wieder von vorn. Mit der Molli nach Bad Doberan, dann mit dem Bus nach Warnemünde.

14:59 Uhr
Der Zug aus Kühlungsborn hat 10 Minuten Verspätung. Auch egal. Ich entsorge die Gamaschen in einem Mülleimer im Wartebereich des Bahnhofs.

Heiligendamm. Symbolbild.

15:28 Uhr
Ankunft in Bad Doberan. Es regnet weiterhin emsig. Und ich muss noch auf den Bus warten. Bin dankbar für die Überdachung eines geschlossenen Imbisstandes.

15:45 Uhr
Der Bus setzt sich in Bewegung. Es ist warm. Und ein klein bisschen trocknet meine dünne Sommerhose auch schon wieder.

16:21 Uhr
Ankunft in Warnemünde-Werft.

16:34 Uhr
Ich bekomme meine heiße Dusche. Das absolute Highlights des Tages.

Regen, Regen auf allen Wegen

Was habe ich daraus gelernt?

Erstens: Wetterberichte sollte man doch mal anschauen, wenn man den ganzen Tag draußen rumlaufen will. Zumindest, wenn man an der Ostsee unterwegs ist.

Zweitens: Diese Gummiüberschuhe taugen höchstens zum Fahrradfahren.

Drittens: Wann wird’s mal endlich wieder Sommer?