Warum jetzt Neapel? 

Meine Motivation, nach Neapel und in den Süden Italiens zu reisen, ist denkbar einfach: Ich war noch nie da. Außerdem sind da auch im Oktober die Temperaturen angenehm – und Italien stand zumindest bei meiner Anreise noch nicht auf der Liste der Risikogebiete.

Straßenszene
Hier mal eine helle, hübsche Ecke von Neapel

Johann Wolfgang von Goethe hat angeblich in seiner „Italienischen Reise“ – vielleicht sollte ich die jetzt doch mal lesen – geschrieben: „Neapel sehen und sterben“. Er fand Neapel wohl paradiesisch und fand, man müsse die Stadt gesehen haben, bevor man stirbt.

Naja, das hätte ich dann schon mal erledigt.

Blick auf einen Laden mit seinen bunten Auslagen
Farbenfrohe Verkaufsflächen in der Altstadt

Der erste Eindruck von Neapel

Auf dem Weg vom Hauptbahnhof Richtung Altstadt macht Neapel erstmal einen sehr heruntergekommenen und sehr schmutzigen Eindruck. Von Charme keine Spur. Aber Bahnhofsviertel sind ja selten Aushängeschilder von Städten.

Blick in eine Straße mit geparkten Autos, Wäsche auf Wäscheleinen und verfallenden Häusern
Verfall und frische Wäsche

Was auch sofort auffällt: Sehr viele Leute tragen auch auf der Straße Mund-Nasen-Schutz, was mich schnell die neuesten Corona-Bestimmungen recherchieren lässt. In ganz Italien gilt seit meinem Ankunftstag auch im Freien Maskenpflicht – bei Androhung eines Strafgeldes von 1.000 Euro. Das wirkt: In den Tagen danach sehe ich kaum noch Menschen, die ohne Maske unterwegs sind und auch nur wenige, die diese nachlässig tragen. Und das Ganze hat ja auch seine Vorteile: Das Auf- und Absetzen und das nervige Zurechtzuppeln vor Geschäften entfällt.

Foto des Autors am Meer mit Mundschutz
Neapel, 25 Grad – der Mundschutz sitzt

Was macht Neapel aus?

Neapel ist nicht unbedingt schön und charmant, hat aber zweifellos Charakter. Überall in der Altstadt gibt es enge Straßen und kleine Gassen, die sich Fußgänger, verrückte Autofahrer (kaum ein Auto ist hier frei von Beulen und großen Kratzern) und Vespas teilen.

Vespas auf einem Hof
Mit Vespas kommt man auch durch die Gassen der Stadt

Für die eigene Gesundheit ist es übrigens nicht ratsam, mit Noisecancelling-Kopfhörern Podcast-hörend durch die Straßen zu wandern. Hier sollte man immer ein Ohr auf den Verkehr hinter sich richten. Und um über die Straßen zu kommen, gilt das Recht des Stärkeren. Keine Angst zeigen, einfach loslaufen, der motorisierte Verkehr wird schon rechtzeitig abbremsen.

Kisten mit Gemüse und handgeschriebenen Preisschildern
Am Gemüsestand

Typisch für Neapel sind auch die Bassi, winzige Erdgeschoss-Wohnungen (im Schnitt nur 15 Quadratmeter) in den Nebenstraßen der Altstadt. Diese Wohnungen haben keine Fenster, sondern nur die Tür für Tageslicht und Frischluft. Einige werden auch bei Booking.com (*) angeboten, aber meist als sehr laut bewertet, da natürlich die direkt vor der Tür vorbeilaufenden Menschen der Verkehr auf dem Kopfsteinpflaster nicht gerade leise sind.

Neapel ist auch die Stadt der frisch gewaschenen Wäsche. Auf fast jedem Balkon hängt Wäsche, Leinen sind häufig quer über die Gassen gespannt. Zum Teil bekommt man so nebenbei und ungewollt auch einen ganz guten Eindruck über die Körperformen der Bewohner.

Blick durch eine dunkle Gasse auf den in der Sonne liegenden Vesuv
Im Schatten des Vesuv

Oft sind diese Straßen und Gassen auch tagsüber recht dunkel, weil in der Altstadt eng und hoch gebaut wurde. Im Quartieri Spagnoli, wo ich gewohnt habe, hatte ich große Probleme, die hier – und nur hier – schachbrettartig angelegten Straßen auseinander zu halten und mein Ziel ohne (digialen) Stadtplan zu finden. Alle Straßen sahen ähnlich aus: Oft Blumenkübel, Außenbereiche von Restaurants, abgestellte Vespas, großes Kopfsteinpflaster. Und gefühlt besteht die gesamte Stadt aus renovierungsbedürftige Häusern, bei denen die Fassaden bröckeln und man sieht, dass dies keine wohlhabende Stadt ist.

Blick auf eine tieferliegende Straße durch ein Metallgitter
Hinter Gittern

Dabei habe ich mich übrigens nie unsicher gefühlt. Irgendwo habe ich zwar gelesen, dass in diesem Viertel die Camorra großen EInfluss haben soll, aber davon bekommt man als Besucher natürlich nichts mit.

Was mich an Neapel etwas gestört hat: Es gibt kaum Parks, kaum Möglichkeiten, sich mal in Ruhe zu setzen. Alles scheint ständig in Bewegung zu sein. Und das macht die Stadt natürlich auch wieder interessant. Man läuft durch die Straßen und immer gibt es etwas zu sehen.

Wandgemälde des in Neapel geborenen Bud Spencer
Ein Kind dieser Stadt

Was mich etwas überrascht hat: Neapel liegt zwar am Meer, ist diesem aber nicht zugewandt. Es gibt zwar ein kurzes Stück „Strandpromenade“, aber ansonsten fühlt sich Neapel eher wie eine Stadt im Hinterland an.

Ruderboot, dahinter ein Mann auf einem Bootssteg
Pittoreske Szene am Meer

Und was sind die Sehenswürdigkeiten in Neapel?

Was es in Neapel – neben dem nahegelegenen Pompeji – an Sehenswürdigkeiten gibt, verrate ich in den nächsten Tagen.

Blick entlang eines ganz normalen Gehwegs einer großen Straße
Nichts besonderes: Irgendwo in Neapel