Warum sollte man nach Polen reisen?

Das Gute liegt so nah.

Polen hat wunderschöne (wiederaufgebaute Altstädte), tolle Strände, viel Kultur, großartige Landschaften – un das alles zu einem sehr guten Preis-Leistungs-Verhältnis bei Essen und Trinken und Übernachtungen.

Die Frage müsste also eher lauten: Warum fährt nicht jeder nach Polen?

Schatten des Radfahrers auf der Straße
Man muss nicht unbedingt mit dem Fahrrad los…

Wie bin ich umhergereist?

Ich war ausschließlich mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs. Das klappt im Westen Polens und zwischen den größeren Städten auch sehr gut. Nahe der weißrussischen Grenze und weniger dicht besiedelten gebieten, braucht man manchmal etwas Geduld, bis der nächste Bus kommt. Man sollte sich schon selbst beschäftigen können, wenn der nächste Bus erst in dreieinhalb Stunden fährt oder ein Zug schon ausgebucht ist und der nächste erst in fünf Stunden fährt.

Blick auf zwei Züge auf irgendeinem Provinzbahnhof
Mit dem Zug bis in fast jede Ecke Polens – sonst fährt ein Bus

Tour de Pologne – alles außer Warschau

Das ist meine Reiseroute für fünf Wochen in Polen. Startpunkt war Stettin und dann ging es quasi im Uhrzeigersinn um Warschau herum bis Posen.

In Warschau war ich früher schon mal, das habe ich diesmal ausgelassen, weil dafür dann meine Zeit doch nicht mehr gereicht hätte.

Die Reiseroute in Polen im Einzelnen

Stettin

Stettin blickt auf eine lange (deutsche) Geschichte zurück, wurde nach dem Zweiten Weltkrieg allerdings nicht ganz so hübsch aufgebaut wie andere polnische Städte.

Für mich strahlt die Stadt etwas sehr Ehrliches aus: Eine Mischung aus hypermodernen Gebäude gepaart mit sozialistischer Architektur und (wieder aufgebautem) Altem.

Muss man nicht unbedingt besuchen, für einen Start in Polen aber ganz okay. Die wichtigsten Sehenswürdigkeiten finden sich hier.

Ansicht des Backsteinbaus des „neuen“ Rathauses, mit Türmen und Erkern verziert, im Vordergrund etwas unscharf Blumen
Auch Stettin hat ein rotes Rathaus

Swinemünde

Swinemünde ist quasi das vergessene Kaiserbad auf Usedom. Von Stettin aus ist man in etwa 1:45 Stunden mit dem Zug am Bahnhof in Swinemünde, muss dann allerdings noch mit der Fähre auf die Usedomer Seite der Stadt übersetzen.

Die Stadt ist genau das Richtige für Menschen, die Strand und Erholung suchen und gerne Usedom (auch mit der Bahn) erkunden wollen – und das Ganze zu deutlich günstigeren Preisen als auf der deutschen Seite Usedoms.

Tiefstehende Sonne und Leuchtturm mit Windmühlen-Signalbarke im Hintergrund, im Vordergrund mit Zement verbundene Felsen
Leuchtturm Swinemünde

Łeba

Łeba ist bekannt für die größte Wanderdüne an der Ostsee – und die sollte man sich nicht entgehen lassen. Insgesamt ist die Düne 1.300 Meter lang und 500 Meter breit. Und 30 bis 42 Meter hoch.

Hier habe ich beschrieben, wie man nach Łeba kommt und was man da sonst noch so machen kann. Vor allem kann man sich hier eine Auszeit von den vielen möglichen Stadtbesichtigungen nehmen und das Strandleben oder altmodische Rummelplätze genießen.

Am rechten Rand zieht sich eine Absperrung mit Holzpfosten und einem Seil bis zum Horizont, links viel Sand und ein Hügel aus Sand
Große Teile der Düne sind vor den Besuchern geschützt

Danzig

Danzig ist ein Muss, wenn man Polen bereist. Diese Stadt hat einfach alles: Schöne historische Bausubstanz und modernes Großstadtambiente.

Meine Top 10 der Sehenswürdigkeiten in Danzig und Umgebung – darunter auch die Marienburg in Malbork und das Seebad Sopot – finden sich hier.

Danzig ist auch ein gutes Reiseziel für ein verlängertes Wochenende für Fans von schönen Altstädten, guten Museen und Spaziergängen am Hafen entlang.

Ansicht einer Fußgänger-Straße mit Kopfsteinpflaster und kleinen Treppen und Terrassen an beiden Seiten
Die schöne Ulica Mariacka

Wolfsschanze

Weit ab vom Schuss liegt die Wolfsschanze, das ehemalige „Führerhauptquartier“ in Ostpreußen. Viel geblieben ist davon nicht – nur von viel Grün überwucherte Bunkerruinen.

Ein Besuch lohnt sich nur, wenn man nichts Besseres zu tun hat und zufällig in der Gegend ist. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist die Anreise etwas kompliziert.

Im Hintergrund Bunker, im Vordergrund Stahldrahtgewirr und ein Brocken Beton - Reste der gesprengten Bunker
Jede Menge Stahl und Beton

Masurische Seen

Was man sich auf keinen Fall entgehen lassen sollte, sind die Masurischen Seen. Ich habe mich hier für für Mikołajki als Basis entschieden, auch wenn Giżycko der verkehrstechnisch besser erreichbare Ort ist.

Man kann sich dort mit Ausflugsbooten im Prinzip seine eigene Kreuzfahrt über die Seen zusammenstellen. Zu Sehen gibt es hin und wieder Getreidefelder, vor allem aber Gräser und Schilf und viel Wald. Hierher kommt man, um Natur zu sehen.

Die genannten Orte bieten aber auch die nötige touristische Infrastruktur, um gut zu schlafen, zu essen und sich zu amüsieren. Absolute Besuchsempfehlung!

Im Hintergrund die Stadt Mikołajki, im Vordergrund auf dem See ein rotes Segelboot
Eine gute Ausgangsbasis: Mikołajki

Białowieża Nationalpark

Beim Białowieża Nationalpark weiß ich noch immer nicht, ob ich eine Reise hierher empfehlen kann. Wahrscheinlich ist sie nur für absolute Tier- und Naturfreunde etwas.

Ansonsten lohnt sich die weite – und mit öffentlichen Verkehrsmitteln beschwerlicheAnreise nicht.

Naturfreunde finden hier allerdings den letzten Tiefland-Urwald Europas, dessen geschützte innere Zone nur mit einem Führer betreten werden darf. Dabei muss man entweder eine eigene kleine Gruppe sein oder sich seinen eigenen Führer buchen.

Oder man fährt einfach mit dem Fahrrad durch die Gegend – was es dabei zu beachten gilt, schildere ich hier.

Blick auf Wasserflächen, die mit Grün umrandet sind
Schöne Landschaften

Lublin, Treblinka & Kazimierz Dolny

Lublin ist eine großartige Stadt zum Umherstreifen. Die Altstadt ist recht kompakt, die Sehenswürdigkeiten halten sich in Grenzen.

Stattdessen kann man von hier aus Tagesausflüge ins hübsche Städtchen Kazimierz Dolny und zum, auf dem Stadtgebiet Lublins liegenden, ehemaligen Konzentrationslager Majdanek machen.

Blick auf den Marktplatz von Kazimierz mit der Kirche auf einer Anhöhe und zwei Radfahrern im Vordergrund
Der Marktplatz von Kazimierz

Zamość & Sandomierz

Zwei weitere kleine Städte, in denen sich jeweils auch eine Übernachtung anbietet, sind Zamość und Sandomierz.

Hier kann man jeweils die Architektur und Stadtplanung einer Planstadt der italienischen Renaissance (Zamość) und einer polnischen Kleinstadt des 14. Jahrhunderts (Sandomierz) bewundern – beiden gemein sind ganz unterschiedliche, aber wunderschöne Marktplätze.

Ein kurzer, mindestens halbtägiger Stop in beiden Städten lohnt sich auf jeden Fall – am besten nicht gerade am Wochenende, denn dann sind beide Städte mit Wochenendausflüglern überrannt.

Aus einem Bogengang gegen das Abendlicht fotografiert, sieht man den Rathausturm und davor die bunten Häuser
Auf dem Marktplatz von Zamość

Wieliczka

In Wieliczka kann man in einer ehemaligen Salzmine beeindruckende unterirdische Hallen, Seen und aus Salz gefertigte Kunstwerke bewundern – und bald hoffentlich auch wieder eine richtige Miners Tour.

Aber auch so ist ein Ausflug von Krakau aus nach Wieliczka sehr empfehlenswert. Mehr zur Mine und zu den Führungen habe ich hier geschrieben.

Blick in einen Stollen mit Bahnschienen
Unter Tage in der Salzmine von Wieliczka

Krakau

Krakau ist meine absolute Lieblingsstadt in Polen und gehört dort zusammen mit den Masurischen Seen und Danzig zum absoluten Pflichtprogramm einer Reise

Vielleicht ist es die Mischung aus Historie und schöner, alter Architektur, die aber nicht so herausgestellt werden muss – ganz nebenbei ist die Altstadt natürlich auch auf der Welterbe-Liste der UNESCO -, weil es auch noch das spannende Hier und Jetzt gibt.

Hier gibt es meine Lieblingsecken in Krakau.

Blick auf leere Tische und eine Vespa vor einem Restaurant. Kopfsteinpflaster auf der Straße, das Haus selbst grau und etwas heruntergekommen aus
Ich mag ja dieses Unfertige

Zakopane

Zakopane ist das Wintersportmekka Polens. Aber auch im Hochsommer ist hier jede Menge los. Ein Abstecher in den äußersten Süden Polens lohnt sich für alle die Berge und / oder schöne Landschaften lieben.

Ich kann hier eine Wanderung zu den wunderschönen Bergseen Morskie Oko und Czarnie Staw nur wärmstens empfehlen.

Blick auf die sich im See spiegelnden Berge
Ein perfekter Bergsee: Czarny Staw

Kattowitz

Ähnlich wie Stettin gehört auch Kattowitz nicht zu den Top-Reisezielen von Touristen in Polen. Und das auch ein bisschen zurecht.

Die Stadt hat aber einen gewissen hübsch-hässlichen Charme. Für Reisende, die gerne einen Blick in die Vergangenheit werfen – oder Fans des Ruhrgebiets sind – werden sich hier den ein oder anderen architektonischen Aha-Moment erleben.

Alle anderen können die Stadt ohne schlechtes Gewissen umfahren, sollten dann aber wenigstens die nahegelegene Gedenkstätte Auschwitz besuchen.

Kuppel des Spodek im Licht der untergehenden Sonne, im Vordergrund unscharf mehrere Gräser
Romantik an der Untertasse

Auschwitz

Bei allen schönen Altstädten und wunderbaren Stränden, sollte man sich auf einer Polen-Reise auch mit der Vergangenheit beschäftigen. Dazu eignet sich zum einen das sehr gute Museum des Zweiten Weltkriegs in Danzig, aber auch das ehemalige deutsche Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau.

Hier beschreibe ich, was es dort heute noch zu sehen gibt. Auch solche Orte gehören, gerade für deutsche Besucher und gerade in Zeiten, in denen die AfD in allen Parlamenten vertreten ist, zum Pflichtprogramm einer Polenreise.

Blick auf den Sicherheitsstreifen zwischen zwei reihen Stacheldraht zwischen den Gebäuden
Elektrozaun in Auschwitz I

Breslau

Breslau ist einfach eine schöne Stadt zum Umherlaufen und zum Selberentdecken. Und das liegt nicht allein an den rund 600 Zwergen, die in der ganzen Stadt zu finden sind.

Meine persönlichen Top 10 der Sehenswürdigkeiten der Stadt – u.a. den spektakulären Marktplatz mit Rathaus, den wunderschönen Hauptbahnhof und die alten Warenhäuser – habe ich hier vorgestellt.

Ein Stop in Breslau lohnt sich auf jeden Fall.

Blick auf die bunten Häuser am Rynek
Einfach hübsch: Häuser am Marktplatz

Posen

Auch Posen sollte man unbedingt besuchen. Die Stadt hat dabei mehr zu bieten als nur eine hübsche mittelalterliche Altstadt.

Meine Lieblingsaktivitäten waren hier interaktiv: ein City Game, bei dem man die Stadt spielerisch kennenlernen kann, und eine Ausstellung zum Thema Kryptologie, bei dem man selber Codes zu ver- und entschlüsseln lernt.

Außerdem lernt man hier, wie die Posener Martinshörnchen gebacken werden und wo sich zwei Ziegen begegnen.

Blick auf den Marktplatz mit Brunnen im Vordergrund, seitlich die Fischerhäuser, hinten das Rathaus mit weiteren Patrizierhäusern
Stary Rynek mit Rathaus im Hintergrund

Was muss man in Polen unbedingt gesehen haben?

Für eine etwa 2-wöchige Reise nach Polen würde ich eher den Westen des Landes empfehlen. Start in Danzig, eventuell ein Abstecher nach Łeba ans Meer, danach Posen, Breslau und Krakau – mit einem Abstechern nach Auschwitz und Zakopane.

Wer mehr Zeit hat, kann dann auch noch Warschau und die Seen in Masuren dazunehmen.

Der Osten des Landes mit den kleinen Orten wie Kazimierz Dolny, Sandomierz und Zamość ist das eher etwas für die nächste Reise.

Ich kann jeden nur ermutigen, auch Polen mal für eine Reise in Erwägung zu ziehen – das Preis-Leistungsverhältnis ist wie erwähnt sensationell gut, man kommt mit Englisch (manchmal auch mit Deutsch) und Übersetzung-Apps gut zurecht und die Orte und Landschaften sprechen für sich selbst.

Selfie des Autors mit Schirmmütze und den beiden Bergseen und dem Bergpanorama im Hintergrund
Polen macht glücklich