Ein Blick ins Alltagsleben im Jahr 79

Ein Besuch in Pompeji stand schon seit vielen Jahren auf meiner to do-Liste. Die Vorstellung, hier eine römische Stadt zu sehen, die im Jahr 79 durch den Ausbruch des nahegelegenen Vesuv quasi mitten aus dem Leben gerissen wurde, hat mich immer schon fasziniert. Bis ins 18. Jahrhundert lag die Stadt unter einer (bis zu 25 Meter) dicken Bimsstein- und Ascheschicht verborgen und geschützt, so dass die 98 Hektar große Stadt sehr gut erhalten ist. 

Reste eines Wohnhauses
Reste eines Wohnhauses

Wo liegt Pompeji und wie kommt man hin?

Pompeji (oder italienisch: Pompei) liegt nur 24 Kilometer südöstlich vom Stadtzentrum von Neapel entfernt und ist am besten mit den Nahverkehrszügen der Circumvesuviana zu erreichen. Vom Bahnhof „Pompei Scavi – Villa Dei Misteri“ sind es nur wenige Meter bis zum Eingang zum archäologischen Park (Parco Archeologico di Pompei).

Säulengänge
Teil der Badeanstalt

Was sollte man vorher wissen?

Ich bin gleich morgens um 9 Uhr dagewesen und kann das sehr empfehlen – so hat man  keine Warteschlangen am Eingang und die Straßen von Pompeji noch fast für sich.

Informationen zu den Öffnungszeiten und Eintrittspreisen (Erwachsene 16 Euro) gibt es hier.

Gipsabdruck eines sitzenden Menschen inmitten von Vasen und Stuckelementen
Es ist zum Heulen:
Man stirbt in Pompeji und wird danach achtlos zusammen mit Vasen gelagert

Ich habe mir zusätzlich noch einen Audioguide (8 Euro, de facto ein Samsung-Smartphone) ausgeliehen und fand die Möglichkeit, mir zu allen Sehenswürdigkeiten etwas erzählen zu lassen, ganz praktisch. Die Orientierung auf dem Gelände, und was wirklich die Highlights sind, geht auf dem kleinen Display allerdings ziemlich unter. Man sollte sich in diesem Falle ausnahmsweise doch mal einen Papier-Stadtplan geben lassen. 

Was gibt es in Pompeji zu sehen?

Jede Menge Ruinen natürlich. Aber im Gegensatz zu anderen Ausgrabungsstätten, wo man meist nur noch ein kleines Gelände und ein paar Gebäude vorfindet, sind in Pompeji die Mauern der Gebäude und die Straßen mit den großen Pflasterblöcken und den Rinnsteinen sehr gut erhalten.

Blick auf das unebene Steinplatten einer Straße
Könnte auch ein Radweg in Hamburg sein

Man hat so wirklich das Gefühl, durch eine richtige Stadt zu laufen. An der einen oder anderen Ecke habe ich wirklich gedacht: „Ach, schöne Lage. Hier konnte man bestimmt gut wohnen.“ Und viele Häuser – gerade die großen Villen mit Atrium, mehreren Zimmern und Gärten – kann man auch von innen anschauen. Zum Teil sind auch noch Fresken oder Mosaike zu bewundern. Allerdings sind viele dieser Kunstwerke im 19. Jahrhundert abgebaut und in Museen (im Archäologischen Nationalmuseum in Neapel kann man viele wiederfinden) „in Sicherheit“ gebracht.

Blick auf Wandmalereien
Ein bisschen erhaltene Deko

Leider sind einige Straßen gesperrt (ich vermute, es wäre zu aufwendig, das gesamte Gelände vor uneinsichtigen Besuchern zu schützen, die sich in der Vergangenheit schon mal an den Wänden verewigt haben) und nicht alle Gebäude zugänglich. 

Blick auf ein Waschbecken am Bürgersteig
Wasserspender am Straßenrand

Auf der Website des Archäologischen Parks sind verschiedene Routen vorgeschlagen, denen man folgen kann, ich bin einfach so durch die Straßen gestromert und habe mich treiben lassen.

Auf einzelne Gebäude einzugehen, würde hier den Zeitrahmen sprengen. Das ist hier eh viel besser und sehr detailliert gemacht.

Ich fand auch eher den Gesamteindruck der Stadt spannend. Vor allem die Einblicke in das Alltagsleben sind in Pompeji so faszinierend. Die großen Tempel am Forum haben mich überhaupt nicht interessiert.

Blick auf die Theke, im Hintergrund ein Wandgemälde
In einem Thermopolium

Meine Favoriten waren die vielen Thermopolia, kleine Restaurants oder Bars mit Theken, in die Töpfe oder Behälter mit Speisen eingelassen waren. Oder die Wahlwerbung an den Wänden einiger Häuser, die in rot noch sehr gut sichtbar ist.

Roter Namensschriftzug auf Häuserwand
Cornelium – Kandidat bei den Kommunalwahlen

Berühmt sind ja auch die Gipsabdrücke der Toten in Pompeji. An einigen Stellen sind die durch Verwesung der menschlichen Überreste entstandene Hohlräume frühzeitig entdeckt worden, die so mit Gips ausgegossen werden konnten. So sind die Menschen (und ein angeketteter Hund) und ihr Tod sichtbar geworden. 

Gipsabdrücke von Toten
Der Gas- und Aschewolke konnte man nicht entkommen

Es gibt noch viel zu tun

Noch ist Pompeji bei weitem nicht komplett ausgegraben. Große Flächen liegen weiterhin unter Schutt und Asche begraben. Das wird wohl noch ein paar Jahrzehnte Arbeit für die Archäologen bedeuten.

Blick auf eine kleine Mauer und den dahinter liegenden Erdwall
Das alles muss noch vorsichtig abgetragen werden

Hoch auf den Vesuv – ein Fehlschlag

Eigentlich wollte ich dann ja auch noch hoch auf den Vesuv, was im Gegensatz zu vielen anderen Vulkanen recht unkompliziert ist. Aber an diesem Tag zu kompliziert für mich.

Lavafeld größtenteils schon wieder bewachsen
Schnappschuss aus dem Busfenster: Ein Lavafeld am Vesuv

Ich hatte mich vorher zwar über die Anreise per Bus direkt vom Bahnhof in Pompeji hoch auf den Parkplatz in 1.000 Meter Höhe schlau gemacht. Was ich aber nicht wusste: Die Anzahl der Besucher ist begrenzt und man muss sich vorher online ein Ticket besorgen. Oben am Eingang ist dies – im Gegensatz zu den Informationen, die noch im Lonely Planet stehen – nicht mehr möglich. Dort kann man am Kiosk das freie WLAN nutzen und sein Glück in letzter Minuten versuchen (Mobilfunkempfang hatte ich dort nicht mehr), aber bei meinem Besuch waren schon alle Tickets für den Tag vergeben.

Meine Enttäuschung hielt sich dann allerdings in Grenzen, da – nach einem wolkenfreien Tag – just zu diesem Zeitpunkt Wolken aufzogen, die kurz danach den Gipfel völlig einhüllten. Ich hätte also den 25-minütigen Aufstieg eh ganz umsonst gemacht.

Wen es interessiert: Die Tickets kann man hier online buchen. 

Zumindest habe ich auf der Busfahrt den Blick auf Neapel und Lavafelder gehabt. Das muss auch mal reichen.

Blick vom Vesuvhang auf die Stadt
Das ist Neapel