Was ist das Besondere an der Fasaneninsel?
Ich habe ein Faible für bizarre Orte und nachdem ich vor einiger Zeit von der Fasaneninsel – die im südwestlichsten Winkel Frankreichs im Grenzfluss Bidasoa liegt – gehört habe, wollte ich mir das unbedingt anschauen. Immerhin gilt die Fasaneninsel, das das kleinste Kondominium der Welt, also ein Gebiet, was von mehreren Staaten gemeinsam beherrscht wird.
In diesem Fall gehört die Insel Frankreich und Spanien. Beide wechseln sich mit der offiziellen Herrschaft alle sechs Monate ab.
Die Fasaneninsel (französisch: Île des Faisans, spanisch: Isla de los Faisanes, baskisch: Faisaien uhartea) wird im Französischen auch Île de la Conférence genannt, was einen Hinweis auf ihre historische Bedeutung gibt.
Was ist die Geschichte der Fasaneninsel?
Aufgrund seiner neutralen Lage zwischen beiden Staaten wurde die Insel schon im Mittelalter von Frankreich und Spanien für den Austausch von Geiseln oder Infantinnen (was wohl auch eher ein Geiselaustausch auf hoher politischer Ebene war) genutzt.
Im Jahre 1659 trafen sich hier der damals 21-jährige spätere Sonnenkönig Ludwig XIV und Philipp IV von Spanien, um mit dem Pyrenäenfrieden das Ende des 24 Jahre dauernden Französisch-Spanischen Krieges zu besiegeln.
Ludwig XIV bekam dort auch die spanische Infantin Marie-Thérèse d’Autrich versprochen, die im im Folgejahr im nahegelegenen St. Jean de Luz heiratete.
Nebenbei wurde auch der bis heutige gültige Status der Fasaneninsel als Kondominium festgeschrieben: Die Insel gehört beiden Ländern und wechselt alle halbe Jahre formell den Verwalter. Vom 1. Februar bis zum 31. Juli ist Spanien in Form der Stadt Irun für die Isla de los Faisanes verantwortlich und von August bis Januar dann die französische Stadt Hendaye für die Île des Faisans.
Ist die Fasaneninsel ansonsten etwas Besonderes?
Im Prinzip ist die Fasaneninsel nur eine unbedeutende Insel in eine unbedeutenden, träge dahin fließenden Fluss zwischen Frankreich und Spanien.
Sie ist offiziell 224 Meter lang und bis zu 41 Meter breit. Das macht insgesamt 6.820 Qudratmeter, die Fasaneninsel ist also etwas kleiner als ein Standard-Fußballfeld (7.140 Quadratmeter). An der höchsten Stelle ist die Insel sechs Meter hoch.
Damit es auch so bleibt und dieses Kondominium nicht irgendwann von einer Flut weggespült wird, sind die Uferböschungen sorgsam mit großen Steinblöcken gesichert.
Von einem Denkmal für den Pyrenäenfrieden abgesehen, ist die Insel unbebaut und natürlich auch unbewohnt. Nur für die Verhandlungen wurden 1659 provisorische Gebäude und Brücken von jedem Ufer aus gebaut, davon ist allerdings nichts mehr zu sehen.
Etwas flussaufwärts gibt es nur eine stinknormale Betonbrücke, die Frankreich und Spanien verbindet. Man kann somit zu Fuß über die Brücke gehen und sich die Insel auch von der spanischen Seite aus anschauen. Auf die Insel selbst kommt man nicht. Wenn man nicht gerade schwimmt.
Die heutige Bedeutung der Fasaneninsel
Im vereinigten Europa ist der genaue Grenzverlauf hier eigentlich ziemlich egal.
Auf beiden Seiten der Grenze sehen sich viele Menschen eh weniger als Franzosen oder Spanier, sondern hauptsächlich als Basken. Dementsprechend sind hier die Beschriftung in der Regel zweisprachig (in der jeweiligen Landessprache und baskisch) und der Rugby Club des nah gelegenen Biarritz spielt auch aktuell in Trikots mit der Flagge der Baskenlandes.
Wie erreicht man die Fasaneninsel mit öffentlichen Verkehrsmitteln?
Der Besuch der Fasaneninsel eignet sich gut für einen Zwischenstopp auf dem Weg von Bayonne, Biarritz oder St. Jean de Luz nach Hendaye oder weiter nach San Sebastián / Donostia.
Mit dem Bus Nummer 3 der regionalen Busgesellschaft Txik Txak kommt man direkt von Bayonne (ca. 1:10 Stunden), Biarritz (1:15 Stunden, mit einmal umsteigen von der City aus), St. Jean de Luz (ca. 15 Minuten) oder Hendaye (ca. 5 Minuten, alternativ mit Bus 33 Richtung Behobia) zur Haltestelle „Béhobie“. Von dort sind es zu Fuß etwa fünf Minuten bis zum Fluss und zur Fasaneninsel.
Aber Vorsicht, der Bus fährt nur sehr, sehr unregelmäßig – vorher also Fahrplan checken.
Von San Sebastián / Donostia ist man mit dem Euskortren E2 in etwa 37 Minuten bis Hendaye.