Ein Touristenort ohne Charme
Der Ort Los Gigantes an der Westküste Teneriffas ist keine Schönheit. Hierher kommt man wohl nur, wenn man ein Apartment mit Meerblick sucht und seinen Urlaub mit allen touristischen Annehmlichkeiten wie ausreichend Restaurants und Geschäften verbringen will. Auch bei deutschen und britischen Auswanderern oder Dauergästen scheint der Ort beliebt zu sein. Über die Hälfte der gemeldeten Einwohner sind hier inzwischen Ausländer.
Mir hat ein Kurzbesuch in Los Gigantes ohne Übernachtung völlig gereicht. Mein Traum vom Glück wären die Apartmentburgen nicht.
Die Steilküste: Acantilados de los Gigantes
Was mich nach Los Gigantes gelockt hat, war die Steilküste. Bis zu 450 Meter fallen die Felsen hier nahezu senkrecht ins Meer. Direkt am Hafen gibt es einen kleinen – nicht unbedingt einladenden – Strandabschnitt mit schwarzem Vulkansand, von dem man einen Teil der Felsen gut sehen kann. Ansonsten gibt es oberhalb des Ortes den einen oder anderen Aussichtspunkt, um die Größe der Felsenwände abschätzen zu können.
Und da die Felswände vom Meer aus besonders eindrucksvoll sein sollen und mir Wale und Delfine versprochen wurden, habe ich noch eine zweistündige Bootstour mitgemacht. Gab ja auch sonst nichts zu sehen in Los Gigantes.
Die Bootstour: Grindwale und Große Tümmler
Zunächst einmal lässt sich vom Meer aus nochmal viel besser erkennen, wie sich unzählige Apartmentblocks eng nebeneinander stehend immer weiter den Berghang hinauf zu fressen scheinen. Aber zum Glück kann man ja auch in die andere Richtung schauen und in nicht einmal 30 Kilometer Entfernung La Gomera sehen.
Erster Stop auf dem Meer ist dann bei einer (Herde? Familie? Rotte? Meute?) Menge Grindwale. Die Tiere mit ihren markanten, kugelförmigen Köpfen leben das ganze Jahr über in den Gewässern Südteneriffas. Etwa 300 von ihnen sind hier heimisch. Wir treffen sie, als sie gerade auf der Jagd nach Riesentintenfischen sind. Das behauptet zumindest der Bootsführer.
Bei Walbeobachtung hatte ich ja eher an Pottwale gedacht, aber man nimmt ja, was man bekommen kann. Etwas enttäuscht bin ich dann später doch, als ich lese, dass die sechs bis maximal acht Meter langen Grindwale eigentlich zur Familie der Delfine gehören. Aber immerhin lerne ich so auch, dass Delfine in Gruppen zusammenleben, die Schulen genannt werden.
Next stop: Playa de Masca. Gut, Strand ist hier eher übertrieben. Aber wer möchte, kann vom Boot aus eine Runde schwimmen gehen. Ich möchte nicht. Auf dieser Reise habe ich zwar tatsächlich mal eine Badehose dabei, aber daran, dass ich kein Handtuch eingepackt habe, merke ich selbst, wie wenig ich ernsthaft daran gedacht habe, schwimmen zu gehen.
Immerhin kann man bei diesen Stop aber ganz gut die Schlucht von Masca sehen und die Steilküste von Los Gigantes aus nächster Nähe sehen. Beeindruckend.
Segelboote als ungefährer Größenvergleich zu der Steilküste Man wartet auf die Delfine Schön erkennbar, wie sich hier an der Küste Lavaschicht über Lavaschicht gelegt hat
Und auf dem Rückweg nach Los Gigantes halten wir dann noch kurz bei einer Schule von Delfinen, großen Tümmlern, um genau zu sein. Einige Mitfahrer geraten beim Anblick der Tiere ganz aus dem Häuschen. Meine Theorie ist ja, dass ganze Generationen von Menschen vom vermeintlich schlauen TV-Star Flipper geprägt sind und daher mehr Intelligenz in Delfine hineinprojizieren, als eigentlich vorhanden ist.
Naja, hübsch anzuschauen sind sie ja.
Präsenzunterricht in der Delfin-Schule Flipper, der Freund aller Kinder