San Sebastián – eine gute Alternative zum überlaufenen Barcelona?
Irgendwie war San Sebastián (oder Donostia, wie die Stadt im Baskischen heißt) nie auf meiner Reise-Agenda. Für meine Reise nach Südfrankreich habe ich in der Vorbereitung aber auch mal einen Blick über die Grenze geworfen und bei Google die Bildersuche angeworfen. Und ich war sofort begeistert: Die Bahía de la Concha vor San Sebastian, umrahmt von Hügeln und einer Insel mittendrin, ist schon auf Fotos umwerfend schön.
Daher habe ich gleich fünf Tage in Donostia eingeplant – und mich nie gelangweilt. Ich kann die Stadt für einen Besuch nur wärmstens empfehlen. Es ist mir ein Rätsel, warum San Sebastián noch ein touristisches Schattendasein führt. Im Gegensatz zum sehr überlaufenen Barcelona bekommt man hier in der Nebensaison übrigens auch noch vergleichsweise günstige Unterkünfte.
Die touristischen Highlights von San Sebastián
Es gibt sicherlich unzählige Sehenswürdigkeiten in San Sebastián / Donostia, die ich übersehen oder verpasst habe. Die folgenden Sehenswürdigkeiten und Spaziergänge sind meine ganz persönlichen Favoriten.
Ausblick vom Monte Igueldo
Alles darf man in San Sebastián verpassen – aber auf keinen Fall den Ausblick vom Monte Igueldo bei Sonnenschein.
Man erreicht den Monte Igueldo entweder zu Fuß (vom Stadtzentrum aus ein Fußweg von etwa 75 Minuten (knapp fünf Kilometer) oder man nimmt einen Bus der Linie 16 Richtung Igueldo ab der Haltestelle Orieta 6 aus der Innenstadt bis zur Haltestelle Kristobal Balenziaga 2. Von dort sind es dann noch 850 Meter bis ganz auf den Berg.
Die dritte Variante: Ein Spaziergang am Meer entlang bis zur Zahnradbahn Funicular Monte Igueldo (im Winter mittwochs geschlossen) fast von der Playa Ondarreta. Diese von der Königin María Cristina eingeweihte Zahnradbahn ist noch fast im Originalzustand des Baujahres 1912 und damit selbst eine Sehenswürdigkeit. Im Winter fährt sie allerdings nur am Wochenende, überwindet aber innerhalb von vier Minuten eine Höhendifferenz von 151 Metern auf nur 312 Metern Streckenlänge – das sind teilweise Steigungen von 58 Prozent (Kosten: hin und zurück 4,50 Euro, nur hoch 3,05 Euro, nur runter 1,80 Euro).
Auf dem Monte Igueldo gibt es einen Amusement Park (im Winter nur am Wochenende geöffnet – dies Öffnungszeiten findet man hier), der fast den Anschein macht, aus dem Gründungsjahr der Zahnradbahn zu stammen.
Dessen Wasserbahn „Rio Misterioso“ ist zwar nicht mysteriös, aber immerhin TikTok-famous. In kleinen Bötchen wird man auf einem Kanal ein Stück um den Berg herumgeführt und hat sensationelle Ausblicke auf den Ozean und die Bahia de la Concha und San Sebastián (Kosten: 2,30 Euro pro Person).
Die selben Ausblicke hat man kostenlos allerdings auch auf dem parallel verlaufenden Fußweg.
Ausblick vom Monte Urgull
Ebenfalls einen guten Ausblick auf Stadt, Hafen und die Bucht – wenn auch einen nicht ganz so spektakulären wie vom Monte Igueldo – hat man vom der Altstadt näher gelegenen Monte Urgull. Hier gibt es verschiedene Aussichtspunkte. Ich empfehle den von der Batteria de Damas mit ihren alten Kanonen.
Freunde von Burgen und Festungsanlagen werden sich auf dem Monte Urgull wohl fühlen. An vielen Stellen wird man hier an die Geschichte erinnert und kann erkennen, wie Stadt und Bucht seewärts geschützt wurden.
Plaza de la Constitución
Die Plaza de la Constitución (auch Plaza Berria oder auf baskisch Konstituzio plaza) ist mein Lieblingsplatz in San Sebastián. Fast etwas versteckt liegt er mitten in der Altstadt und beeindruckt durch seine einheitliche Bebauung im neo-klassischen Stil.
Auf drei Seiten des 1689 angelegten Platzes haben die Häuser aus dem Jahr 1817 über Kollonaden drei Etagen mit Wohnungen und eine Dachetage mit Gauben. Auf der vierten Seite steht das Alte Rathaus mit seiner Barockfassade.
Über allen Balkontüren der Häuser stehen Nummern. Auf den ersten Blick erinnert das an Gefängniszellennummerierungen oder wie an einen überdimensionierten Adventskalender. Die Lösung ist aber simpel: Die Stadtverwaltung von San Sebastián hatte den Bau der Häuser in Auftrag gegeben und sich das Recht vorbehalten, die Fensterplätze wie Logen bei früher gelegentlich auf der Plaza stattfindenden Stierkämpfen zu vermieten.
Spaziergang am Urumea Itsasadarra
Auf der Altstadtseite kann man gut vom Meer bis zur Puente de Maria Cristina und dann am anderen Ufer bis zur Playa Zurriola spazieren und dann vielleicht anschließend im Viertel Zurriola etwas essen gehen.
Unterwegs kommt man an vielen beeindruckenden Gebäuden vorbei – unter anderem dem Theater Victoria Eugenia Antzokia und dem 5-Sterne-Hotel Maria Cristina. Außerdem kann man dem Wellenspiel zuschauen, wenn im kanalisierten Flussbett das Meer auf den Urumea Itsasadarra trifft.
Surfern zuschauen an der Playa Zurriola
Ein besonderes Schauspiel ist am späten Nachmittag, wenn die Bewohner von San Sebastián (und sicherlich auch einige Touristen) mit dem Surfbrett unter dem Arm zur Playa Zurriola strömen, um dort den Feierabend in den Wellen zu genießen.
Auch kurz nach Sonnenuntergang Anfang Dezember sind hier noch um die 70 Surfer im Wasser, um die Wellen der Flut bis zum letzten Moment auskosten zu können. Der ideale Ort, um es sich mit einem Snack und einem Getränk auf einer der unzähligen Bänke an der Uferpromenade gemütlich zu machen.
Spaziergang an der Playa de Concha und der Playa de Ondarreta
San Sebastián ist gleich mit drei Stränden in unmittelbarer Innenstadtnähe gesegnet.
Die Playa de la Concha beginnt direkt im Centro und geht fast nahtlos (getrennt durch einen Felsvorsprung, durch den ein Tunnel führt) in die Playa de Ondarreta über.
Ich empfehle einen Spaziergang vom Rathaus zum Kunstwerk Peine del Viento („Windkamm“ – drei jeweils zehn Tonnen schwere Stahlstrukturen, die in die natürlichen Felsen montiert wurden) am Ende der Playa Ondarreta.
Die Strecke von knapp drei Kilometern Länge kann man eigentlich täglich zu unterschiedlichen Tageszeiten machen und wird sich nie langweilen. Unterwegs kommt man auch noch am Palacio de Miramar vorbei, einem ehemaligen Palast, der jetzt als Kongresszentrum genutzt wird.
Ziellos durch die Stadt schlendern
Ob in den Gassen der Altstadt rund um die Plaza de la Constitution oder in den breiteren Straßen und Boulevards des Centro – San Sebstastián ist eine großartige Stadt, um einfach nur umherzuschlendern und die Architektur und die Stimmung auf sich wirken zu lassen.
Mir haben es dabei die Häuserfronten mit dieser für Donsotia typischen Mischung aus Loggia und Erker angetan. Vor allem an Häuserecken sind diese besonders beeindruckend.
Die Museen: San Telmo Museoa und Eureka! Zientzia Museoa
Für einen der vielen Regentage hat San Sebastián zum Glück auch noch Museen. Die vielleicht wichtigsten sind das San Telmo Museum zur baskischen Kultur und das Wissenschaftsmuseum Heureka.
Das Museum San Telmo sollte man sich am besten an einem Dienstag anschauen. Dann ist der Eintritt frei (sonst 10 Euro Eintritt, Montag Ruhetag). Bei meinem Besuch war eine Ausstellung mit Fotografien von San Sebastían rund um das Jahr 1900 der spannendste Teil des Museums. Empfehlenswert ist auch noch der Einblick in die Entwicklung der baskischen Gesellschaft im 20. Jahrhundert im Obergeschoss. Bei freiem Eintritt ist das Museum okay, ansonsten würde ich den Besuch eher nicht empfehlen.
Sehr empfehlenswert ist hingegen das Eureka! Zientzia Museoa am Stadtrand (Anreise mit dem Bus der Linie 28 ab „Urbieta 12“ in der Innenstadt bis Miramón, ca. 25 Minuten Fahrzeit) – nicht nur, aber insbesondere für Kinder.
Es ist ein sehr schönes Wissenschaftsmuseum mit allerlei Mitmachelementen aus den Bereichen Mechanik, Elektrik, Optik und Biologie. Wer außerdem schon immer mal messen wollte, wieviel Kraft er in den Händen hat oder wie gut die Reaktionsfähigkeit ist, kommt hier auch auf seine Kosten.
Die Kirchen: Catedral del Buen Pastor und Basílica Santa María
Die zwei wichtigsten Kirchen von San Sebastián sind wohl die Catedral del Buen Pastor (zu deutsch: „Kathedrale des Guten Hirten“, baskisch: Artzain Onaren Katedrala) und die Basílica de Nuestra Señora del Coro (baskisch: Koruko Andre Mariaren Basilika).
Die Kathedrale, die von 1887 bis 1897 im historizierenden neo-gotischen Stil erbaut wurde, punktet mit hübschen, bunten Kirchenfenstern, vielen Altären mit viel Goldverzierungen, einem Marmorjesus mit viel Liebe zur Wundausgestaltung und vielen gotisch erscheinenden Säulen.
Mit einer Grundfläche von fast 2.000 Quadratmetern bietet sie Platz für 4.000 Besucher.
Für die Basílica Santa María (fertiggestellt 1774) muss man drei Euro Eintritt zahlen. Dafür bekommt man ein sehr kleines Museum mit einer Auswhl von allem, was sich so im Laufe der Jahrhunderte so ansammelt: kleine Altäre, Marien- und Heiligenstatuen, Gemälde, Eucharisitiezubehör.
Auffallend in der Basilika ist der Zustand der Altäre, die dringend mal poliert und tiefengereinigt werden müssten. Ansonsten gibt es auch hier viel Barock: vergoldetes, gesäultes und verziertes Kircheninterieur.
Überall kleine Leckereien: Pintxos
In eigentlich jeder Bar in San Sebastián gibt es sogenannte Pintxos, kleine mit Fleisch, Salaten, Meeresfrüchten oder vegeterisch belegte Brotscheiben. Der Variantenreichtum ist beeindruckend und man kann diese an Tapas erinnernden Snacks zu jeder Tageszeit genießen.
Hin und wieder ein Espresso für 1,50 Euro und ein, zwei, drei Pintxos, dann geht es weiter. So kann man Stunden in Donostia verbringen.
Und was ist nun der Haken an San Sebastián?
Ich spreche hiermit eine uneingeschränkte Reiseempfehlung für San Sebastián / Donostia aus. Die Stadt ist ein absolutes Top-Reiseziel für schätzungsweise bis zu fünf Tagen. Zur Not kann man sich die meisten Sehenswürdigkeiten (ohne Museen) auch an einem Tag anschauen, da alles sehr nah beieinander liegt.
Dann muss man allerdings Glück mit dem Wetter haben. San Sebastián hat nämlich statistisch 185 Regentage pro Jahr. Ansonsten fällt mir aber wirklich nichts ein, was gegen einen Besuch sprechen könnte.