Sehnsuchtsziel Alhambra

Die Alhambra in Granada – ich kann mich nicht mehr erinnern, seit wann die Burg- und Palastanlage aus maurischen Zeiten als Reiseziel in meinem Hinterkopf herumgeistert. Wahrscheinlich habe ich davon zuerst als Kind in GEO gelesen oder bei Terra X oder einer ähnlichen Sendung Berichte darüber gesehen.

Jedenfalls war die Alhambra für mich eines jener mystischen Reiseziele wie Machu Picchu, die Pyramiden von Gizeh oder die Tempelanlagen von Angkor Wat. Es war also klar, dass Granada eines der Ziele meiner winterlichen Reise durch Andalusien und Portugal sein würde.

Mehrere Gebäude durch ein Gitterfenster fotografiert
Schöne Gebäude, soweit das Auge reicht

Was ist die Alhambra eigentlich?

Im Jahr 1238 zog der erste Nasridenherrscher Muhammad I. ibn Yūsuf ibn Nasr von Jaén nach Granada um und begründete hier eine Dynastie, die bis zur Eroberung durch die spanischen Könige 1492 andauerte. In dieser Zeit entstand auch die Alhambra, zunächst als Zitadelle – also als militärische Festung – auf einem Hügel über der Stadt.

Nach und nach entwickelte sich auf einer Fläche von 740 mal 220 Metern ein Komplex, der als Oberstadt und Verwaltungssitz auch den Adel und das Militär beherbergte. Der Name Alhambra leitet sich wohl am ehesten aus dem arabischen Begriff für „rote Festung“ ab. Aber so genau weiß das niemand.

Granada gehörte damals zu den modernsten Städten der Welt. Wasserleitungen, Krankenhäuser, Bibliotheken und eine blühende Kunst- und Wissenschaftsszene müssen für den Rest Europas wie ein Paradies geklungen haben.

Wand mit Fenstern und Besuchern
Feine Verzierungen an den Wänden der Paläste

Was gibt es in der Alhambra zu sehen?

Die Alcazaba

Beginnen wir mit dem langweiligsten Teil der Alhambra: der Alcazaba, dem Komplex aus Stadtmauern und Wehrtürmen. Hierher kann man mal einen kurzen Abstecher machen und einen Blick auf Granada werfen, umwerfend ist das aber nicht. Abhaken und weiter zu den Palästen und Gärten, sollte die Devise sein.

Türme und Stadtmauer der Alhambra
Vergleichsweise öde: Die Alcazaba mit ihren Wehrtürmen

Die Nasridenpaläste

Die Nasridenpaläste (Palacios Nazaries) mit ihren Innenhöfen und Gärten aus dem 14. Jahrhundert sind das Glanzstück der Alhambra. Hier befanden sich Regierungssitz und Privatgemächer der Emire. Die Paläste gelten als das schönste islamische Gebäude in Europa – dementsprechend ist auch die gesamte Alhambra seit 1983 Weltkulturerbe der UNESCO.

Spiegelungen eines Palastes im Wasser des Innenhofes
Spiegelungen im Wasser sind ja immer ein dankbares Motiv

Der Rundgang führt durch mehrere Gebäude, Innenhöfe und Säle, die man sich gar nicht alle merken kann. Allen gemein ist ihre aufwändige Gestaltung. Zum Teil haben sie prunkvolle Holzdecken, zumindest aber immer schöne, sehr filigrane Stuckarbeiten, vor allem Arabesken und arabische Schriftzüge.

Brunnen und kleine Kanäle
Schöner Brunnen und kleine Wasserrinnen auf dem Patio de los Leones

Auffällig sind auch die kleinen Wasserrinnen oder -becken in den Innenhöfen, die ein Aufheizen der Paläste im Sommer verhindern sollten. Für unaufmerksame Besucher sind sie jetzt natürlich eine Gefahrenquelle, sich nasse Füße zu holen.

Kleiner Palast mit einem Wasserbecken
El Partal – wieder mit einem Wasserbecken

Der Palast Karls V.

Der Palast Karls des Fünften wirkt in der Alhambra wie ein Fremdkörper. Und das ist er auch architektonisch. Nach dem Rückzug der Mauren wurden 1527 Teile der vorhandenen Paläste abgerissen, um diesen Renaissance-Palast zu errichten.

Palast in der Komplettansicht von außen
Der Palast Karls V. wurde erst nach dem Abzug der Mauren erbaut

Heute ist hier das Museum der Schönen Künste untergebracht (keine Ahnung, wer zu dessen Besichtigung auch noch Zeit und Lust hat), sehenswert ist allerdings der runde Innenhof mit seinen zweistöckigen Säulengängen. So wirklich wichtig war Karl V. dieser Palast offensichtlich nicht – oder den spanischen Königen ist einfach das Geld ausgegangen und sie haben lieber Paläste in Madrid gebaut. Das Gebäude war jedenfalls über Jahrhunderte eine Bauruine – das Dach ist erst 1929 aufgesetzt worden.

Der Generalife

Der Generalife war seit dem frühen 14. Jahrhundert der Sommerpalast der maurischen Herrscher und liegt etwas abseits und oberhalb der anderen Gebäude der Alhambra. Kernstück des Palastes ist der Hof des Wasserkanals – der Name sagt alles.

Springbrunnenbecken innerhalb des Generalife in Granada
Noch mehr Wasserspiele im Generalife

Rund um den Generalife liegt der älteste maurische Garten in Spanien. Wobei dessen heutiges Aussehen erst in den Jahrhunderten unter der Herrschaft der spanischen Könige entstand. Auffällig sind hier die mit schwarz-weißen Mosaiken versehenen Wege.

Blick auf den Generalife durch einen Torbogen
Der Sommerpalast Generalife

Lohnt sich ein Besuch der Alhambra?

Ja, ein Besuch der Alhambra lohnt sich auf jeden Fall.

Machu Picchu und Angkor Wat, die oben genannten anderen mystischen Orte, fand ich zwar nochmal deutlich spannender, aber das lag vielleicht auch an der jeweiligen Location und dem Umstand, dass es sich um fast vergessene Zivilisationen handelte, während der Einfluss der Mauren in Andalusien eigentlich noch in jeder größeren Stadt spürbar und zu sehen ist.

Innenhof umgeben von reich verzierten Säulen, in der Mitte ein Brunnen mit Löwen aus Stein
Hübsch: der Patio de los Leones

Voll wird es dort auf jeden Fall, nach Möglichkeit sollte man also die Hauptreisezeiten im Sommer vermeiden oder sich zumindest Tickets für die ersten Besichtigungsslots am frühen Morgen sichern (s.u.).

Aber die Alhambra ist eben eine Burg- und Palastanlage, die man von vielen Punkten der Stadt aus sehen kann und die ein schönes Gebäudeensemble ist. Sie gehört daher zu Recht zu den meistbesuchte Touristenattraktionen in Europa.

Blick auf die Kirche über ein Wasserbecken hinweg
Iglesia de Santa Maria de la Encarnación

Von wo aus sieht man die Alhambra am besten?

Mirador de San Nicolás

Den vielleicht schönsten Blick auf die Alhambra hat man vom Mirador de San Nicolás aus. Im Hintergrund erkennt man die weißen Bergspitzen der Sierra Nevada und rechterhand liegt einem die Innenstadt von Granada zu Füßen.

Ansicht der Alhambra, im Vordergrund der Eingang zu einem Restaurant
Aussicht auf die Alhambra vom Mirador de San Nicolás

Überall von Albaicín aus

Der Stadtteil Albaicín ist wahrscheinlich der schönste von Granada. Hier findet man gemütliche Gassen mit Kopfsteinpflaster und alte, meist weiße Häuser, die sich in den Hang gegenüber der Alhambra schmiegen.

Hier kann man einfach für ein paar Stunden spazieren gehen, Kaffee trinken und sich auf angenehme Art verlaufen. Immer wieder ergeben sich von kleinen Plätzen oder durch Gassen Blicke auf die Alhambra. Wenn man weiter den Berg hinaufläuft, kommt man irgendwann zum Museo Cuevas del Sacromonte, wo ein paar der ehemaligen Höhlenwohnungen zu besichtigen sind. Wenn man Matera kennt, ist dies aber eher ein langweiliger Ausflug.

Blick auf die Alhambra durch einen vergittertes Steinbogen
Alhambra hinter Gittern

Silla del Moro

Die Silla del Moro ist eine Burgruine aus dem 13. Jahrhundert, die auf dem Hügel oberhalb der Alhambra liegt. Als ich im Dezember da war, war sie gerade geschlossen, aber vom Eingangstor hat man trotzdem einen sehr guten Blick auf die Alhambra und Granada.

Gelände der Alhambra von schräg oben, Granada im Hintergrund
Die Alhambra von oben – von der Silla del Moro aus gesehen

Quick Facts
Alhambra

Anreise

Granada ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln sehr gut zu erreichen. Direktbusse von Avanza oder Alsa fahren von den Städten und Flughäfen Sevilla, Málaga und Granada bis zum etwas außerhalb der Innenstadt gelegenen Busbahnhof.

Bei Omio finden sich auch die entsprechenden Bahnverbindungen mit Renfe, die in der Regel deutlich teurer, aber nicht schneller sind.

In Granada erreicht man die Puerta de la Justicia, das Eingangstor zur Alhambra, wenn man Tickets online vorbestellt hat, zu Fuß in etwa zehn bis 15 Minuten.

Blick vom Generalife auf den Rest der Alhambra
Blick vom Generalife auf den Rest der Alhambra

Öffnungszeiten

Geöffnet ist die Alhambra im Winter (15.10. bis 31.3.) von 8:30 Uhr bis 18 Uhr, im Sommer bis 20 Uhr.

Für die Besichtigung der Nasridenpaläste muss man unbedingt Eintrittskarten auf der offiziellen Website vorbestellen – am besten schon Wochen im Voraus. Selbst im Dezember sind mittags an der Tageskasse schon sämtliche Tickets für den Tag ausverkauft. Zur angegebenen Zeit muss man dann auch wirklich dasein, sonst verfallen die Eintrittskarten.

Wichtig: Neben den digitalen oder ausgedruckten Eintrittskarten muss man auch den bei der Bestellung angegebenen Reisepass oder Personalausweis dabei haben.

Fassade eines Palastes zum Innenhof
Überall schöne Kacheln und Steinverzierungen

Eintritt

Der Eintritt kostet für die gesamte Alhambra 14 Euro. Für nur sieben Euro gibt es auch Karten für die Gärten, die Alcazaba und den Generalife, aber darauf sollte man sich nur einlassen, wenn am gewünschten Besuchstag wirklich keine Tickets für das Gesamtticket inklusive der Paläste erhältlich sind.

Blick durch eine kleine Gasse zur Alhambra
Immer im Blick: die Alhambra