Leben am Abgrund
In den Sarawat-Bergen mit seinen bis zu 3.000 Metern hohen Gipfeln in der Asir-Region im Südwesten Saudi-Arabiens liegt das kleine Dorf Al Habala, das nur aus ein paar Sandstein-Häusern besteht.
Das Dorf selbst wäre nicht sehenswert. Aber hier gilt die alte Immobilien-Weisheit: Lage, Lage, Lage.
Al Habala liegt nämlich unglaublich spektakulär in einer eh schon beeindruckenden und kargen Berg- und Tallandschaft auf einem Vorsprung in der Steilwand etwa 300 Meter unterhalb des Bergplateaus.
Früher kam man nur mit Hilfe von Leitern aus Seilen in das Dorf, das von den „Blumenmenschen“ (so benannt nach den Blumen, die sie als Schmuck im Haar trugen, bevor es irgendwann a thing in San Francisco wurde) des Qahtan-Stammes bewohnt wurde, die angeblich zu Zeiten des Osmanischen Reiches vor 400 Jahren hierher vor den Türken flohen.
Seit dem Bau einer 1990 zu touristischen Zwecken gebauten Seilbahn ist das Dorf unbewohnt. Die letzten Bewohner wurden von der Polizei in ein neues Dorf im Tal zwangsvertrieben. Sie dürfen nun nur noch in der Hauptsaison zurückkommen, um Touristen mit traditionellen Tänzen eine historische Illusion vorzuspielen.
Mit der Seilbahn ans Ende der Welt
Zu Fuß kommt man nicht hinunter nach Al Zabala – der einzige Weg ist die 600 Meter lange Seilbahn.
Die saudische Tourismusbehörde preist die Fahrt mit der Seilbahn hinunter in das Dorf als „thrilling ride„. Die Aussicht ist für schwindelfreie Reisende bestimmt ganz nett. Ob man da aber wirklich mehr sieht als von verschiedenen Aussichtspunkten und ob ein paar unbewohnte Häuser den Preis von 70 saudischen Rial (ca. 17 Euro) wert sind, das muss jeder für sich selbst entscheiden.
Mit wurde die Entscheidung abgenommen, da ich Anfang März dort war und die Seilbahn noch Winterpause gemacht hat.
Spektakuläre Landschaft, aber ein Aber
Irgendwie scheint das Thema Umweltschutz noch nicht so richtig ins Bewusstsein der Menschen in Saudi-Arabien gedrungen zu sein. Immer wieder sieht man, wie Müll einfach aus dem Autofenster geworfen wird und am Straßenrand von Gastarbeitern wieder eingesammelt werden muss.
Und in Al Habala lässt man seinen Müll anscheinend auch einfach liegen. Möglicherweise wir der schnell wieder eingesammelt, wenn auch viele Besucher da sind. Im Winter jedoch bilden sich an einigen Stellen kleine Müllhalden, die den Ausblick in die Berglandschaft etwas stören.
Anreise nach Al Habala
Wie schon beim (Halb-) Tagesausflug nach Rijal Almaa gilt auch hier: Man braucht einen Mietwagen, um nach Al Habala zu kommen.
Das hängende Dorf liegt etwas über 60 Kilometer von Abha (ca. eine Stunde Fahrzeit) und knapp 50 Kilometer oder 45 Minuten vom Flughafen Abha (Flughafen-Code: ABH) entfernt.
Die Fahrt führt über sehr gut ausgebaute Straßen nach Al Habala.
Als Zielpunkt kann man „Al Habala Tourist Park & Cable Car“ ins Navigationssystem eingeben und sich dann vor Ort entscheiden, ob man das Auto direkt an der Seilbahn oder auf einem – zumindest im Winter – überdimensionierten Parkplatz abstellen möchte.
Ich habe dort an einem Freitagmittag höchstens eine Handvoll anderer Besucher angetroffen und konnte daher ungestört herumlaufen und Fotos machen.
Man kann entweder zu Fuß von der Seilbahnstation zum großen Parkplatz laufen (ca. drei Kilometer) oder die Strecke einfach mit dem Auto fahren und immer wieder anhalten, weil sich eine noch schönere Aussicht auf das Tal und die großartige Landschaft ergibt.