Wie heißt der Ort nun: Kazbegi oder Stepanzminda?

Ach, es ist kompliziert. Offiziell heißt der Ort mit den etwa 1.300 Einwohnern im Nordosten Georgiens seit 2006 wieder Stepanzminda (oder auch Stepantsminda geschrieben), so wie vor der Umbenennung im Jahr 1925. Statt eines Ortes, der nach dem Heiligen Stephanus benannt war, wollten die Sowjets lieber einen Ort, der den Namen eines russisch-loyalen Adeligen trägt, der hier im 19. Jahrhundert Aufstände gegen die Russen unterdrückt hatte.

Eine graue Kuh steht mitten in Kazbegi auf einer Wiese und guckt blöd
Graue Kühe – kann ich bis dahin auch noch nicht

Daher in aller Kürze: Jetzt ist es Stepanzminda, früher war es mal Kazbegi. Das Problem: Der alte Name wird im Alltag einfach weiter genutzt. Marshrutkas tragen beispielsweise die Zielkennzeichnung „Kazbegi“.

Was alles noch komplizierter macht ist wie immer die Transkription aus dem Georgischen: Mal wird es Qasbegi, mal von Kazbegi geschrieben und mal Stepanzminda und mal Stepantsminda. Ich habe mich jetzt hier für die weiter verbreitete „englische“ Schreibweise Kazbegi entschieden.

Berg im Hintergrund, im Vordergrund eine Natursteinmauer mit dem Schild "Do not ascend"
Ich wollte eh nicht auf den 5.054 hohen Mt. Kasbek steigen

Warum sollte man nach Kazbegi fahren?

Kazbegi liegt an der alten Georgischen Heerstraße, die durch den Hohen Kaukasus führt und Georgien mit Russland verbindet (die georgisch-russische Grenze ist nur zwölf Kilometer nördlich von Kazbegi). Von Kazbegi aus kann man einige Wanderungen in die Berge unternehmen, den Mount Kazbeg (5.054 Meter hoch) besteigen oder einfach die Bergwelt auf sich wirken lassen.

Zu den beliebtesten Ausflugszielen gehört die Gergetier Dreifaltigkeitskirche („Gergetis Sameba“), die etwa fünf Kilometer entfernt auf 2.170 Metern Höhe pittoresk vor dem Mount Kazbek liegt.

Dreifaltigkeitskriche hoch auf dem Berg, im Vordergrund eine Hausruine
Die Dreifaltigkeitskirche ist fast von überall in Kazbegi zu sehen

Wanderung zur Dreifaltigkeitskirche

Schwierige Routenwahl

Ich hatte mir für die Wanderung zur Gertiner Dreifaltigkeitskirche eine Route bei Komoot rausgesucht, aber nicht nachgeschaut, wie die Beschaffenheit des vorgeschlagenen Wanderwegs ist und wie die Steigung auf der Strecke ist – ein kleiner Fehler.

Denn so hatte ich eine Route gewählt, die sehr steil war. Stellenweise waren es 72 Prozent Steigung, wie ich hinterher gesehen habe, und ich musste hin und wieder über Felsen klettern. Für den Hinweg war das machbar, der Rückweg wäre so nicht zu schaffen gewesen.

Während ich so auch auf dem Hinweg der einzige Wanderer auf diesem Pfad war, kam mir kurz vor der Klosterkirche eine Wanderin entgegen, der ich erfolgreich von dieser Route abraten konnte. Zu steil, zu rutschig wegen des trockenen Untergrunds – die Gefahr, dort abzustürzen, ist einfach zu groß.

Kaum zu erkennender Pfad über Felsen und Gras
Hier irgendwo ist der Weg nach oben

Aber immerhin bin ich so, trotz kurzer Atempausen, recht flott auf den Berg gekommen. Und, ich muss es ja zugeben, die Aussichten waren auf dieser Strecke atemberaubend. Irgendwie fühlte es sich dann auch verdient an, mit mehr Anstrengung die Dreifaltigkeitskirche bei bestem Sonnenschein vor dem Panorama des Mount Kazbek zu sehen.

Kirche mit Mount Kasbek im Hintergrund
Dieser Ausblick ist der Lohn des anstrengenden Aufstiegs

Die Kirche selbst (innen ist fotografieren übrigens verboten) ist eher uninteressant: Hier schlägt Lage ganz eindeutig Architektur. Interessant ist trotzdem, dass die Kuppelkirche im 14. Jahrhundert aus Steinen mit quadratischen Seitenflächen erbaut wurde. Der Aufwand, hier so weit abseits der Städte und ohne Maschinen eine solche Kirche zu bauen – das ist schon beeindruckend.

Blick auf Berge und Täler
Toller Ausblick, wenn man mal durchatmen muss

Alternative Wege nach oben

Da kommt man sich mit seiner Wanderung schon wieder lächerlich klein vor. Zu Sowjetzeiten gab es hier übrigens mal für ein paar Jahre eine Seilbahn, die dann aber auf Druck der Bevölkerung wieder abgerissen wurde. Die Menschen hatten das Gefühl, dass der Ort dadurch entweiht wird. Das kann ich absolut nachvollziehen.

Von der Seilbahn sind nur noch ein paar Fundamente auf dem Berg erkennbar. Stattdessen stehen hier zahlreiche Mitsubishi Delica Minibusse, die über Allradantrieb verfügen und Touristen bis zur Kirche hochfahren.

Taxis mit Allradantrieb stehen aneinandergereiht auf einem Parkplatz vor der Kirche
Man kommt auch ohne Anstrengung zur Dreifaltigkeitskirche…

Auf Fotos der Tourismusbehörden sieht man oft noch eine unbefestigte Piste, die „von hinten“ zur Kirche führt. Diese Piste wurde 2018 zu einer richtigen Straße ausgebaut. Einige Zeit konnten so auch ganz normale Autos bis direkt vor die Kirche fahren. Ein Teil der Straße wurde allerdings 2021 von einem Erdrutsch weggerissen, so dass aktuell wieder nur Allrad-Fahrzeuge über eine andere Strecke ganz nach oben kommen.

Blick auf die Dreifaltigkeitskirche aus großer Entfernung
Ein letzter Blick zurück vor dem Weg zurück nach Kazbegi

Leichter Weg zurück ins Tal

Der Weg zurück nach Kazbegi war zwar nicht ganz so spektakulär wie der Aufstieg, führte aber durch Waldstücke, an Bachläufen entlang und bot auch schöne Aussichten. Und vor allem war er viel einfacher zu laufen. Die steilen Passagen sind hier mit Treppen zu überwinden.

Die Route, die ich genommen hatte, war hin und zurück übrigens 9,25 Kilometer lang mit 530 Höhenmetern.

Straße führt an herbstlichem Wald Richtung Berge
Indian Summer in Georgien

Das ist somit eine Wanderung, die man problemlos noch an dem Nachmittag absolvieren kann, an dem man in Kazbegi ankommt. Für die ganz Eiligen bedeutet dies: Theoretisch kann man abends oder am späten Nachmittag wieder nach Tiflis zurückfahren und die Gergetiner Dreifaltigkeitskirche so mit einem Tagesausflug besuchen.

Ich empfehle allerdings mindestens eine Übernachtung. Das Wetter kann hier doch sehr launisch sein und man erhöht so einfach seine Chancen, bei Sonnenschein zu wandern.

Kleine weitere Wanderung

Ich war für zwei Nächte in Kazbegi und habe am nächsten Morgen noch die Kirche Ioane Natlismcemeli auf der anderen Seite von Kazbegi auf knapp 2.000 Metern Höhe besucht.

Ioane Natlismcemeli mit Blick auf Gergetier Dreifaltigkeitskirche
Klosterkirche oberhalb von Kazbegi

Ab Mittag setzt dann der angekündigte Dauerregen ein, bei einer kurzzeitiger Regenpause konnte man dann schön den Neuschnee auf den Bergen rundherum sehen. Das nahegelegene Tussra-Tal soll auch noch sehr hübsch sein, wegen des schlechten Wetters habe ich darauf allerdings verzichtet. Die Travel Agentur bietet täglich um 9:15 und 11:15 Uhr Busse an, die dorthin fahren.

Noch eine Information für Besucher, die auf der Suche nach einem Mietwagen sind: Am Kiosk am „Busbahnhof“ habe ich einen Aushang gesehen, der Allrad-Fahrzeuge pro Tag für 120 Lari (ca. 44 Euro) anbot.

Blick auf den wolkenverhangenen Mount Kasbek und die Dreifaltigkeitskirche
Neuschnee auf den Bergen

Wie kommt man mit dem Bus nach Kazbegi?

Vom Busbahnhof Didube (an der Metro-Station Didube) in Tiflis fahren Marshrutkas mindestens stündlich nach Kazbegi. Die Rückfahrtzeiten ab Kazbegi kann man dem folgenden Foto entnehmen.

Schild auf einer Betonplatte mit Abfahrtszeiten der Marshrutkas nach Tbilisi
Die Abfahrtszeiten der Marshrutkas nach Tiflis

Die Fahrt dauert etwa drei Stunden und kostet 15 Lari (ca. 5,50 Euro).

Und wie ist die Fahrt nach Kazbegi?

Die Fahrt nach Kazbegi ist schon abenteuerlich. Die Fahrweise der Marshrutka-Fahrer kann mal wohl mit „rasant“ ganz gut beschreiben. Wenn mitten auf der Straße eine Kuh steht, rechts davon ein Lkw fährt – dann wird hier einfach zügig links von der Kuh noch überholt. Ich glaube weder Kuh noch Marshrutka-Fahrer zucken dabei auch nur mit den Wimpern.

Vielleicht war es also ganz gut, dass die Bergpässe Richtung Kazbegi wolkenverhangen waren, so hat man den Abgrund rechts von der Straße nicht sehen können. Gut, die Fahrer haben auch nach vorne nicht viel sehen können, aber sie scheinen da ja eh mit mehr Gottvertrauen unterwegs gewesen zu sein als ich.

Übernachtung in Kazbegi

Es gibt in Kazbegi zahlreiche Guesthouses und Bed&Breakfast-Unterkünfte.

Ich kann das folgende sehr empfehlen:

Guest House Tampa (*)

Familiengeführtes Guesthouse mit mehreren Zimmern mit eigenem Badezimmer. Bei gutem Wetter bieten die Zimmer einen guten Blick auf Mount Kazbek und die Dreifaltigkeitskirche.

Tabidze 68, Kazbegi

Blick aus dem Fenster Richtung Dreifaltigkeitskirche und Mount Kazbek
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