Seltsame, schöne Häuser
Alberobello stand schon länger auf der Liste von Orten, die ich unbedingt mal besuchen wollte. Der Grund: die seltsamen Häuser, für die die Kleinstadt in Apulien bekannt ist (und von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt wurde), die Trulli.
Diese Spitzkuppelhäuser (Fachleute sprechen eher von „Kegelbauten“ oder „Kraggewölbebauten„) erinnern ein wenig an die Häuser der Schlümpfe, sind dann aber doch etwas größer.
Wie werden die Trulli gebaut?
Im Regionalmuseum (Museo del Territorio „Casa Dottor Giacomo Giuseppe Pezzolla“) bekommt man nicht nur einen Eindruck vermittelt, wie die Menschen früher in einem Trullo lebten, sondern auch eine Einführung in die Bautechnik.
Die meist runden und weiß gestrichenen Trulli werden ausschließlich mit trockenen Steinen gebaut, Mörtel wird nicht verwendet. Dadurch müssen die Steine natürlich ordentlich verbaut werden und bei der Dachkonstruktion aus Kalksteinplatten müssen bestimmte Winkel genau eingehalten werden, damit das Ganze dauerhaft hält.
Wie kam es zum Bau der Trulli?
Grundsätzlich finden sich Trulli vereinzelt in der gesamten Region. Ursprünglich dienten sie als einfache Unterstände für Hirten.
Die Häufung der Trulli in Alberobello hat einen steuerlichen Grund. Im 17. Jahrhundert gab es im Königreich Neapel die Bestimmung, dass neue Siedlungen nur mit Erlaubnis (und gegen Gebühr) gegründet werden durften. Der örtliche Feudalherr Giangirolamo II. Aquaviva kam jedoch auf die Idee, die Bestimmung zu umgehen (und so Geld zu sparen), indem er verfügte, dass die Häuser ohne Mörtel gebaut werden sollten. Im Falle einer königlichen Steuerinspektion hätte man so die Dächer schnell wieder abräumen können – und es hätte nur Mauern, aber keine Siedlung gegeben. Und irgendwann hatten sich die Menschen dann so an diese Bauweise gewöhnt, dass die Trulli zur Tradition wurde.
Kann man die Trulli besichtigen?
In Alberobello gibt es zwei größere Bezirke („Rione“) mit Trulli:
Der Rione Monti ist voller Souvenir-Geschäfte, Bars und Restaurants und ganz auf Touristen ausgerichtet. Dass hier noch Menschen leben, scheint eher unwahrscheinlich. Einzelne Trulli kann man auch von innen besichtigen, ob da einfach nur ein paar alte Möbel stehen oder dort wirklich noch jemand lebt, wurde mir nicht klar.
Der kleinere – und viel ruhigere – Rione Aia Piccola hat mir besser gefallen, da bekommt man auch mal renovierungsbedürftige Trulli zu sehen. Aber auch hier steht der Kommerz im Vordergrund: An sehr vielen Häusern sieht man die Hinweisschilder auf Vermietungen als Ferienwohnungen.
Etwas abseits dieser beiden Trulli-Bezirke gibt es auch noch den Trullo Sovrano, den einzigen zweistöckigen Bau dieser Art, der als Museum hergerichtet ist. Wirklich spannend ist das aber nicht.
Lohnt sich ein Besuch in Alberobello?
Ja, wenn man in Apulien ist, sollte man sich Alberobello nicht entgehen lassen. Klar, heute sind die Trulli die große Touristenattraktion und der Besucherstrom soll natürlich auch ausgenutzt werden. Wenn es einem aber im Rione Monti zu viel wird, kann man im Rione Aia Piccola weitgehend ungestört umherspazieren.
Und man kann ja auch die amüsanten Seiten der Instagramisierung der traditionellen Häuser sehen: Es sind immer wieder die gleichen Stilmittel, die verwendet werden, um Atmosphäre zu schaffen. Tonkrüge und Körbe als Dekoration an den Häuserwänden – sowie Fahrräder mit Blumenkörben. Allein auf meinen Fotos habe ich hinterher vier Stück gezählt…
Wie kommt man mit Bus und Bahn nach Alberobello?
Von Martina Franca aus fährt eine Regionalbahn mehr oder weniger häufig (morgens und mittags zu Schulbeginn und -schluss häufiger) nach Alberobello (20-25 Minuten, 1,10 Euro).
Von Bari aus geht es am schnellsten mit dem Direktbus ab der Haltestelle Bari Largo Sorrentino auf der Rückseite der Stazione Centrale (ca. 70 Minuten, 4,30 Euro).
Infos zu den Vebrindungen gibt es auf der Website von Trenitalia.