Warum sollte man nach Georgien und Armenien reisen?

Georgien und Armenien standen schon seit Jahren weit oben auf der Reiseziel-Liste.

Der Grund: Beide Länder sollten landschaftlich wunderschön sein (stimmt!), außerdem war ich an den weltberühmten Klöstern interessiert (lohnt sich wirklich!) und natürlich hat mich interessiert, wie sich diese Länder nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion entwickelt haben.

Und ich kann nur sagen: Georgien und Armenien sind noch immer absolut unterschätzte Reiseziele. Wer im Urlaub mehr als Strandurlaub möchte, ist hier genau richtig. Wanderfreunde werden hier auf jeden Fall auf ihre Kosten kommen.

Blaues Hinweisschild für den Trail zum Geregt-Gletscher
Wandern bis zum Gletscher – kein Problem in Georgien

Wie bin ich umhergereist?

Ich war wieder ausschließlich mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs. Die meisten Orte in beiden Ländern sind mit Kleinbussen, den sogenannten Marshrutkas, erreichbar. Nur in Armenien gibt es ein paar Kloster, die man besser im Rahmen einer organisierten Tour erreicht.

Zwischen Tiflis und Eriwan sind zwar auch jede Menge Marshrutkas unterwegs, aber für diese Strecke empfehle ich ganz klar den Nachtzug – man kommt einfach entspannt an und spart sich eine Hotelübernachtung.

Blauer Kleinbus mit Gestrüpp auf dem Dach
Reisemittel Nummer 1 in Georgien und Armenien: Marshrutkas

Von Tiflis kreuz und quer durch Georgien und Armenien – die Reiseroute

Das ist meine Reiseroute für drei Wochen in Georgien und Armenien. Dabei habe ich allerdings die meiste Zeit in Georgien verbracht, was mir das interessante der beiden Länder zu sein schien.

Die Reiseroute in Georgien und Armenien im Einzelnen

Tiflis

Startpunkt war Tiflis, wo ich früh morgens am Internationalen Flughafen außerhalb der Stadt angekommen bin (alles was man zur Anreise in die Stadt wissen sollte, gibt es hier). Drei Nächte habe ich in der georgischen Hauptstadt verbracht.

Blick durch ein Gitter auf Häuser der Altstadt und die Festung auf einem Berg
Geschichtsstunde in Tiflis

Von hier aus habe ich auch Tagesausflüge nach Mzcheta und Gori gemacht, um insbesondere die Swetizchoweli-Kathedrale und das Stalin-Museum zu besuchen. Von Gori aus habe ich auch die verlassene Felsenstadt Uplisziche besichtigt.

Ganz zum Schluss meiner Rundreise bin ich dann nochmal für zwei Nächte in Tiflis gewesen. Es gibt einfach so viel dort zu sehen, dass einem nicht langweilig wird. Angetan hatten es mir insbesondere die Skybridges aus Sowjetzeiten. Und für ein Rugbyspiel war natürlich auch noch Zeit.

Metallbrücken verbinden drei heruntergekommene Hochhäuser
Die Skybridges in Tiflis

Kazbegi

Wer Berge mag, wird Kazbegi (oder, wie der Ort jetzt offiziell heißt: Stepanzminda) lieben. Die dreistündige Fahrt in den Norden Georgiens lohnt sich allein schon für die Wanderung zur Gergetier Dreifaltigkeitskirche. Sie ist die wahrscheinlich landschaftlich am schönsten gelegene Kirche Georgiens und dabei ein absolutes Must-see.

Ich habe zwei Nächte in Kazbegi verbracht und würde dies allen anderen auch empfehlen. So steigert man nicht nur die Wahrscheinlichkeit, die Kirche bei gutem Wetter und mit Blick auf den Mount Kazbek im Hintergrund genießen zu können, sondern hat auch ein bisschen mehr Zeit für Ausflüge oder Wanderungen in die Umgebung.

Kirche mit Mount Kasbek im Hintergrund
Dieser Ausblick ist der Lohn des anstrengenden Aufstiegs

Batumi

An einem Tag mit Marshrutkas von Kazbegi (über Tiflis) nach Batumi ist kein Problem – zumindest wenn man gerne in engen Kleinbussen unterwegs ist.

Wer wenig Zeit hat, kann in Georgien wahrscheinlich am ehesten auf einen Abstecher nach Batumi verzichten. Irgendwie mochte ich die Stadt mit ihrer seltsamen Architektur, mit diesem Mix aus Sowjet-Style und überambitionierten Neubauten, bei denen man doch sehr am Geschmack der Entscheidungsträger zweifeln darf.

Eine späte Ankunft, zwei Nächte und eine frühe Abfahrt – das ist meine Bilanz für Batumi. Das reicht aber auch, um sich einen guten Eindruck von der Stadt zu verschaffen, die zwar eine Promenade am Schwarzen Meer hat, aber definitiv kein Badeort ist.

Gebäude spiegeln sich in Pfützen
Für Fans des Seltsamen: Batumi

Mestia

Die Fahrt in die Region Svanetien gehört zu den spektakulärsten Busfahrten, die ich je gemacht habe. Immer am Abgrund entlang und immer wieder mit Aussichten auf schneebedeckte Berge und die ortstypischen Wehrtürme – es ist einfach unglaublich schön dort.

Wehtürme im Hintergrund, im Vordergrund eine Wiese und Feuerholz
Alte Wehrtürme in Mestia

Mestia hat sich als Hauptstadt und Ausgangsort für Entdeckungen und Wanderungen in Svanetien schon auf Touristen eingestellt. Das nur mit Allrad-Fahrzeugen erreichbare Ushguli, das wegen seiner einigermaßen gut erhaltenen mittelalterlichen Dorfstruktur und seiner Wehrtürme zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört, wurde bisher vom Massentourismus verschont.

Bei bedecktem Himmel und bei Regen – noch mehr wahrscheinlich im Winter – macht sich hier zwar schnell eine etwas depressive Stimmung breit. Bei Sonnenschein muss Ushguli aber vor dem Hintergrund der Gipfel des Hochkausasus ein landschaftlicher Traum sein.

Für Mestia und Ushguli sollte man mindestens zwei Tage, eher drei Tage, einplanen.

Ort farblich passend zu den grün-braunen Hängen rundherum
Ushguli passt sich perfekt in die Umgebung ein

Chiatura

Von Mestia aus bin ich (mit Umsteigen in Kutaisi) nach Chiatura weitergefahren, einer kleinen Bergbaustadt, die nach dem Zerfall der Sowjetunion und dem Niedergang des Manganabbaus mehr oder weniger selbst dem Verfall preisgegeben ist.

Chiatura ist eine Stadt, in der die hellen Töne mittelgrau sind. Die Stadt war einst für ihre altersschwachen Seilbahnen bekannt, die sind allerdings vor einigen Jahren komplett außer Dienst gestellt worden und durch eine moderne, zentrale Umsteige-Talstation ersetzt worden.

Wellblechkisoke am Flussufer
Hoffnungslosigkeit kann man kaum anders bebildern: Chiatura

Wenn man aber ein wenig durch die Gegend läuft, entdeckt man noch die stillgelegten Stationen und mindestens eine vor sich hin rostende Kabine hängt noch an Seilen wie ein Mahnmal des Niedergangs.

Wer ein Faible für Verfall und Lost Places hat, ist in Chiatura genau richtig. Alle anderen sollten einen weiten Bogen um die Stadt machen.

Unweit von Chiatura steht das Kloster Katskhi auf einer Felssäule. Man kann sie zwar nicht erklimmen, aber der Anblick ist hübsch.

Katskhi Säule hinter Bäumen
Ein faszinierender Anblick: die Katskhi-Säule

Unterwegs im Nachtzug von Tiflis nach Eriwan

Der schon erwähnte Nachtzug zwischen Tiflis und Eriwan ist großartig. Wenn die unnötig langwierigen Passkontrollen an der Grenze zwischen Georgien und Armenien nicht wären, könnte man hier unterwegs auch richtig ausschlafen.

Trotzdem sollte man sich diese Art des – vergleichsweise günstigen – Reisens nicht entgehen lassen. Da ich die Strecke in beiden Richtungen befahren habe, habe ich hier zwei Nächte verbracht.

Zug am Bahnsteig im regen in der
Ausgeschlafen ankommen

Eriwan

In Eriwan muss man nicht mehr als einen Tag verbringen. Architektonisch scheint die Stadt erst seit den 1930er Jahren zu bestehen. Da wo Tiflis diesen charmanten Mix aus Altstadt, Sowjet-Architektur und Moderne zu bieten hatte, habe ich Eriwan als etwas betulich und öde wahrgenommen.

Vielleicht tue ich der Stadt damit furchtbar unrecht, aber wenn ich nach einem Tag das Gefühl habe, alles gesehen zu haben, kann es nicht nur an mir liegen.

Fassade des Museums hinter Springbrunnen
Das History Museum of Armenia

Khor Virap und Noravank

Die beiden Klöster Khor Virap und Noravank in Armenien wollte ich unbedingt sehen, allerdings sind sie mit öffentlichen Verkehrsmitteln nicht an einem Tag zu schaffen. Daher habe ich eine „geführte“ Tour ab Eriwan gebucht und war damit sehr zufrieden.

Khor Virap hat mich etwas enttäuscht. Es lohnt sich wahrscheinlich nur so richtig, wenn es nicht so furchtbar diesig ist – dann sieht man nämlich den Mount Ararat nicht. Noravank ist dafür inmitten einer wüstenartigen Berglandschaft atemberaubend schön.

Tatev

Wer nach Armenien reist, darf Tatev nicht auslassen, finde ich.

Die Anreise in den Süden Armeniens ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln zwar nicht unanstrengend, aber sie lohnt sich. Das Kloster Tatev wurde schon zu großen Teilen renoviert und thront wie eine Burg über einer wundervollen Schlucht.

Das Dorf bietet noch echtes Landleben, als wäre der Tourismus gerade erst erfunden worden und eine der längsten Seilbahnen der Welt wirkt hier unnatürlich überdimensioniert.

Aber auch für Tatev gilt: Lage, Lage, Lage. Die Landschaft rundherum (und ein verlassenes Kloster im Tal) lassen sich mit einer super Tageswanderung erkunden. Für Tatev sollte man daher zwei Übernachtungen einplanen.

Kloster Tatev über den Wolken
Das Kloster Tatev über den Wolken

Sighnaghi

Zurück in Georgien habe ich noch einen zweitägigen Abstecher in die Weinregion Kachetien gemacht. genauer gesagt ins sehr beschauliche Sighnaghi, das mit seiner gut erhaltenen Kilometer langen Stadtmauer und der hübschen Altstadt ein beliebtes Reiseziel auch für Georgier ist.

Hier lohnt sich auch die kleine Wanderung zum nahegelegenen Kloster Bodbe. Und welchen eher unangenehmen Ort man auf dem Weg nach Sighnaghi sein Leben lang nicht vergessen wird – das steht hier.

Treppe führt zu Turm, aus dem die Spitze der Kapelle herausragt
Gut erhaltene Stadtmauer in Sighnaghi

Was würde ich an der Route im Nachhinein anders machen?

Die Reiseroute hat sich im Großen und Ganzen bewährt.

Mit mehr Planung im Voraus hätte ich wahrscheinlich die Orte in Georgien noch eleganter miteinander verbinden und können und hätte auch Sighnaghi besuchen können, ehe ich den Abstecher nach Armenien gemacht habe.

Warnschild am Straßenrand, dass auf eine kurvenreiche Strecke hinweist, im Hintergrund schneebedeckte Berge
Wilde Berglandschaft in Georgien

Tiflis hat sich als spannender Hub für Tagesreisen zu den nahegelegenen Sehenswürdigkeiten bewährt, da waren die insgesamt fünf Übernachtungen nicht übertrieben. Eriwan lässt sich tatsächlich an einem Tag „abhaken“. Batumi ist ein Grenzfall – ich mochte es, würde anderen Reisenden aber stattdessen lieber einen Tag mehr in Mestia empfehlen.

Drei Wochen haben sich als guter Zeitrahmen für einen Besuch in Georgien und Armenien erwiesen. Mit nur zwei Wochen Zeit würde ich auf Armenien verzichten und mich stattdessen bei einer ersten Reise in die Region nur auf Georgien fokussieren.

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