Da ich schon lange nicht mehr in Ohlsdorf war, habe ich mich entschlossen, im Rahmen meiner Ausflugstouren in und um Hamburg den dortigen Friedhof zu besuchen. Man wird ja auch nicht jünger, da schadet es nicht, sich mal wieder zu vergewissern, wo man nach dem Ableben bleiben möchte. Aber ich bleibe nach insgesamt fünf Stunden dabei: Der Ohlsdorfer Friedhof ist zwar sehr schön, aber für mich wäre eine Erdbestattung nichts. Verbrennen und Seebestattung gefällt mir deutlich besser.
Was muss man über den Ohlsdorfer Friedhof wissen?
Der 1877 eingeweihte Friedhof ist mit einer Fläche von 388 Hektar der größte Parkfriedhof der Welt (und bezogen auf die Fläche auch gleichzeitig der viertgrößte Friedhof insgesamt). Zum Vergleich: Der Hamburger Stadtpark ist nur 150 Hektar groß und auch der Central Park in New York reicht mit seinen 349 Hektar nicht an diesen Parkfriedhof heran.
Bei einer Ost-West-Ausrichtung von etwa 3,8 Kilometern und einer Nord-Süd-Ausdehnung von durchschnittlich 1,5 Kilometern kann man hier sehr viel Zeit mit Spazierengehen verbringen. Oder man nutzt zwischendurch mal eine der angeblich 2.800 Sitzbänke und lässt sich dabei von misstrauischen Enten oder Gänsen beobachten.
Die Geschichte des Ohlsdorfer Friedhofs
Bei seiner Eröffnung lag der Friedhof noch weit außerhalb der Stadt – was einem mal wieder vor Augen führt, wie stark Hamburg besonders in den Jahrzehnten danach gewachsen ist. Dies war der erste Friedhof für die Verstorbenen aller Konfessionen und bot auch für die Armen kostengünstige individuelle Grabstätten. Die Reichen waren anfangs skeptisch, ab den 1880er Jahren zog es dann auch sie hierher, was sich in aufwendigen Mausoleen und Grabstätten widerspiegelte.
Zwischen 1900 und 1919 wurde der Friedhof noch mehrmals erweitert. Im westlichen Teil mit seinen vielen bogenförmigen Straßen und Wegen kann man schnell mal die Orientierung verlieren. Der östliche Teil ist mit seinen geraden Linien klarer strukturiert, ohne langweilig zu wirken.
Was ist das Besondere am Ohlsdorfer Friedhof?
Friedhöfe gelten ja allgemein als letzte Ruhestätten. Und hier ist es wirklich ruhig. Vogelgezwitscher dominiert, nur hin und wieder fährt ein Auto oder ein Bus vorbei. Neben der hübschen Parkanlage mit ein paar Hügeln, zahlreichen Teichen und natürlich jeder Menge Bäume und Wege. Auf 17 Kilometer Länge gibt der Friedhof seine mit Auto und Fahrrad befahrbaren Straßen an. Wirklich alles an einem Tag zu sehen ist so nahezu unmöglich.
Zwei Buslinien (170 und 270) verbinden die sehr unterschiedlichen Kapellen. Mein Favorit ist dabei die 1927 nach Plänen von Fritz Schumacher erbaute Kapelle 13 im typischen Hamburger Backsteinklinkerstil. Die Kapellen sind von eins bis 13 durchnummeriert, aber es sind nur noch zwölf. Nummer 5 ist 1940 abgebrannt und nicht wieder aufgebaut worden.
Jährlich finden auf dem Ohlsdorfer Friedhof 4.500 Beisetzungen statt. Aktuell gibt es 202.000 Grabstätten. Insgesamt haben hier schon etwa 1,4 Millionen Hamburger und Hamburgerinnen ihre letzte Ruhestätte gefunden.
Auf dem Friedhof spiegelt sich auch sehr gut die Hamburger Geschichte der letzten 150 Jahre. Unzählige Gedenkstätten finden sich hier: von den Revolutionsgefallenen 1918-1920, über die Hamburgischen Widerstandskämpfer während des Nationalsozialismus bis zu Bombenopfern, alliierten Soldatengräbern und den Opfern der Sturmflut von 1962.
Auch die veränderte Trauerkultur wird auf dem Friedhof abgebildet. Neben den klassischen Sarg- und Urnengräber gibt es auch Paargrabstätten, anonyme Urnenhaine oder eine naturbelassene Fläche mit Urnenplätzen unter Bäumen. Wer möchte, kann sich hier auch eine gemeinsame Grabstätte mit den geliebten Haustieren (vor allem wohl Katzen und Hunde) aussuchen.
Wie findet man sich auf dem Friedhof zurecht?
Alles was in Hamburg Rang und Namen hatte, liegt hier in Ohlsdorf begraben. Bei Wikipedia gibt es eine eigene Liste der Prominenten mit Planquadrat, Grabnummer und Fotos der Grabsteine.
Einzelne Gräber zu finden gestaltet sich damit ein bisschen wie eine Schnitzeljagd. Man bekommt am Verwaltungsgebäude am Haupteingang zwar einen Friedhofsplan oder auch einen Plan der Prominenten-Gräber, aber mit der Information „Heinz Erhardt – Planquadrat Bi 66, 605-606“ habe ich dann erstmal nur das entsprechende Planquadrat gefunden. Für das Grab selbst habe ich dann noch etwas länger gebraucht.
Da ist dann die offizielle Friedhofs-App hilfreicher. Dort kann man sich die Prominenten aus einer Liste auswählen und dann den Markierungen in der Offline-Karte folgen. Die stimmen mehr oder weniger.
Was kann man auf dem Ohlsdorfer Friedhof so erleben?
Das Musuem Ohlsdorfer Friedhof (So, Mo, Do, jeweils 10-14 Uhr) bietet zahlreiche Informationen zur Friedhofsgeschichte und Promintenten-Gräbern.
Außerdem werden jede Menge geführte Wanderungen und Radtouren über den Friedhof, die sich verschiedenen Themenbereichen widmen.
Quick Facts Ohlsdorfer Friedhof
Wie kommt man zum Ohlsdorfer Friedhof?
Es gibt sehr gute Anbindungen mit Bussen, der S1 und der U1 zur Station „U/S Ohlsdorf“. Es gibt insgesamt zehn Eingänge aus allen Himmelsrichtungen. Der Haupteingang liegt an der Fuhlsbüttler Straße, schräg gegenüber von der Bahnstation.
Wie sind die Öffnungszeiten?
April bis Oktober: täglich von 9 bis 21 Uhr
November bis März: täglich von 9 bis 18 Uhr