Unterwegs auf einem kleinen Teil des Transcaucasian Trail
Diese Wanderung ist noch ein kleiner Geheimtipp: vom Kloster Tatev zur Teufelsbrücke (Devil’s Bridge), vorbei an der Eremitage – durch wunderschöne Landschaft. Top-Empfehlung!
Ganz nebenbei begeht man dabei auch einen ganz kleinen Teil des Transcaucasian Trails, der von Freiwilligen aufgebaut wird und neben einem Stück im Norden Georgiens final auch einen 1.500 Kilometer langen Abschnitt im Süden Georgiens bis in den Süden Armeniens umfassen soll.
Quick Facts zur Wanderung
Ich habe die Wanderung am Kloster in Tatev begonnen und am Café nahe der Seilbahnstation und des Klosters beendet. Dabei habe ich mir reichlich Zeit für Fotostops (die reine Gehzeit waren etwa 3,5 Stunden) und die Besichtigungen der sogenannten Teufelsbrücke und der Eremitage gelassen.
Länge: 12,7 Kilometer
Dauer: ca. 5 Stunden
Höhenmeter: 670 Meter bergauf, 660 Meter bergab
Auf dem Weg ins Tal
Der eigentliche Startpunkt des Wanderweges liegt etwas versteckt an einem Parkplatz an der H45 oberhalb des Klosters in Tatev. Lastwagenfahrer haben hier verschiedene kleine Pfade getreten, an denen sie sich Erleichterung verschafft haben.
Ich habe den Einstieg in den Abstieg nur dank der Kartenfunktion in Komoot gefunden. Wenn man aber erstmal auf dem Weg ist, kann man ihm auch folgen und dann ist er auch weitgehend gut gekennzeichnet.
Schon auf dem Weg zum Parkplatz kann man schöne Fotos vom Kloster machen (siehe hierzu auch den Beitrag über das Kloster Tatev), auf dem Wanderweg Richtung Tal bekommt man das Kloster aber nochmal aus ganz anderen Blickwinkeln zu sehen.
Auch wenn man vielleicht nicht die ganze Wanderung bis zur Devil’s Bridge machen will, ein Stück auf dem Weg lohnt sich allein schon für den burgähnlichen Anblick von etwas unterhalb des Klosters.
Ein bisschen stört zwar hin und wieder die Stromleitung, bei deren Bau man offensichtlich nicht an Fotografen gedacht hat, aber insgesamt ist das Kloster auf dem Berg von überall ein spektakulärer Anblick.
Die Wanderung führt zunächst recht steil über schmale Pfade hinunter zu einem kleinen Bach, ehe ein kleiner Anstieg in Richtung des Dorfes Tandzatap erfolgt. Von da an geht es nochmal etwa einen Kilometer mit bis zu 30 Prozent Gefälle zum Fluss Worotan.
Dabei geht es vorbei an einzelnen verlassenen kleinen Steinhäuschen und einer Gedenksäule. Neben fantastischen Ausblicken ins Tal und auf die Berge (Tatev liegt auf etwa 1.550 Meter über dem Meeresspiegel) kommt auch immer wieder die Seilbahn ins Blickfeld, deren Kabinen scheinbar gemächlich über Berg und Tal schweben.
Unterwegs kommt man auch an einer Schautafel vorbei, die die Spuren verschiedener Wildtiere erklärt. Darunter auch Luchse, Wölfe und Braunbären. Am helllichten Tage habe ich keines dieser Tiere gesehen – und auch nicht ernsthaft mit einer Bärenbegegnung gerechnet. Aber es gibt Websites, die erklären, wie man auf Bären in Armenien reagieren sollte.
Enttäuschend: Die Teufelsbrücke (Devil’s Bridge)
In Reiseführern wird immer die Teufelsbrücke (oder auch Devil’s oder Satan’s Bridge) als Sehenswürdigkeit nahe Tatev erwähnt. Dabei handelt es sich um eine natürliche Felsbrücke über den Fluss Worotan.
Wenn man zufällig mit dem Auto zwischen Halidsor und Tatev unterwegs ist, kann man auf dem nahegelegenen Parkplatz ja mal kurz anhalten und sich den Felsen anschauen – muss man aber nicht.
Man erkennt eh kaum etwas von der Felsbrücke, weil die Umgebung nicht gepflegt wird und zugewachsen ist. Außerdem muss man an herumliegendem Müll vorbei und es riecht nach Bahnhofstoilette – aber nicht nach Sanifair, sondern eher nach Busbahnhof in Tiflis.
Ganz offensichtlich ist man an der H45 noch nicht auf den verstärkten Fernverkehr eingestellt. Es mangelt einfach an Haltepunkten mit Toiletten für die Fahrer, die gerade hier im Tal vielleicht mal eine kleine Pause einlegen wollen, nachdem sie erst auf der einen Seite enge und unübersichtliche Kurven bergab fahren und sich gleich auf der anderen Seite wieder hinauf quälen müssen.
Jenseits der Fernstraße ist das Worotan-Tal ein Naturparadies. Der Fluss schlängelt sich idyllisch an steilen Felswänden entlang. Den Fluss muss man hier bei der Wanderung auf dem Hin- und auf dem Rückweg überqueren – entweder, indem man mehr oder weniger elegant über größere Steine im Flussbett balanciert oder darauf vertraut, dass die wenig vertrauenswürdig ausschauenden Brücken schon noch halten werden.
An diesen Stellen merkt man dann wieder, dass der Transcaucasian Trail sich eben noch im Aufbau befindet und auch hier an der Infrastruktur noch viel getan werden müsste.
Aber schön ist es hier.
Und vom Parkplatz an der Teufelsbrücke ist es auch nur ein Fußweg von etwa einem Kilometer bis zu einem echten Highlight in der Gegend um Tatev: Der Eremitage von Tatev (oder auch: Great Hermitage of Tatev oder Tatevi Mets Anapat).
Für Entdecker: die Eremitage Tatevi Mets Anapat
Wenn man mit der Seilbahn nach Tatev anreist (alles zur Anreise gibt es übrigens hier) sieht man das von Mauern umgebene Klostergelände der Einsiedelei wunderbar aus der Vogelperspektive.
Mit dem Bau wurde hier 1660 begonnen, nachdem ein nahegelegenes Kloster zwei Jahre zuvor durch ein Erdbeben zerstört wurde. In seinen Hochzeiten lebten angeblich bis zu 700 Menschen in diesem Kloster, das von Kalksteinmauern umgeben ist und durch ein kleines Wäldchen ein wenig wie von der Außenwelt abgeschottet wirkt.
Die Klosteranlage wurde schon lange aufgegeben. Angeblich lebt hier aber noch ein Eremit – als ich da war, erschien das Gelände aber wie ausgestorben. Nur ein paar Tomatenpflanzen im Hof und ein Paar Schuhe vor einer mit einem Schloss gesicherten kleinen Klosterzelle lassen auf menschliche Besucher schließen.
Im Sommer ist hier wahrscheinlich mehr los, in der Nebensaison im Herbst war ich allerdings der einzige Besucher. So kommt natürlich ein gewisses Abenteurer- und Entdeckergefühl auf, wenn man ganz ungestört durch die Klosteranlagen laufen kann.
Das Mauerwerk ist teilweise verfallen, Bäume wachsen zwischen der inneren Bebauung und den Außenmauern. Auch das Dach der erstaunlich großen St. Astavatsatsin-Kirche aus Basaltstein hat sich die Natur zurückerobert.
Ein L-förmiges Gebäude schließt sich an die Kirche und die Vor-Kapelle an. Hierin befinden sich hinter Rundbögen kleine Räume, die vielleicht als Vorratsräume des Klosters genutzt wurden. So genau weiß ich es nicht, weil es kaum Informationen über das Kloster gibt.
Es steht zwar als Ensemble mit dem Kloster von Tate auf der Warteliste der Weltkulturerbe-Kommission, aber den großen Ruhm hat diese Stätte noch nicht. Umso mehr lohnt sich die Wanderung hierher.
Zurück nach Tatev
Im Zickzack führt der Weg von der Eremitage nochmal gut vier Kilometer stetig bergauf zurück nach Tatev. Anfangs kann man dann noch mehrfach einen letzten Blick auf die Klosteranlage erhaschen.
Anschließend führt der Pfad vielfach unter Bäumen und fast immer im Blickfeld der Seilbahn (und am Nachmittag im Schatten) nach Tatev. Den letzten Kilometer ist man dann allerdings nicht mehr geschützt auf einem Wanderweg unterwegs, sondern muss am Rande der Straße laufen .
Fazit: Wanderung rund um Tatev
Wenn man sich schon auf den langen Weg nach Tatev macht, sollte man unbedingt zwei Nächte bleiben, um neben dem Kloster auch die Umgebung etwas besser kennenzulernen. Die hier vorgestellte Wanderung kann ich dafür nur wärmstens empfehlen.