In der Stadt

Bahir Dar (oft auch Bahar Dar geschrieben) war meine letzte Station auf der Äthiopien-Rundreise, bevor ich wieder nach Addis Abeba geflogen bin. Beide Städte sind Luftlinie nur 322 Kilometer voneinander entfernt, auf der Straße sind es aber knapp 500 Kilometer. Eine Strecke, die man in Äthiopien nicht zwingend an einem Tag mit dem Bus schafft.

Die Innenstadt von Bahir Dar ist nicht weiter sehenswert. Am Stadtrand fließt allerdings der Blaue Nil aus dem Tana-See. Mit etwas Glück kann man hier Kaimane und Wasservögel beobachten. Oder scheue Fahrzeuge, die in der Abendsonne ans Ufer kommen und sich dort den Staub des Tages von den Blechen waschen oder Kühlwasser auffüllen.

Autos werden ins flache Wasser des Flusses gefahren und dort gewaschen
Autowäsche im Bahir Dar-Style

Lohnenswert ist vielleicht noch ein Abstecher zum Zentralmarkt mitten in der Stadt. Ich habe mich dort zwar nicht getraut, die Kamera rauszuholen, aber die unendlich vielen Klamottenstände, großen Säcken voller Getreide und Gewürzen und kopfüber an Stangen hängende Hühner sind schon beeindruckend.

Am Tana-See

Der Tana-See ist mit einer Fläche von über 3.000 Quadratkilometern nicht nur der größte See Äthiopiens, sondern auch der höchstgelegene (auf knapp 1.800 Metern). Und da ich schon immer mal einen Saarland-Vergleich bringen wollte: Der Tana-See ist ungefähr so groß wie das Saarland und Andorra zusammen.

Ausflugsboote an einem Bootsanleger
Die Boote bieten etwas Schatten auf der Seefahrt

Rund um den See leben drei Millionen Menschen hauptsächlich von einfacher Landwirtschaft und vom Fischfang, für den noch traditionelle Papyrusboote genutzt werden.

Eine zunehmend wichtigere Rolle spielt auch der Tourismus. Der Renner sind dabei die Klöster rund um den See oder auf kleinen Inseln, die man im Rahmen einer Bootstour von Bahir Dar aus erreichen kann.

Wandmalereien und ein Kronleuchter
Wandmalereien im Ura Kidane Mihret-Kloster

In Erinnerung geblieben sind mir vor allem zwei Klöster auf der Zege-Halbinsel: Ura Kidane Mihret und Azwa Mariam. Ersteres hatte schöne Wandmalereien zu bieten und letzteres hat mich mit seiner einfachen Holz-und-Papyrus-Architektur überrascht.

Rundkirche aus Holz mit einer Art Reetdach
Rundkirche Azoa Maryam

Ich muss aber auch ehrlich sagen, dass ich bei diesem Ausflug nach einer Weile keine Kirchen mehr sehen konnte. Stattdessen habe ich mich dazu entschlossen, Kaffee zu trinken. Das Kaffeetrinken wird in Äthiopien immer zelebriert. Mit Weihrauch, einer Kaffeekanne aus Ton und weißen Schälchen, aus denen der Kaffee dann getrunken wird. Geschmacklich fand ich ihn etwas bitter, aber hier zählte mehr das Drumherum, zu dem auch das mehrfache Aufgießen und Nachfüllen gehörte.

Tischchen mit Kaffeetassen und kleinem Ofen
Traditionelle Kaffeezeremonie

Auf der Rückfahrt habe ich dann auch noch ein Nilpferd sehen können. Ja, ich weiß, eigentlich heißt es Flusspferd, aber da der Nil hier beginnt, ist es für mich ein Nilpferd. Das Exemplar, das ich gesehen habe, war sehr scheu und hat nur mal kurz den Kopf aus dem Wasser gehoben.

Flusspferdkopf schaut aus dem Wasser
Ein Happy Hippo

Der Tissisat-Wasserfälle

Mit einem lokalen Bus kommt man von Bahir Dar ins kleine Dorf Tissisat (manchmal auch Tis Abay genannt), das etwa 30 Kilometer südöstlich liegt. Neben der wundervollen Landschaft sind hier die Wasserfälle die größte Attraktion.

Wasserfall mit Bergen am Horizont
Wasserfälle Tissisat – früher war mehr Lametta

Allerdings haben die Wasserfälle viel von ihrem Reiz verloren, seit in der Nähe ein Wasserkraftwerk gebaut wurde, über das der größte Teil des Wassers umgeleitet wird. In der Trockenzeit führen die Wasserfälle nur noch zehn Prozent der früheren Wassermenge.

Grasendes Schaf vor dem Wasserfall
Saftiges Gras am Wasserfall

Die Wasserfälle erreicht man mit einem Guide, den man direkt an der Tourist Information in Tissisat buchen kann. Ohne diesen Führer hätte ich die Wasserfälle wohl nicht gefunden. Ausgeschildert ist hier nämlich nichts.

Auf der Wanderung kann man nicht nur die Landschaft genießen, sondern bekommt auch einen Eindruck von der noch sehr ursprünglichen Form der Landbewirtschaftung ohne Maschinen. Der Weg führt auch über eine steinerne Brücke, die Anfang des 17. Jahrhunderts von Portugiesen gebaut wurde, und eine Hängebrücke, ehe es mit einer kleinen Bootsfahrt zum Ort Tissisat zurückgeht.

Steinerne Brücke
Die portugiesische Brücke über den Blauen Nil