Auf den Friedhöfen und in der Unterwelt
Ohne es vorher geplant zu haben, habe ich in Paris ein paar der berühmtesten Bewohner von Paris getroffen. Allerdings nur tote: Auf den Friedhöfen Père Lachaise und Montparnasse sowie in den Katakomben unter den Straßen der Stadt.
Auf dem Cimetière Père Lachaise
Der Friedhof Père Lachaise war mir als absolute Sehenswürdigkeit in Paris empfohlen worden – und auch der Lonely Planet befindet den Herbst nach einem Regenschauer als perfekt für einen Spaziergang. Auf Regen konnte ich sehr gut verzichten, bei Sonnenschein rund um die Mittagszeit ist es dort mit dem Herbstlaub auf den Wegen und Gräbern perfekt, finde ich.
Der Cimetière Père Lachaise ist nicht nur der größte Friedhof in Paris, sondern auch der erste Parkfriedhof der Welt. Auf 44 Hektar finden sich hier 69.000 Grabstellen. Zum Teil sind das aufwändige Mausoleen, manchmal aber auch nur einfach Steinplatten.
Nachdem per Dekret 1803 Verstorbene nicht mehr auf den Kirchhöfen innerhalb der Stadt beerdigt werden sollten, kaufte die Stadt Paris die ehemaligen Gärten des Paters François d’Aix de Lachaise auf und 1804 wurden die ersten Beerdigungen vorgenommen. Ab 1808 wurden dann die großen Achsen und Alleen mit ihrem Kopfsteinpflaster angelegt. Der besondere Charme des Friedhofs ergibt sich gerade durch den Parkcharakter mit Alleen und kleinen Wegen über ein paar Hügel.
Welche Berühmtheiten liegen auf dem Friedhof Père Lachaise?
Jährlich besuchen 3,5 Millionen Lebende die Toten, von denen einige weltbekannt sind. Auf Wikipedia findet sich eine umfangreiche Liste der Schauspieler, Philosophen, Schriftsteller, Generäle, Maler und sonstigen Berühmtheiten mit der Angabe, wo ihre Grabstellen zu finden sind.
Ein paar der Promis habe ich natürlich auch besucht. Ich fand es ja schon auf dem Friedhof Ohlsdorf interessant, wie unterschiedlich die Grabstätten ausfallen. So ist das auch auf dem Père Lachaise. Édith Piaf beispielsweise hat nur eine ganz unspektakuläre Namensplatte an der Seite des Familiengrabes. Und während sich auf dem Grab von Gilbert Bécaud ein paar Geschenke von Fans finden, scheint sein Kollege Yves Montand eher weniger Besuch zu bekommen.
Honoré de Balzac Georges Bizet Frédéric Chopin
Jim Morrison gehört wohl zu den international bekanntesten Bewohnern von Paris, die hier ihre letzte Ruhestätte gefunden haben. Er liegt fast etwas beengt und versteckt zwischen anderen Grabplatten und Grabmälern. Zu verfehlen ist er allerdings nicht, ein stetiger Strom an Besuchern bringt immer neue Fotos und Blumen.
Das Grab von Oscar Wilde – mit der auffälligen geflügelten Sphinx – ist seit etwa zehn Jahren mit einer zwei Meter hohen Glasscheibe vor allzu aufdringlichen Verehrern und ihren Lippenstiftabdrücken und Graffiti geschützt.
Jim Morrison Oscar Wilde
Wie kommt man zum Friedhof Père Lachaise?
Der Friedhof hat mehrere Eingänge, die Metro-Station Père Lachaise (Linien 2 und 3)bietet sich allerdings als nächstgelegene Haltestelle an. Direkt am Eingang gibt es dann auch ein Hinweisschild mit QR-Code, mit dem man zu einer Karte gelangt, auf der alle berühmten Verstorbenen mit ihren Grabstätten eingetragen sind.
Im Winter ist der Friedhof unter der Woche von 8:00 bis 17:30 Uhr, samstags von 8:30 bis 17:30 Uhr und sonntags von 9:00 bis 17:30 Uhr geöffnet. Von März bis Oktober ist Père Lachaise immer eine halbe Stunde länger geöffnet.
Auf dem Friedhof Montparnasse
Der Friedhof Montparnasse ist nicht so schön gestaltet wie Père Lachaise. Statt beschaulicher Kopfsteinpflasteralleen und -wege gibt es hier einfach betonierte Straßen. Immerhin kann man diesen Friedhof auch ganz gut von oben anschauen – von der Aussichtsterrasse des Tour Montparnasse.
Mit 19 Hektar ist der Friedhof Montparnasse nicht einmal halb so groß wie Père Lachaise, ist aber trotzdem der zweitgrößte Friedhof in Paris. Eröffnet wurde er 1824 auf dem Gelände ehemaliger Bauernhöfe und einer Mühle.
Welche Berühmtheiten liegen auf dem Friedhof Montparnasse?
Gefühlt ist die Promi-Dichte hier nicht ganz so groß wie auf dem größten Pariser Friedhof. Aber mit Charles Baudelaire, Guy de Maupassant, André Citroën oder Serge Gainsbourg, Jacques Chirac sowie Simone de Beauvoir und Jean-Paul Sartre gibt es doch ein paar sehr bekannte Persönlichkeiten.
Auch hier kann man sich wieder über das seltsame Verhalten von Friedhofsbesuchern wundern. Auf der gemeinsamen Grabplatte von de Beauvoir und Sartre finden sich beispielsweise Fahrkarten (nicht nur der Metro aus Paris). Theorien zu den Gründen gibt es viele – so richtig einleuchtend finde ich sie alle nicht. Meine Vermutung ist ja, dass die meisten Besucher dort einfach auch ihr Metroticket liegen lassen, wenn sie viele andere dort sehen. Da steht man dann und überlegt, ob die beiden Verstorbenen nun nicht eher dankbar für digitale Tickets sind.
Serge Gainsbourg Jacques Chirac
Bei Serge Gainsbourg habe ich mich gefragt, ob es sein Wunsch war, ganz unauffällig mit in die Grabstätte seiner Eltern zu ziehen und wie er auf den neuen Nachbarn Jacques Chirac reagiert hätte, der seit 2019 nur ein paar Meter entfernt beerdigt ist.
Viel interessanter als die eher schmucklosen Prominenten-Gräber sind andere Grabstellen. So hat die Künstlerin Niki de Saint Phalle für das Grab ihres Assistenten Ricardo Menon eine Katzenskulptur erstellt.
Mein absolutes Lieblingsgrab ist ein echtes Kunstwerk: Hier liegt das Ehepaar Pigeon als detailreich und sehr lebensecht gestaltete Bronzefiguren auf einem steinernen Totenbett. Charles Pigeon wurde Ende des 19. Jahrhunderts mit der Erfindung einer nicht-explodierenden Gaslampe reich und berühmt. Der Engel über dem Kopfende des Bettes hält folglich auch eine Gaslampe, die aber wohl nicht mehr funktioniert.
Wie kommt man zum Friedhof Montparnasse?
Um den Friedhof Montparnasse zu besuchen bieten sich die Metro-Stationen Gaité (Linie 13) auf der Westseite oder die Station Raspail (Linien 4 und 6) auf der Ostseite an. Geöffnet ist der Cimetière Montparnasse zu den selben Zeiten wie der Friedhof Père Lachaise (s.o.).
Eine Karte mit den wichtigsten Grabstellen findet sich hier.
In den Katakomben
Da Ende des 18. Jahrhunderts die Friedhöfe der Stadt überfüllt waren und es beim Exhumieren von noch nicht vollständig verwesten Leichen zu katastrophalen hygienischen Zuständen kam, wurde mit den Katakomben ein neues Beinhaus errichtet.
In einem Teil der insgesamt 300 Kilometer langen Stollen, in denen seit Jahrhunderten Kalkstein, Gips und Ton unter der Stadt abgebaut wurde, wurden zunächst recht ungeordnet – später kunstvoll drapiert – die Gebeine von zahlreichen Friedhöfen gesammelt.
Was gibt es in den Katakomben zu sehen?
Nachdem man die 136 Stufen in die Tiefe hinabgestiegen ist, wird auf Schautafeln zunächst die Geologie von Paris und die Geschichte des Bergbaus in 5 bis 35 Metern unter der Stadt erklärt, dann die Entstehung des Beinhauses Katakomben dargestellt.
Früh hat man offensichtlich den makabren Wert dieses Beinhauses erkannt und schon 1809 erste Führungen in den Katakomben angeboten. Seitdem sind die Katakomben mit den Gebeinen von über 6 Mio. Parisern nicht nur die größte Nekropole der Welt, sondern eben auch eine Touristenattraktion.
Makabre Kunst: Als Herz… … als Säule oder … … als Kreuz
Aber da die Knochen so schön gestapelt sind und sich immer wieder dekorative Elemente wie Kreuze oder Herzen aus Schädeln in den Knochenwänden finden, wirkt das Ganze eher wie eine Ausstellung und es entsteht eine gewisse Distanz zu den Überresten von Menschen.
Auf 11.000 Quadratmetern sind hier bis 1860 die Knochen gestapelt worden, der für Besucher freigegebene Parcours hat eine Länge von 1,5 Kilometern.
Wie kommt man in die Katakomben von Paris?
Direkt gegenüber der Station Denfert-Rochereau (Metro-Linien 4 und 6, RER-Linie B) ist der Eingang zu den Katakomben. Geöffnet sind die Katakomben von 9:45 bis 20:30 Uhr (Montag ist Ruhetag). Online-Tickets kosten (mit Audioguide) 29 Euro. Last-Minute-Tickets (ohne Audioguide) gibt es schon für 14 Euro.
In der Nebensaison hat man gute Chancen auf ein Last-Minute-Ticket. Gerade im Winter sind die Katakomben die perfekte Sehenswürdigkeit, wenn es draußen eh früh dunkel wird und unten immerhin (übrigens ganzjährig) 14 Grad herrschen.