Capri ist überall
Auch wenn ich bisher noch nie auf Capri war, habe ich eine besondere Beziehung zu dieser Insel. Einfach weil sie irgendwie allgegenwärtig ist: Meine erste Autofahrt (als Passagier) war in einem Ford Capri, Capri Sonne – neuerdings Capri Sun – mochte ich immer, Insalata Caprese ist super und das Eis wässrig, aber okay.
Ein Besuch der Insel war damit für mich Pflicht. Zumal ich vergessen habe, was passiert, wenn bei Capri die rote Sonne im Meer versinkt.
Was gibt es auf Capri zu sehen?
Die Blaue Grotte
Ja, die Blaue Grotte ist wohl die größte Attraktion der Insel. Im Sommer sollen sich hier die Ausflugsboote stauen und Touristen müssen in Massen in kleine Ruderboote umsteigen, weil nur die niedrig genug sind, um in die Grotte hineinfahren zu können.
All das weiß ich nur vom Hörensagen. Als ich das war, war die Grotte wegen schlechten Wetters gesperrt. Das tolle Blau entsteht durch die Brechung der Sonnenstrahlen im Wasser, bei bedecktem Himmel sieht man also nicht viel. Und bei Wellengang tun sich die Ruderboote auch sehr schwer.
Auf dieser Website kann man immerhin jeden Morgen um 9 Uhr sehen, ob die Grotte angefahren wird oder die Skipper die Lage für zu gefährlich erachten.
Kleine Gässchen auf Capri
Der Hauptort auf Capri heißt praktischerweise auch Capri – der zweite größere Ort Anacapri. So richtig kreativ war man hier bei der Namensfindung also nicht.
Dafür ist die Insel sehr idyllisch, wenn man sich die Besucher wegdenkt. Straßen verbinden nur die größeren Orte auf der zehn Quadratkilometer großen Insel. Viele der Villen und die meisten Häuser in den Orten selbst erreicht man nur über schmale Gassen, die von normalen Autos nicht befahren werden können. Für Spaziergänger ist das super. Und die Anwohner müssen sich ihre Großeinkäufe eben von sehr schmalen Elektro-Fahrzeugen anliefern lassen.
Der Ort Capri hat mich eher abgeschreckt. Die Piazza ist ziemlich unspektakulär, rund herum gibt es unzählige Edel-Boutiquen und Juweliere. Einige der internationalen Luxusmarken haben jetzt ihre Geschäfte schon für Herbst und Winter geschlossen.
Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist auf Capri aus dem Takt geraten. Unterkünfte sind teuer, die Preise in Restaurants und Cafés sind hoch. Die Fährpreise und auch die Seilbahn sind für Einheimische subventioniert, Touristen zahlen hier ein vielfaches.
Anacapri ist zwar auch noch teuer, aber schon etwas günstiger – und mit den regelmäßig fahrenden Bussen auch schnell erreicht. Hier findet sich ein charmantes Centro Storico und man wird morgens noch von Hahnengeschrei geweckt.
Monte Solaro
Um die Insel in ihrer gesamten Pracht zu sehen, sollte man sich die Fahrt mit dem Einzelsitz-Sessellift von Anacapri auf den mit 589 Metern höchsten Berg der Insel nicht entgehen lassen.
Das ist eine 13-minütige, gemütliche Fahrt mit Blick in die Gärten der Häuser über die Insel. Von oben hat man dann einen tollen Blick auf den Golf von Neapel und bis hinüber nach Ischia bzw. auf der anderen Seite zur Amalfiküste.
Villa Lysis / Villa Fersen
Der französische Poet und vor allem Erbe Baron Jacques d’Adelswärd-Fersen ließ sich mit 24 Jahren diese Villa in schönster Lage (und mit fantastischen Ausblicken von mehreren Terrassen auf Capri und aufs Festland) 1903 bauen.
Sein Lebensmittelpunkt war dabei wohl sein Opiumzimmer, in dem er sich regelmäßig den Rauschmitteln hingab. Mit 43 Jahren beendete er sein Leben mit fünf Gramm Kokain und Champagner. Noblesse oblige.
Chiesa Monumentale San Michele
Die kleine Barock-Kirche aus dem Jahr 1719 in Anacapri war trotz des hochtrabenden Namens eine positive Überraschung für mich.
Hier findet sich nämlich ein großartiger Boden aus bemalten Fliesen. Am Rand führt ein kleiner Holzsteg entlang, so dass man die Kirche einmal innen umrunden und die Malereien bewundern kann. Dargestellt ist das Paradies mit verschiedenen Tieren – u.a. einem Löwen, einem Elefanten und einem Einhorn – die der Maler wohl nur dem Hörensagen nach kannte und sich ausmalen (Wortspiel!) musste, wie die aussehen.
In seiner Gesamtheit kann man diese Szenen von der Empore aus betrachten.
Felsentor
Ein etwa halbstündiger Spaziergang ab Capri führt zu einem Felsentor an der Ostküste der Insel. Unterwegs kommt man an jeder Menge schön gelegener Anwesen vorbei und kann mit etwas Glück auch den Postbooten mit seinem kleinen Lieferfahrzeug treffen, auf dem sich auch hier die Amazon-Pakete stapeln.
Villa Jovis
Der römische Kaiser Tiberius hatte so großen Gefallen an Capri gefunden, dass er ein paar Villen auf der Insel bauen ließ und mit seinem Mitarbeiterstab Rom in den letzten Jahre seiner Amtszeit (14 bis 37 unserer Zeitrechnung) von hier aus regierte.
Von der Villa Jovis sind zwar nur noch die Ruinen von Thermen, riesigen Zisternen und Wohnquartieren erhalten, aber erahnt zumindest die Dimensionen des Komplexes im Nordosten Capris.
Villa San Michele / Villa Munthe
Diese Villa gehörte dem schwedischen Arzt und Schriftsteller Axel Munthe, der sie hier in den 1890er Jahren auf den Ruinen römischer Villen bauen ließ.
Hier bekommt man einen guten Eindruck des Dolce Vita auf Capri mit großzügiger Villa und schönem Garten mit Blick auf Neapel und den Vesuv.
Die damalige schwedische Kronprinzessin und spätere Königin Viktoria weilte oft in der Villa (u.a. Oscar Wilde und Rainer Maria Rilke waren auch mal zu Besuch), da Munthe zu ihrem Leibarzt auf Capri wurde. Seine letzten Lebensjahre verbrachte er dafür im Königsschloss in Stockholm und vermachte die Villa dem schwedischen Staat, der heute nebenan auch ein kleines Konsulat betriebt.
Sonnenuntergang am Leuchtturm in Faro
Ich habe es nachschlagen müssen: Rudi Schuricke hatte behauptet, dass „die Fischer mit ihren Booten aufs Meer hinaus“ zögen, „wenn bei Capri die rote Sonne im Meer versinkt“. Das kann ich nicht bestätigen.
Zumindest am Leuchtturm in Faro war nichts los. Nur ein Frachtschiff fuhr in der Entfernung vorbei. Und so richtig spektakulär war der Sonnenuntergang auch nicht. Aber ich habe diese Mühe natürlich gerne auf mich genommen, um diesen Schlagermythos einem Faktencheck zu unterziehen. Nichts zu danken.
Lohnt sich ein Besuch auf Capri?
Im Sommer ist es hier sehr voll. Ich möchte mir nicht vorstellen, was für ein Gedränge es dann mit den Übernachtungsgästen und Tagesausflüglern vom Festland in den engen Gassen gibt.
Es ist die Insel zum Sehen und Gesehen werden (zahlreiche Restaurants haben schon im Außenbereich Fotos der Wirte mit Prominenten aus Hollywood und mir unbekannten italienischen Stars ausgestellt) – das muss man mögen.
Die Insel selbst ist wunderschön. Im Sommer wäre es mir das angesichts der Menschenmengen und der Preise allerdings nicht wert, in der Nebensaison lohnt sich ein Ausflug nach Capri bei schönem Wetter aber auf jeden Fall.
Anreise nach Capri
Fähren von Neapel (ab 14,80 Euro für eine einfache Fahrt), Sorrento, Ischia und Positano nach Capri. Fahrplan und Preise sind am besten in der App „Capri Schedule“ nachzuschlagen, die auch sämtliche Busverbindungen auf Capri enthält.
Cafés und Restaurants auf Capri
Rosticceria
Sandwiches, Snacks und Gebäck zum Mitnehmen. Zu bezahlbaren Preisen.
Via Vittorio Emanuele 18, Capri
Bar Tiberio
Unglaubliche Preise, wenn man sich hinsetzen möchte (Espresso 5 Euro). Eine ganz normale Bar – aber an der Piazza und auf Capri…
Piazza Umberto I, Capri
Café Michelangelo
Für Capri-Verhältnisse wahrscheinlich günstig. Einfache Pasta mit Tiefkühlzutaten trotzdem im zweistelligen Euro-Bereich.
Via Trieste e Trento 1, Anacapri
Unterkunft auf Capri
Appartamento La Follicara (*)
Voll ausgestattetes, etwas dunkles Apartment in Anacapri mit Waschmaschine, bei dem während meines Aufenthaltes das WLAN nicht funktionierte. In Sachen Preis-Leistung auf Capri aber wohl top.
Traversa Follicara 31A, Anacapri