Römische Sehenswürdigkeiten in Narbonne

Narbonne war zu Hochzeiten des römischen Reiches ein wichtiger Handelsknotenpunkt am Mittelmeer. Nach fast 2.000 Jahren ist vom einstigen Hafen nichts mehr übrig und auch die damaligen Bauten sind längst verschwunden, aber ein Besuch lohnt sich trotzdem.

Natürlich ist Narbonne nicht so spektakulär wie Pompeji, aber ein paar römische Spuren gibt es schon noch zu sehen – und insbesondere das neue Museum Narbo Via sollte man sich nicht entgehen lassen, wenn man mal zufällig in der Gegend ist.

Steinbogen über einer Straße in der Altstadt mit der Wölfen und Romulus und Remus
Der Gründungsmythos Roms hat es bis nach Narbonne geschafft

Was hat es mit Narbonne und den Römern auf sich?

Wir wissen aus der Literatur, dass ganz Gallien von den Römern besetzt war. Ja, ich weiß, nicht ganz Gallien, aber zumindest im heutigen Narbonne waren sie sehr aktiv.

Narbonne war eine die Hauptstadt der römischen Provinz Gallia Narbonensis, die im 2. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung gegründet wurde.

Ohne der Stadt zu nahe treten zu wollen, aber Narbonne erlebte wahrscheinlich während der Römerzeit seine Blütezeit und war bis zur Eroberung durch die Westgoten im 5 Jahrhundert ein wichtiges politisches und kulturelles Zentrum mit Forum, Amphitheater und allem, was eine anständige römische Großstadt damals ausmachte.

Blick auf das römische Narbonne aus der Vogelperspektive
Stadtplan des alten Narbo Martius

Welche römischen Spuren gibt es in Narbonne noch zu sehen?

Das Museum Narbo Via

Das von Sir Norman Foster entworfene Museumsgebäude Narbo Via wurde Mitte 2021 eröffnet und bietet einen guten Überblick, wie Narbonne zu Zeiten des römischen Reiches ausgesehen haben dürfte. Fast genauso groß wie die Ausstellungsflächen sind in diesem Museum die Räumlichkeiten für Restaurierungen oder die archäologische Forschung.

76 Meter langes Hochregal aus Metall mit 800 antiken Steinblöcken
Das Highlight des Museums: La galerie lapidaire

Als Trenner zwischen dem öffentlichen und dem Forschungsbereich dient die Mur lapidaire (zu deutsch: „“Mauer der Steinschneidekunst“): ein 76 Meter langes und zehn Meter hohes Metallregal, in dem über 800 Steinblöcke aus Narbonne ausgestellt sind. Über ein Computerterminal kann man sich zu vielen dieser Steine und Reliefs weitere Informationen über die Pflanzenmotive, Verzierungen oder Inschriftenabrufen.

Allein für diese beeindruckende Darstellung von eigentlich langweiligen Ausgrabungsfunden lohnt sich der Museumsbesuch. Die meisten dieser Steine stammen wohl aus den Monumentalbauten Narbo Martius‘ wie Forum, Tempel und Amphitheater, die irgendwann zwischen Spätantike und Mittelalter abgerissen wurden. Viele dieser Steine wurden für neue Gebäude oder als Schmuck neben die Tore in der Stadtmauer recycelt, eher sie hier ihre „letzte Ruhestätte“ fanden.

Bild einer Straßenszene mit Häusern und Händlern
3D-Film zum Alltag im römischen Narbo Martius

Unter anderem mit Animations-Filmen in 3D wird die Geschichte der römischen Besiedelung und das Alltagsleben von vor 2.000 Jahren erzählt. Und natürlich dürfen da auch langweilige Statuen, Amphoren, Mosaike, Werkzeuge und so Gedöns nicht fehlen.

Insgesamt ist das Narbo Via aber ein exzellenter Startpunkt, um sich der römischen Geschichte Narbonne zu nähern.

Horreum

Ein Horreum hat nichts mit Angst und Schrecken zu tun, sondern ist ein römisches Lagerhaus. In Narbonne befinden sich die unterirdischen Lagerräume und Gänge eines solchen Horreums aus dem ersten vorchristlichen Jahrhundert mitten in der Altstadt.

Eingang des Horreums mit zwei Säulen
Das Horreum mitten in der Altstadt von Narbonne

Wiederentdeckt wurden die fünf Meter unter der Erdoberfläche liegenden Galerien mit ihren gewölbten Gängen 1838, dem Publikum sind sie allerdings erst seit 1976 zugänglich. Vollständig freigelegt sind sie allerdings noch immer nicht. Es gibt einen West- und einen Nordflügel mit einer Länge von 50 bzw. 37,5 Metern und man vermutet, dass es noch einen Ostflügel geben könnte.

Zu besichtigen sind die Galerien sowie einige Lagerräume mit einer Größe von 3,8 bis 5,5 Quadratmetern. An einigen Stellen sind Umbauten aus der Spätantike zu sehen, gerade im Nordflügel sind die gemauerten Steinwände aber noch original erhalten.

La Via Domitia

Mitten in der Stadt wurde vor dem Rathaus und dem Erzbischöflichen Palast in Narbonne wurde ein Stück der Via Domitia freigelegt, die etwa zwei Meter unter dem heutigen Straßenniveau quer durch die Altstadt verläuft – oder besser verlief.

Benannt wurde diese Straße, die auf einer Länge von 420 römischen Meilen von den Pyrenäen über Narbonne und Nîmes bis in die italienischen Alpen führte, nach dem Konsul Gnaeus Domitius Ahenobarbus.

Das in Narbonne sichtbare Stück dieser Fernstraße sieht zwar nicht so aus, als wäre darauf auch nur ansatzweise ein bequemes Reisen möglich gewesen, aber die Baukunst des ersten vorzeitlichen Jahrhunderts ist doch beeindruckend.

Grobes Pflaster der alten Römerstraße unter dem heutigen Straßenniveau
Unter der Place de l’Hôtel de Ville findet man noch die alte Via Domitia

Vestiges archéologiques du Clos de la Lombarde

Die „Überreste des lombardischen Weinberges“ sind eine Ausgrabungsstätte unweit des Bahnhofes in Narbonne. Aber ganz ehrlich: Das Ganze wirkt sehr trostlos.

Auf einer Fläche von etwa 24 mal 90 Metern finden sich die Grundmauern einiger Häuser, einem Badehaus, zweier Straßen und ein Brunnen. Dieses Wohnviertel wurde im ersten Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung angelegt und Ende des vierten Jahrhunderts mit einer Kirche überbaut.

Interessanter als die Ausgrabungsstätte selbst ist die Entdeckung. Eigentlich sollte hier ein Gebäude der Finanzverwaltung entstehen, als zwei Archäologie-interessierte Lehrer 1973 in den Sommerferien auf die Spuren der römischen Bebauung gestoßen sind. Seitdem kümmern sich Freiwillige um die Ausgrabung und die Anlage und führen samstags Rundgänge über das Gelände.

Zu besichtigen ist die Ausgrabungsstätte im Hochsommer mittwochs und samstags, im Winter nur an Samstagnachmittagen. Mehr Infos gibt es auf der Website des Freundeskreises dieser Stätte.

Sonstige römische Spuren in Narbonne

Nicht alle Funde, die bei Erdbauarbeiten in den letzten Jahrzehnten entdeckt wurden, haben es bis ins Museum Narbo Via geschafft. Zahlreiche Säulen stehen auch einfach so in der Stadt herum – sei es in der Mitte von Verkehrskreiseln, and den Ausfallstraßen oder einfach am Rand eines öden Parkplatzes mitten in der Stadt. So kann man natürlich auch dezent mit seiner lange zurückliegenden glorreichen Geschichte prahlen.

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