Warum sollte man nach Cuxhaven fahren?
Christian Lindner hätte das zwar nicht gefallen, aber ich bin einfach so mal mit der Bahn nach Cuxhaven gefahren. Einfach deshalb, weil ich bewusst noch nie da war (höchstens mal als kleines Kind – aber daran kann ich mich nicht mehr erinnern), es aber sehr schön sein soll, wie mir gesagt wurde.
Und eine Fahrt ans Meer ist ja nie verkehrt. Außerdem hat mich interessiert, was es da außer (Watten-)Meer noch so zu sehen gibt.

Was sofort auffällt: Cuxhaven ist für eine Stadt mit gut 48.000 Einwohnern ziemlich groß. Hier zu Fuß unterwegs zu sein, ist ziemlich anstrengend: Das Stadtgebiet erstreckt sich auf 162 Quadratkilometern. Das liegt daran, dass hier im Laufe der Zeit – insbesondere im Jahr 1935 – mehrere Dörfer zur Stadt Cuxhaven zusammengefasst oder eingemeindet wurden.
Eines dieser Dörfer ist Duhnen, dass sich zum wichtigsten Anziehungspunkt für Touristen im Nordseebad Cuxhaven entwickelt hat. Hier stehen ein paar Gebäude aus den Anfängen des Bädertourismus, aber es überwiegen eher öde Hotelgroßbauten aus den 1970er und 1980er Jahren.
Die größten Sehenswürdigkeiten rund um Cuxhaven sind aber eh das Meer und die Elbe.
Sehenswürdigkeiten in Cuxhaven
Am Meer entlang
Seit 2009 gehört das deutsch-niederländische Wattenmeer an der Nordseeküste zum UNESCO Weltnaturerbe. Ein guter Startpunkt für einen Tagesausflug nach Cuxhaven ist daher das Besucherzentrum Wattenmeer, in dem das dieses Weltnaturerbe angemessen gefeiert und vorgestellt wird.
In einem modernen Gebäude werden Flora und Fauna des Wattenmeeres erklärt – und man hat ganz nebenbei durch die Panoramascheiben im ersten Stock einen fantastischen Blick auf die Dühnen und das Wattenmeer bis zur Insel Neuwerk.




Aus meiner Sicht ist Cuxhaven zwischen dem Wattenmeer-Besucherzentrum und Duhnen am schönsten. Wer mag, kann auch die ganze Strecke bis zur Kugelbake (etwa sieben Kilometer) am Meer entlanglaufen. Anfangs führt der Weg durch ein Stück Küstenheide, danach hat man immer wieder die hübschen, gelben Strandkörbe und den Strand im Blick uns kann sich mit ziemlicher Sicherheit den Wind um die Nase wehen lassen.

Die Besucherplattform „Duhnen Heide“ lohnt sich übrigens nicht unbedingt – viel schöner kann man die Heide vom kurzen Fußweg durch die kleine Heidefläche wahrnehmen. Und auch von dort kann man dann das Wattenmeer sehr gut sehen.

Die Kugelbake ist das Wahrzeichen von Cuxhaven – und hat es 1913 auch ins Wappen der neugegründeten Stadt geschafft. Sie markiert das Ende der Elbe als Binnenschifffahrtsgewässer, die an dieser Stelle übrigens schon 18 Kilometer breit ist und kaum noch an einen Fluss erinnert.
Ihre ursprüngliche Funktion als Orientierungspunkt für Schiffe hat die Bake zwar eingebüßt, aber als Touristenattraktion erfüllt sie ihre Aufgabe umso besser. Es ist ein sehr guter Aussichtspunkt zum „Schiffe gucken“. Die ganz großen Containerschiffe müssen zwar auf die Flut warten, bis sie in der ausgebaggerten Fahrrinne bis in den etwa 90 Kilometer entfernten Hamburger Hafen fahren können, kleinere Schiffe gibt es aber jederzeit zu sehen.

Südlich Richtung Hafen schließt sich übrigens eine Cuxhavener Besonderheit an. An der Elbe gibt es den „Grünstrand“ an der Bucht Grimmershörn. Hier stehen die Strandkörbe eben nicht auf feinem Sand, sondern auf dem sanft ansteigenden Deich.

Am Hafen
Um die Bedeutung des Hafens für Cuxhaven zu verstehen, lohnt sich ein Besuch des des Wrack- und Fischereimuseums „Windstärke 10„, das unweit des Bahnhofs in zwei aneinandergrenzenden Fischverpackungshallen aus den 1930er Jahren untergebracht ist.

Hier bekommt man (Öffnungszeiten: im Sommer täglich von 10 – 18 Uhr, im Winter täglich, außer montags, 10-17 Uhr) einen guten Eindruck davon, wie sich die Fischerei – gerade in Cuxhaven – in den letzten 150 Jahren verändert hat und welchen Stellenwert die Fischerei hier auch heute noch hat. Daneben wird hier auch ein Blick auf die Gefahren der Schifffahrt für das Leben der Seeleute geworfen. Wrackteile und geborgene Fundstücke sind hier ansprechend und informativ präsentiert.





Vom Museum kann man dann durch das Hafengebiet schlendern. An der Präsident-Herwig-Straße bietet sich eine Pause in einem der zahlreichen Fischrestaurants in den alten Fischereihafengebäuden an, ehe es weiter zur „Alten Liebe“ geht.
Dabei handelt es sich um ein ehemaliges Pier, was heute nicht mehr zum Festmachen von Schiffen, sondern nur noch als hölzerne, doppelstöckige Aussichtsplattform dient.
Um die Ecke legen aber immer noch die Ausflugsschiffe nach Helgoland und Sylt, die Fähre nach Neuwerk oder auch die Ausflugsboote zu den Sandbänken mit Seehunden ab.

Seine ursprüngliche Bedeutung hat auch das Windsemaphor verloren, das nahe der „Alten Liebe“ steht. Bis zur Einführung der Funktechnik wurden mit dieser Signalanlage den ausfahrenden Schiffen Ende des 19. Jahrhunderts die Wind- und Wetterverhältnisse auf See vor Borkum und Helgoland angezeigt.


In der Stadt
Die Innenstadt von Cuxhaven ist nicht so richtig aufregend.
Wer mal etwas wirklich Bizarres sehen möchte, dem lege ich das Pinguin-Museum (Öffnungszeiten: Freitag bis Montag, 14-18 Uhr, in den Sommerferien auch mal täglich) ans Herz. Im kleinen Zoo im Kurpark von Cuxhaven gibt es zwar auch echte Pinguine zu sehen, in diesem Museum aber sind die Pinguine leblos.

Neben ein paar Informationen zu den Lebensräumen in freier Wildbahn sind hier Pinguine ausgestellt. In allen Formen und Größen. Aus Stoff, aus Metall, aus Plastik, aus Glas, aus Holz – es ist schon erstaunlich, zu was es Pinguine gebracht haben. Da sind Pinguine als Uhren, Pinguine als Schneekugeln, Pinguine als Hampelmänner, Pinguine als Lampen, Pinguine als Fingerhüte, Pinguine als Feuerzeuge.
Dabei sind wohl nicht mal alle der über 26.000 Ausstellungstücke, die sich im Besitz des einzigen Pinguin-Museums der Welt befinden, auch ausgestellt. Der Marktwert von Pinguinen scheint also enorm zu sein.
Trotzdem überkommt den Besucher schnell das Gefühl, hier im Hobbykeller eines etwas seltsamen Sammlers zu stehen. Ein Gefühl, dass übrigens beim Besuch der Website verstärkt.



Nur von außen gesehen habe ich bei meinem Cuxhaven-Besuch das Schloss Ritzebüttel, ein sogenanntes Bürgerschloss aus dem 14. Jahrhundert – eines der ältesten Gebäude Niedersachsens, das heutzutage für kulturelle Veranstaltungen genutzt wird.


Quasi gegenüber ist das Joachim-Ringelnatz-Museum (Öffnungszeiten: dienstags bis sonntags: 10-13 und 14-17 Uhr), dass sich dem Werk des Schriftstellers und Malers widmet. Dieser war gegen Ende des Ersten Weltkriegs Kommandeur eines Minensuchbootes bei Cuxhaven – und führte ansonsten neben seiner künstlerischen Tätigkeit ein ziemlich aufregendes und abwechslungsreiches Leben.
Eine weithin sichtbare Ortsmarke ist auch der 1897 gebaute Wasserturm nahe des Bahnhofs. Er wird zur Zeit umgebaut. Im Erdgeschoss entsteht ein Café, darüber mehrere Ferienwohnungen.

Was kann man sonst so in Cuxhaven machen?
Wer etwas mehr als nur einen Tag in Cuxhaven verbringen möchte, kann sich natürlich auch aufs Schiff begeben. Wie erwähnt starten im Hafen täglich zahlreiche Ausflugsschiffe mit denen man Tagesausflüge zu einigen Inseln bis nach Sylt machen kann.


Sehr beliebt sind auch Wattwanderungen (ab Duhnen oder Sahlenburg) oder Fahrten mit den von Pferden gezogenen Wattwagen zur Insel Neuwerk. Die Abfahrtszeiten sind hier natürlich von den Gezeiten abhängig.
Eine Übersicht der Anbieter gibt es auf der Website des Nordseeheilbads Cuxhaven.

Wie bewegt man sich in Cuxhaven am besten fort?
Am besten kommt man in Cuxhaven mit dem Fahrrad herum.
Wer kein eigenes Rad dabei hat – kein Problem, es gibt zahlreiche Vermieter in der Stadt, am Meer und im Hafen. Mit Gegenwind wird man dabei aber rechnen müssen, da sich Cuxhaven quasi „über Eck“ um die Landspitze zieht, wird es irgendwo immer windig sein.

Zur Not kommt man auch mit dem Bus bis in die ehemaligen Dörfer Duhnen oder Sahlenburg – man muss dann nur Wartezeit mitbringen. Der Bus Richtung Sahlenburg fährt beispielsweise nur stündlich vom Cuxhavener Bahnhof ab. Fahrpläne finden sich hier.
Zwischen Duhnen und Sahlenburg verkehrt (im Sommer nahezu stündlich) außerdem die touristische Cuxliner Dühnenbahn.

Anreise nach Cuxhaven
Cuxhaven liegt im nordwestlichsten Zipfel von Niedersachsen – und damit etwas ab vom Schuss.
Es führt zwar aus Richtung Süden eine Autobahn von Bremen über Bremerhaven bis nach Cuxhaven, aber auch auf dieser Strecke ist man mit der Bahn nicht viel langsamer unterwegs. Fahrzeit ab Bremen: etwa anderthalb Stunden, ab Bremerhaven 50 Minuten.
Von Hamburg aus fährt eine Regionalbahn (*) direkt bis Cuxhaven. Fahrzeit: 1.45 Stunden. Mit dem Auto ist man da deutlich länger unterwegs.
Und wer es maritimer mag: Für deutlich mehr Geld – und mit einer Fahrzeit von 2,5 Stunden nicht wirklich schnell – kann man auch mit dem Katamaran, der danach nach Helgoland weiterfährt, von den Landungsbrücken in Hamburg bis Cuxhaven fahren.
