Weiter geht’s

Nachdem ich mich am Vorabend nach einer halben Stunde auf-dem-Bett-ausruhen kaum bewegen konnte, hatte ich schon das Schlimmste für die zweite Etappe meiner Probe-Wanderung in der Holsteinischen Schweiz erwartet. Aber Schlafen ist ja bekanntlich die beste Medizin und so konnte ich nach einem leichten Frühstück wohlgemut und ohne Muskelkater die geplante Etappe vom Landhaus Jägerhof (*) entlang einiger Seen zur Verwandtschaft nach Eutin angehen (Knaller-Wortspiel!).

Feld umgeben von Bäumen und Sträuchern
Naturidylle bei Pfingstberg

Seen und gesehen werden 

Der erste Streckenabschnitt führte die Alte Salzstraße hinunter zum Heidensee, einem im Vergleich zu den anderen Seen in der Umgebung kleinen Gewässer. Also schnell weiter zum immerhin 136 Hektar großen Suhrer See, der wegen seiner wenigen Zuflüsse als nährstoffarm gilt. Das sieht man ihm als Laie allerdings nicht an. Entstanden ist er, wie alle Seen der Holsteinischen Schweiz, in der letzten Eiszeit.

Holzbank am Dieksee
Draußen am Dieksee

Rundherum gibt es ein bisschen Wald und ein paar kleinere Steigungen – sofern man davon in dieser gegen überhaupt sprechen kann. Die Wander-App Komoot hat mir für die gesamte Tagesstrecke (20,3 Kilometer) 130 Höhenmeter aufwärts und 150 Meter abwärts protokolliert. Im Profil sieht die Route allerdings ziemlich flach aus.

Drama am Zaunpfahl

Weiter ging es durch die Felder, wobei ich wieder festgestellt habe, dass Getreidefelder im Sommer (und bei Sonnenschein) einfach immer gut aussehen. Dummerweise habe ich dann an einem Zaunpfahl des Geländes des Motorclubs Malente – der einen Teil eines Kies- und Schotterwerks für seine Motorräder nutzt – meine geliebte Schirmmütze aus Panama vergessen. Das Lowlight des Tages.

Getreidefeld mit Wolken
Könnte ein Weizenfeld sein

Der Geist von Malente

Und da mir das im anschließenden Wald am Dieksee nicht weiter auffiel, habe ich den großen Verlust erst auf der Promenade in Malente bemerkt. Angesichts der zahlreichen Kurgäste habe ich mich aber gleich wieder jung gefühlt und meinen Verlust verwunden.

Malente war mir bisher nur bekannt als Unterkunftsort der (west-) deutschen Nationalmannschaft bei der Fußball-Weltmeisterschaft 1974. Die Sportschule Malente heißt heute übrigens Uwe Seeler Fußball Park. Ganz ohne Bindestriche.

Architektonisch hat mich Malente jetzt nicht unbedingt in seinen Bann gezogen. Aber die Lage zwischen dem Dieksee (386 Hektar) und dem Kellersee (560 Hektar) macht hier den Reiz aus. Wer mag kann die umliegenden Seen im Rahmen einer 5-Seen-Fahrt mit Ausflugsschiffen kennenlernen. Oder auf der Schwentine, die beide Seen durchfließt, bis nach Kiel oder in die andere Richtung bis Eutin paddeln.

Blick auf den Fluss und die grünen Ufer
Naturparadies Schwentine

Zielort Eutin

Aber ich war ja zu Fuß unterwegs, also ging es nach einem Stück am Fluss hauptsächlich an der Malenter Landstraße weiter Richtung Eutin und schließlich an den Großen Eutiner See (230 Hektar).

Ortsschild mit Richtung nach Eutin und gleichzeitig Ortsende Eutin
Alle Wege führen nach Eutin

Eutin ist ein kleines, hübsches Städtchen (12.000 Einwohner) mit Fachwerkhäusern in der Innenstadt und natürlich dem Eutiner Schloss, das den Herzogen von Oldenburg als Sommerresidenz diente. Seine Blütezeit hatte Eutin von 1776 bis 1829, als es als das „Weimar des Nordens“ galt und der Jetset des Sturm und Drangs hier ein- und ausging.

Alte Fachwerkhäuser an einer Straße mit Kopfsteinpflaster
In der Eutiner Altstadt

Für Filmfans interessant: Das Schloss diente 1972 für den Film Cabaret mit Liza Minnelli als Kulisse.

Schloss von der Parkseite
Das Eutiner Schloss