Promenieren wie Kaiser Wilhelm II
Ahlbeck, Heringsdorf und Bansin sind mehr oder weniger ein Ort und vermarkten sich selbst als die „drei Kaiserbäder“. Klingt fast nach den drei Tenören, soll aber natürlich auf die lange Historie als Seebäder hinweisen. Wenn selbst Kaiser Wilhelm II zur Sommerfrische herkam, dann muss das ja toll sein.
Also habe ich mir das mal angeguckt.
Alles, was ein Seebad braucht
Seebrücken gibt’s, Strandkörbe gibt’s und die Promenade verbindet sogar alle Orte (und mittlerweile auch wieder Swinemünde) miteinander, so dass man gar nicht mitbekommt, wo der eine Ort aufhört und der nächste beginnt. Damit sind schon mal die drei Grundvoraussetzungen für ein Seebad erfüllt.
Hinzu kommen natürlich noch jede Menge hübsche, renovierte Villen (Ex-BILD-Chefredakteur Kai Diekmann hat sich hier auch eingekauft) und große Neubauten.
Und diese Villen, die sich an der Promenade aneinanderreihen, sind zum Teil recht extravagant. Diese sogenannte Bäderarchitektur, bei der die Reichen (aus Berlin) anfangs des 20. Jahrhunderts ein bisschen protzten, hat was.
Frisch gestrichen (und neu gebaut)
Alles wirkt dermaßen neu und aufgefrischt, so dass ich anfangs geradezu irritiert war. Bis mir wieder eingefallen ist, dass hier nach der Wende natürlich Modernisierungsbedarf herrschte, der dermaßen schnell vollzogen wurde, dass Usedom jetzt vielleicht an den Seeorten der Nordsee und schleswig-holsteinischen Ostseeküste vorbeigezogen ist. Zumindest in Strandnähe.
Und dann gibt es noch das vergessene vierte Seebad
Swinemünde auf der polnischen Seite von Usedom ist noch so etwas wie die vergessene Schwester der drei deutschen Kaiserbäder. Dabei war Swinemünde 1824 tatsächlich auf der damals noch ungeteilten Insel das erste Seebad.
Die Modernisierungen sind hier zwar auch schon weit fortgeschritten und große Hotelketten haben Megabauten in den Wald hinter der Düne gesetzt, aber ein paar Gehminuten vom Strand entfernt merkt man, dass hier Polen ist und nicht Mecklenburg-Vorpommern. Hier treffen moderne Wohnneubauten (Apartments werden hier zum Teil auch an Urlaubsgäste vermietet) auf etwas heruntergekommene Mietskasernen aus Zeiten des Sozialismus.
Ab nach Swinemünde
Der Strand ist hier natürlich genauso weiß und breit wie „drüben im Westen“ – insofern kann ich Swinemünde als günstige Alternative zum deutschen Teil Usedoms nur empfehlen. Und wenn man will, ist man auch mit dem Fahrrad oder der Bahn ruckzuck in Ahlbeck, Heringsdorf oder Bansin.
Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln in die Kaiserbäder
ab Swinemünde / Świnoujście
Alle 30 bis 60 Minuten fährt die Usedomer Bäderbahn (UBB) zwischen Świnoujście Central und hält zwischendurch in jedem Seebad.
ab Berlin
Mit der Bahn geht es alle zwei Stunden in knapp vier Stunden (mit Umsteigen in Züssow) in die Kaiserbäder.
Mit dem Fernbus der Usedomer Bäderbahn kommt man von Berlin in knapp fünf Stunden nach Bansin, Heringsdorf und Ahlbeck. Die UBB fährt einen bei Bedarf auch noch das kurze Stück bis Swinemünde.
ab Hamburg
Mit der Bahn (*) dauert die Fahrt etwa 5:50 Stunden, dafür kann man stündlich entweder über Berlin oder Stralsund fahren.
Einmal täglich fährt der Fernbus der Usedomer Bäderbahn ab Hamburg (ca. 5:20 Stunden) über Rostock und Greifswald in die deutschen Kaiserbäder. Mit der UBB könnte man dann noch das kurze Stück bis Swinemünde weiterfahren.
Essen & Trinken
Cafe Wieża
Nettes, kleines Café einem Kirchturm, dem der Rest der Kirche abhanden gekommen ist.
Marszałka Józefa Piłsudskiego, Swinemünde
Unterkunft
Sky Rooms (*)
Den Schlüssel für das Apartment musste ich mir zwar weitab vom Zentrum abholen, bin dafür aber in eine größere Wohnung im selben (Neubau-) Komplex upgegradet worden. Gute Lage zum Bahnhof Central, an dem die Usedomer Bäderbahn abfährt.
Wojska Polskiego 16, Swinemünde / Świnoujście