Start meiner polnischen Reise

Stettin (polnisch: Szczecin) gehört wahrscheinlich nicht unbedingt zu den beliebtesten Reisezielen in Polen. Einen Tag kann man dort allerdings gut verbringen – und es bleibt noch Zeit für einen Mittagsschlaf. Wenn man wenig Zeit hat, kann man auf einen Besuch der Stadt aber auch gut verzichten.

Als Startpunkt für meine Rundreise durch Polen fand ich Stettin jetzt allerdings genau richtig. Nicht zu groß, nicht zu klein. Und die Mischung, die mir schon an Warschau und Krakau gefallen hat: Hypermoderne Gebäude gepaart mit sozialistischer Architektur und (wieder aufgebautem) Altem.

Das alltägliche Stettin

Auch wenn Stettin im Grunde genommen westlich der Oder-Neiße-Linie liegt, wurde es von den Alliierten im Juli 1945 doch Polen zugesprochen. Es folgte die Ausweisung der deutschen Bevölkerung und die Ansiedlung von Polen, die vielfach aus den nun sowjetisch besetzten Gebieten im Osten Polens vertrieben wurden. So ist Szczecin heute eine durch und durch polnische Stadt – aber eben mit einem deutschen architektonischen Erbe.

Das sind die Sehenswürdigkeiten von Stettin

Untergrundtour

Angepriesen wird die Führung (28 Zloty) durch die Bunkeranlagen unter dem Hauptbahnhof als „besser als ein Film“. Naja, kommt offensichtlich auf den Film an.

Im Hochsommer kann man sich hier mal so richtig abkühlen. In den Gewölben herrschen ständig etwa 13 Grad Celsius. Zu sehen gibt es eine kleine einführende Ausstellung zum Bau der Bunkeranlage und viele Gänge. Fotos durfte man übrigens nicht machen.

Interessant fand ich, dass die Böden speziell schallgedämmt beschichtet sind, um Panik zu vermeiden, wenn irgendwo Menschen rennen.

Ansonsten sieht man von den Bunkeranlagen nicht viel – eventuelle Einrichtungen sind schon lange demontiert. Kein Vergleich beispielsweise zu entsprechenden Führungen in Berlin, bei denen man wenigstens noch die Einrichtungen der Nachnutzung als Notbunker während des Kalten Krieges zu sehen bekommt.

Rotes Rathaus 

Auch Stettin hat ein rotes Rathaus

Auch Stettin hat ein Rotes Rathaus. Gebaut Ende der 1870er Jahre wird es immer noch das „neue Rathaus“ genannt, auch wenn hier inzwischen das Seeschifffahrtsamt (es widerstrebt mir nach wie vor, dieses Wort mit drei „f“ zu schreiben…) residiert.

Jakobskathedrale

Jakobskathedrale

Wie viele Kirchen der Zeit wurde die heutige Jakobskathedrale nach dem Vorbild der Lübecker Marienkirche vom 13. bis 15. Jahrhundert erbaut. Hinter der Kirche führt eine kleine Straße im Halbkreis um die Kirche herum – offensichtlich wurden hier erst in den letzten Jahren ein paar Verwaltungsgebäude neu gebaut, die im Stil an die mittelalterliche Bebauung (nur ein ursprüngliches Gebäude ist noch erhalten) an dieser Stelle erinnern soll. Das wirkt allerdings gewollt und zu modern.

Schloss der Pommerschen Herzöge

Mitten im Wohngebiet: Das Schloss der pommerschen Herzöge

Das Schloss fand ich nicht sonderlich interessant, der Innenhof war, als ich vorbeikam, auch gerade für ein Konzert (mit genügend Abstand zwischen den Zuhörern) gesperrt.

Auffällig ist nur, dass ganz normale Wohnblöcke direkt bis ans Schloss gebaut wurden. Im Sozialismus sollten wahrscheinlich alle gleich sein. Wieder aufgebaut wurde das Schloss aber auch erst in den 1980er Jahren im Renaissance-Stil – basierend auf Stichen aus dem 17. Jahrhundert.

Fassaden am Heumarkt (Rynek Sienny)

Am Heumarkt

Am Heumarkt sind in den letzten Jahren Neubauten errichtet wurden, die sich mit einer historisierenden Fassade versehen wurden, so dass hier zumindest ein bisschen der Eindruck entsteht, dass etwas von der Altstadt den Krieg überstanden hätte.

Ehemaliges Stadtmuseum

Haken-Terrasse und ehemaliges Stadtmuseum

Etwas protzig kommt das ehemalige Gebäude des Stadtmuseums Stettin daher. Heute beherbergt es einen Theatersaal und das Meeresmuseums. Darunter sind die nach einem ehemaligen Bürgermeister benannten Haken-Terrassen, die einen Ausblick auf die Oder bieten.

Gebäude der Wojewodschaft Westpommern

Sitz der Landesregierung Westpommerns – wenn ich das richtig verstanden habe

Was einst als Regierungssitz der Regierung von Pommern gebaut wurde, dient nun in gleicher Funktion der Wojewodschaft Westpommern. Ein hübsches Gebäude.

Medizinische Hochschule

Gebäude der medizinischen Hochschule

Die Medizinische Hochschule hat wahrscheinlich den Hauptgewinn bei den Gebäuden gezogen. Erst 1948 gegründet, durfte sie in dieses verwinkelte Gebäude ziehen. Keine Ahnung, was das früher mal war. Dafür weiß ich jetzt, dass die Studiengebühr 10.500 Euro pro Jahr beträgt.

Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln 

Ab Rostock 
Mit der Bahn (alle 2 Stunden) dauert die Fahrt 3:40 Stunden, mit Umsteigen in Güstrow. Günstiger sind Fernbusverbindungen. FlixBus (*) hält auf dem Weg nach Danzig auch in Stettin. Die Fahrzeit beträgt dann aber gerne mal 4,5 statt 3,5 Stunden.

Ab Hamburg
Von Hamburg geht es mit der Bahn (*) ebenfalls alle 2 Stunden via Berlin Hbf und Angermünde in gut vier Stunden nach Stettin. Mit dem Bus dauert die Fahrt ca. 6,5 bis 7 Stunden.

Ab Lübeck
Erstaunlicherweise gibt es ab Lübeck sechsmal täglich einen direkten RegionalExpress bis Stettin (Fahrtzeit knapp fünf Stunden).

Spaß im alten Hafen

Essen & Trinken 

Browar Stara Komenda
Kleines Brauerei-Restaurant mit fleischlastiger Speisekarte (u.a. Eisbein mit Kirschmarmelade). Es gibt aber auch Salate und sehr gute kalte Rote-Beete-Suppe und Griebenschmalzbrote.
Plac Stefana Batorego 3, Stettin

Essen wie im Büro der 30er Jahre

Unterkunft 

Hotel Victoria (*)
Schöner Frühstückssaal, das Hotel selbst ist etwas in die Jahre gekommen, aber ordentlich und zu Fuß nur 5 Minuten vom Hauptbahnhof Głowny entfernt.
Plac Stefana Batorego 2, Stettin

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