Gibralter – warum fährt man da normalerweise hin?
Eigentlich ist Gibraltar vor allem für seinen Felsen und die dort lebenden Berberaffen bekannt. Ersteren habe ich nur von unten gesehen und letztere gar nicht – man könnte meinen Ausflug nach Gibraltar diesbezüglich also als gescheitert ansehen.
Aber vielleicht habe ich so ja doch das gesehen, was Gibraltar eigentlich ist: Ein ödes, felsiges Stück Land (6,5 Quadratkilometer groß), für das sich niemand interessieren würde, wenn es nicht gerade seit dem spanischen Erfolgekrieg 1704 britisches Überseegebiet wäre.
Zugeben muss ich natürlich, dass ich mich nicht ausreichend vorbereitet hatte: Da ich ohne Reiseführer nach Andalusien gefahren bin, hatte ich mich bei Google Maps vorher nur informiert, was so die „Sehenswürdigkeiten“ Gibraltars sein sollen.
Und mein Plan war, ein bisschen umherzulaufen und mit der Seilbahn auf den Berg zu fahren – dort würden mir die Affen schon begegnen, dachte ich. Dumm nur, dass die Seilbahn gar nicht fuhr. Normalerweise sie montags bis sonntags von 9:30 bis 17:15 Uhr in Betrieb, als ich da war, fuhr sie einfach nicht.
Was ich in Gibraltar gesehen habe
Die Main Street ist so etwas wie die Haupteinkaufsstraße Gibraltars. Preisschilder in britischen Pfund, der eine oder andere Pub, rote Telefonzellen und Briefkästen – hier wird schnell klar, dass wir nicht mehr in Kansas sind, geschweige denn Andalusien. Stattdessen fühlt man sich hier wie in einer Parallelwelt, in der jemand die Kulissen eines in die Jahre gekommenen englischen Städtchens aufgebaut hat.
Ein paar Straßen weiter scheint Gibraltar nur aus hässlichen Hochhäusern und Appartmentkomplexen zu bestehen, auf der Main Street aber entfaltet sich der Charme einer der ödesten Fußgängerzonen der Welt. Ich war froh, dass dann wieder das Meer und Hafenanlagen kamen.
Ganz an der Südspitze der Halbinsel, nachdem man auch mal durch dunkle Autotunnel laufen musste, öffnet sich dann am Leuchtturm der Blick bis hinüber ins nur 25 Kilometer entfernte Marokko.
Direkte Fährverbindungen nach Tanger oder in die spanische Exklave Ceuta gibt es übrigens nur von Algeciras auf der anderen Seite der Bucht aus.
Wenn schon die Seilbahn nicht fährt, so könnte ich doch auch zu Fuß den berühmten Felsen von Gibraltar erklimmen, dachte ich mir. Den halben Weg habe ich dann auch geschafft, ehe ich wieder umkehrte, weil ich zu geizig war, 13 Pfund Eintritt für das Naturschutzgebiet „Upper Rock“ zu bezahlen.
Für ein paar Affen, eine Höhle, ein paar Tunnel aus dem Zweiten Weltkrieg und vielleicht einem besseren Blick nach Afrika? Ganz ehrlich, ich glaube nicht, dass ich da etwas verpasst habe. Das Gibraltar Tourist Board behauptet zwar, man habe dort oben „das Gefühl, auf dem Gipfel der Welt zu sein“, aber ich fürchte, deren Welt endet an den Grenzen des kleinen britischen Überseegebiets.
Stattdessen habe ich auf einen der halbstündig fahrenden Busse gewartet, mich vom Busfahrer anpampen lassen, dass ich das Fahrtgeld nicht passend hatte und bin zurück Richtung Main Street gefahren.
Immerhin durfte ich auf dem Weg zurück La Línea de la Concepción noch Zeuge eines angeblich weltweit einmaligen Spektakels werden: Die einzige Zufahrtsstraße nach Gibraltar führt nämlich über die Start- und Landebahn des Flughafens. Und wenn da eine Maschine startet oder landet, steht man wie an einem Bahnübergang in der Provinz und wartet, dass sich die Schranken wieder öffnen.
Fazit: Lohnt sich ein Besuch in Gibraltar?
Nein. Ganz einfach: nein.
Nur wenn man zufällig noch ein paar britische Pfund in der Tasche hat und die unbedingt ausgeben will, kann man ja mal kurz hinfahren. Oder wenn man, wie ich, Länderpunkte sammelt und Gibraltar eben in der „been-App“ als Region aufgeführt ist. So habe ich an Gibraltar jetzt beruhigt einen Haken gemacht und bin mir ziemlich sicher, da nie wieder hinzufahren.
Anreise nach Gibraltar & La Línea de la Concepción
Nach Gibraltar fahren keine öffentlichen Verkehrsmittel – und die Anreise per Flugzeug erfolgt wohl ausschließlich direkt aus dem Vereinigten Königreich. Bleibt also nur die Anreise nach La Línea de la Concepción, von wo aus man zu Fuß nach Gibraltar laufen kann.
Ich bin von Cádiz aus nach La Línea de la Concepción gefahren – und habe länger gebraucht, als von Google Maps berechnet. Der Grund: Der Umstieg in Algeciras hat nicht geklappt. Wer diese Route fährt, sollte also auf die seltenen Direktbusse von Transportes Comes ausweichen oder etwas mehr Zeit mitbringen, um auf den nächsten Bus zu warten oder mit lokalen Bussen über San Roque (mit Wartezeit) ausweichen.
Dummerweise hatte ich mich auch bei der Weiterreise nach Málaga auf die angegebene Verbindung Busverbindung bei Google Maps verlassen, nachdem ich damit zuletzt immer gute Erfahrungen gemacht hatte. In Andalusien klappt das offenbar nicht sonderlich gut. Den angegebenen 9-Uhr-Bus gab es nicht (mehr), stattdessen konnte ich erst um 11:05 Uhr fahren.
Wer also einen engen Zeitplan hat, sollte vorher lieber mal zum Busbahnhof gehen und die ausgehängten Fahrpläne aufmerksam studieren. Auch die ansonsten gute Bus- und Bahn-Auskunft von Omio bekommt da offensichtlich nicht alle Verbindungen.
Unterkunft in La Línea de la Concepción
Um möglichst einfach nach Gibraltar zu kommen, empfiehlt sich eine Unterkunft nahe der Grenze und des Busbahnhofes von La Línea de la Concepción. Das waren auch meine Buchungskriterien für das Hostal París (*).
Empfehlenswert ist diese Unterkunft allerdings nur für hartgesottene Reisende, die absolut keinen Wert auf Luxus legen. Hier bekommt man an der Rezeption Fernbedienungen für Fernseher und Klimaanlage ausgehändigt – was in Hotels nie ein gutes Zeichen ist.
Die Batterien der Klimaanlagenfernbedienung waren dann offenbar auch leer und am nächsten Morgen gab es unter der Dusche nur eiskaltes Wasser. Diese Unterkunft hat mein Gibraltar-Erlebnis also passend nach unten abgerundet.