Kangerlussuaq und Russels-Gletscher – im Ice Camp

Ich bin damals (2017) mittags mit Air Greenland von Kopenhagen aus in Kangerlussuaq angekommen. Und da der Flughafen und der Ort sehr klein sind, reicht das völlig aus, um noch am selben Tag eine Tour auf das Festlandeis zu unternehmen.

In meinem Fall war das die 2-Tages-Tour mit Albatros Arctic Circle, die ich vorab gebucht hatte. Der Start um 13 Uhr ist natürlich auf die Ankunft der Teilnehmer per Flugzeug abgestimmt.

Albatros Arctic Circle bietet auch noch weitere Touren an, darunter auch einfache Tagestouren zum Gletscher oder Tundra-Wanderungen.

Autor auf dem Eis
So ist man perfekt für eine Expedition ins Eis gekleidet

Was sieht man auf der Camp Ice Cap-Tour?

Auf der etwa 25 Kilometer langen Fahrt bis zum Rand des Gletschers kommt man an einem Flugzeugwrack vorbei, von dem allerdings nur noch kleine Teile zu sehen sind.

Laster mit Passagiersitzfläche
Auf geht’s zum Festlandeis

Irgendwann geht es für den Allradlaster dann aber nicht mehr weiter und der Rest der Tour erfolgt zu Fuß. Zunächst noch über Wiesen, dann über das Geröll, das der sich zurückziehende Gletscher zurückgelassen hat, bis zum Russels-Gletscher selbst.

Gestein, ein Fluss und am Horizont die Gletscherzunge
Der Gletscher hat sich auch hier schon zurückgezogen

Und dann beginnt der Spaß auf dem Eis mit dem Anlegen der Steigeisen und der Klärung von ein paar wichtigen Fragen: Wie besteigt man am besten Eisberge? Welche Gefahren lauern auf dem Eis? Und wer zieht einen der Transportschlitten, auf denen alles liegt, was wir in den nächsten 24 Stunden brauchen werden?

Das Schlittenziehen ist übrigens nicht sonderlich anstrengend – es geht ja übers Eis, da ist die Reibung gering.

Mehrere Personen mit Schlitten und Stöcken
Wanderung auf dem Russel-Gletscher

Zuerst bin ich ein bisschen enttäuscht vom Eis. Es ist nicht blütenweiß, sondern vielfach grau-schwarz. Das liegt daran, dass der ganze Staub und der Sand, den der Gletscher unter sich erzeugt, irgendwie (so genau habe ich das nicht verstanden…) nach oben auf die Eisoberfläche kommt.

Kleiner See auf dem Festlandeis
Like ice in the sunshine

Und was folgt, ist nur noch Eis. Und Spalten im Eis, die man teilweise gar nicht sieht, weswegen es doch ganz gut ist, einen erfahrenen Guide zu haben. Besonders beeindruckend sind auch die Seen aus Schmelzwasser, die sich auf dem Eis bilden und die Bäche, die teilweise mit starker Strömung plötzlich ihren Weg in die Tiefe des Eises finden.

Wasser verschwindet in einem Loch im Eis
Abfluss auf dem Eis

Wie ist die Tour?

Aufbau des Camps

Irgendwo auf dem Gletscher haben wir dann unser Camp aufgeschlagen. Das Hauptzelt, gewissermaßen das Küchenzelt, wird auf dem Eis stehengelassen, das mussten wir nur etwas verschieben, weil das Eis darunter natürlich bei jeder Benutzung schmilzt.

Die kleinen Schlafzelte mussten wir dann selber aufbauen. Eine Anleitung hätte mir da schon geholfen, aber irgendwie hat es auch so geklappt.

Kuppeltest auf dem Eis
Camping auf dem Eis

Erste Eiswanderung & Abendessen

Und nach einem Imbiss im Küchenzelt ging es dann auf die erste längere Eiswanderung. Eis so weit das Auge reicht. Eisberge hoch und runter. Eigentlich war es eine ganz normale Wanderung. Nur das die Landschaft hier nur aus Eis besteht. Großartig. Und angesichts der Weite wird man mitunter ganz demütig.

Blick auf eine Wüste aus Eis
Von hier aus gibt es hunderte Kilometer nur Eiswüste

Abends gab es dann Fertig-Trockenmahlzeiten aus Tüten, die einfach nur mit heißem Wasser aufgegossen wurden. Kein kulinarischer Genuss, aber absolutes Expeditions-Feeling.

Im Camp auf dem Eis gibt es natürlich keinen Strom und kein fließendes Wasser. Wir hatten einen Gaskocher dabei und für das Wasser musste immer etwas Eis gehackt werden.

Kleiner Mann steht in der Entfernung auf einem Eisberg

Das Toilettenzelt

Ein kleines Toilettenzelt gab es übrigens auch. Die männlichen Expeditionsteilnehmer wurden allerdings gebeten, sich zum Urinieren eine eigene Ecke hinter dem nächsten Eishügel zu suchen. Denn die Toillete bestand hier aus einer (für den Rückweg verschließbare) Tonne, auf die ein Toilettensitz gelegt wurde – und da wäre zuviel unnötiger Inhalt für den Rücktransport zur Last geworden.

In der Nacht

Nachts wird es in den kleinen Zelten doch recht kalt. Bei einer Belegung mit zwei Personen heizt sich so ein Zelt natürlich etwas auf, ich habe aber trotz meines dicken Schlafsacks gegen Morgen etwas gefroren, weil ich mein Zelt alleine wohl nicht ausreichend gewärmt habe. Der Guide hat übrigens im größeren Küchenzelt geschlafen und sich Wärmflaschen mit den Schlafsack genommen.

Blick auf Eishügel im Dämmerlicht
Die Aussicht, wenn man nachts mal raus muss…

Frühstück & zweite Eiswanderung

Am nächsten Morgen gab es dann zum Frühstück umgetoastetes Toastbrot mit Nutella oder Wurst oder Müsli. Nach dem Zeltabbau stand dann nochmal eine dreistündige Wanderung über das Eis auf dem Programm.

Mehrere Menschen auf dem Eis
Kleine Gruppe, großer Spaß

Nochmal großartige Eisformationen, Bäche, Eisbrücken. Und das bei strahlendem Sonnenschein, so dass es auf dem Eis nur bei Wind wirklich kalt war.

Was kostet die Tour?

Mittlerweile kostet die Ice Camp-Tour mit Übernachtung in Zelten auf dem Festlandeis ca. 370 Euro. Das ist viel Geld, aber es ist wirklich ein einmaliges Erlebnis. Ich kann es nur wärmstens empfehlen.

Weiterer Blick auf eine buckelige Eiswüste
Noch ein letzter Blick aufs Eis