Snæfellsnes – ist das wirklich Island in Miniatur?

Snæfellsnes (zu deutsch: „Schneeberghalbinsel“) liegt etwa 150 Kilometer nördlich von Reykjavík und wird in fast jedem Reiseführer als „Island in Miniatur“ angepriesen, da man hier angeblich alle Reize Islands auf kleiner Fläche zu sehen bekäme.

Das halte ich für eine maßlose Übertreibung. Snæfellsnes ist schön. Aber Island hat doch viel mehr zu bieten als das, was man hier zu sehen bekommt.

Einsames Gehöft vor wolkenverhangenem Berg
Snæfellsnes – das ist meist Einsamkeit

Was gibt es auf der Snæfellsnes zu sehen?

Von einer der Hauptattraktionen der Halbinsel habe ich bei meinem Besuch übrigens kaum etwas gesehen: dem Snæfellsjökull. Der 1.446 Meter hohe Vulkan und der Gletscher waren einfach ständig von Wolken umgeben.

Daher habe ich mich auf die Sehenswürdigkeiten fokussiert, die man wirklich sehen konnte. Die Rundreise um die Halbinsel schafft man locker an einem Tag.

Die Kirche von Búðir

Die Attraktion des kleinen Dorfes Búðir an der Südküste von Snæfellsnes ist eindeutig die schwarze Holzkirche aus dem Jahr 1848. Sie ist damit eine der ältesten Kirchen Islands.

Schwarze Holzkirche mit weißer Tür vor wolkenverhangenem Himmel
Die Dorfkirche von Búðir

Wanderung von Arnarstapi nach Hellnar

Lohnenswert ist eine kleine Wanderung von Arnarstapi nach Hellnar. Der Weg führt durch eine 5000 Jahre alte Lavafläche, die von Bächen durchzogen ist und zum Meer hin in aufregende Klippen endet.

Spitzer Berg im Hintergrund, im Vordergrund ein Fluss mit Holzbrücke
Hier könnte man auch Krimis drehen

Natürliche Torbögen und vereinzelte, unerreichbare kleine Lavasandstrände sind auch schön, wenn das Wetter mal nicht mitspielt.

Die Fischerbucht Dritvík

Die Bucht von Dritvík war für viele Jahrhunderte einer der wichtigsten natürlichen Häfen für die isländischen Fischer. Heute liegen hier am Kiesstrand zwischen bizarren Lavafelsformationen unzählige Wrackteile eines englischen Trawlers, der hier 1948 auf Grund lief.

Spitze Felsen und ein Felsentor aus Lavagestein
Unwirkliche Felsformationen

Nahe des Strandes liegen Felsbrocken in verschiedenen Größen von 23 bis 155 Kilogramm. Mit ihnen wurde angeblich getestet, ob Bewerber für die Arbeit auf den Fischkuttern geeignet waren. Um einen Job zu bekommen, musste man mindestens 49 Kilogramm stemmen können.

Der Krater Saxholl

Ich habe ja bekanntermaßen ein Faible für Vulkane. Also musste ich mir natürlich auch den Saxholl-Krater anschauen.

Und was soll ich sagen – er hat es leider nicht in die Top 100 meiner beliebtesten Vulkane geschafft. Die vielgepriesene Aussicht muss man vielleicht auch bei schönen Wetter genießen. Bei Wind und Kälte ist es hier jedoch ziemlich trostlos.

Unspektakuläre Krater
Der Saxholl-Krater – es gibt Spektakuläreres

Die Ruinen von Öndverðarnes

Ganz im Westen von Snæfellsnes liegt Öndverðarnes. Ich hatte gelesen, dass es hier 500 bis 700 Jahre alte Ruinen in der Lava zu finden seien.Ein paar Gräben und Besiedlungsspuren habe ich tatsächlich finden können. Aufregend ist das aber nicht.

In der Nähe gab es immerhin noch einen orangen Leuchtturm. Und Leuchttürme finde ich ja immer super. Das hat mich dann für die enttäuschenden Ruinen etwas entschädigt.

Der Strand von Svardsvík

Nach all den schwarzen Stränden war der Strand von Svardsvík mit seinem „ganz normalen“ Sandstrand mal eine Abwechslung. Bei Wind und Kälte hat es für mich hier aber auch nur zu einem Foto gereicht, bevor ich wieder zurück ins Auto wollte.

Sandstrand bei eher schlechtem Wetter
Zur Abwechslung mal ein heller Sandstrand

Der Kirkjufellsfoss

Der Kirkjufellsfoss ist ein kleiner Wasserfall nahe des Ortes Grundarfjörður. Für isländische Verhältnisse wäre er extrem unspektakulär, wenn er nicht in der Nähe einer der schönsten und bekanntesten Berge der Insel liegen würde.

Der keilförmige Kirkjufell hat seine markante Form eiszeitlichen Gletschern zu verdanken, die seine Seiten abschliffen, ihn aber als Nunatak stehen ließen.

Schneebedeckt hat der 463 Meter hohe Berg auch als Kulisse in der Serie „Game of Thrones“ eine Nebenrolle gespielt.

Der Kirkjufell nochmal aus anderer Perspektive
Der Kirkjufell nochmal aus anderer Perspektive

Stykkishólmur

Stykkishólmur ist mit rund 1.200 Einwohnern der größte Ort von Snæfellsnes. Es ist nettes kleines Städtchen mit ein paar pittoresken alten Häusern, einem Hafen und einer modernen Kirche.

Hafen mit mehreren Booten
Im Hafen von Stykkishólmur

Film Fun Fact: Szenen des Films „Das erstaunliche Leben des Walter Mitty“ mit Ben Stiller wurden hier gedreht. Stykkishólmur hat dabei die grönländische Hauptstadt Nuuk gedoubelt.