Der vulkanische Norden der Insel

Im Gegensatz zum Südwesten von Lanzarote ist die vulkanische Landschaft im Norden der Insel schon etwas älter. Der 600 Meter hohe Vulkan de la Corona und seine nach Osten bis ans Meer reichenden Lavafelder entstanden – je nachdem, wen man fragt – vor 21.000 oder 25.000 Jahren.

Blick Richtung Vulkan über grüne Landschaft
Das Malpaís ist nach tausenden von Jahren schon gut bewachsen

Was gibt es rund um den Vulkan de la Corona zu sehen?

Das Lavafeld heißt hier Malpaís, das schlechte Land, da es mit seiner AA-Lava einfach unzugänglich war. So ganz nebenbei entstand bei den Ausbrüchen des Vulkans einer der längsten Lavatunnel (Túnel de la Atlántida, knapp sieben Kilometer lang) der Welt, der bis ins Meer führte. An einigen Stellen ist der Tunnel im Laufe der Jahrtausende eingebrochen, so dass Krater entstanden, die Jameos genannt werden.

Cueva de los Verdes

Ich wusste vorher nicht so recht, was mich in der der Cueva de Los Verdes, einer Höhle – die nach früheren Besitzern des Geländes, der Familie Verde, benannt wurde – die Teil des Lavatunnels war, erwartet.

In Nicaragua war ich schon mal in einem ehemaligen Lavatunnel, fand es aber recht langweilig, weil es eben nur wie eine stinknormale, dunkle Höhle aussah.

Blick auf eine Höhlenöffnung und die Landschaft drumherum
Einstieg in den Lavatunnel

Die Cueva de Los Verdes hingegen ist mit indirektem Licht gut ausgeleuchtet und riesengroß. Ein Kilometer der Höhle ist heute im Rahmen einer Führung (10 Euro Eintritt) zu besichtigen.

An einer Stelle gibt es eine Art Saal, der für klassische Konzerte genutzt wird. Die unregelmäßige Struktur der Lava-Wände und -Decken hat zur Folge, dass es in der Höhle kein Echo gibt – diesen Effekt haben sich ja auch die Akustiker bei der Elbphilharmonie in Hamburg zu Nutze gemacht.

Konzertsaal im ehemaligen Lavatunnel
Konzertsaal im ehemaligen Lavatunnel

Die Höhle ist bis zu 40 Meter hoch und verläuft teilweise auf zwei natürlichen Ebenen übereinander. Das führt auch zum größten Wow-Moment der Führung.

Achtung: Wer die Höhle noch besichtigen möchte, sollte jetzt nicht weiterlesen, sondern direkt zu den Jameos del Agua im nächsten Kapitel springen!

Indirekt beleuchtete Höhlenwand
Perfekte Lichtinstallationen schaffen eine gute Höhlen-Experience

Ein Experiment zur Akustik hatte die Führerin angekündigt, als wir die obere Ebene der Höhle erreicht hatten und auf die untere Ebene schauten. Nach dem Echo-Test erwartete ich (und offensichtlich alle anderen Teilnehmer der Tour auch), dass der Stein nach unten fällt und kaum Lärm macht.

Zwei übereinander liegende Ebenen der Höhle
Hier sieht man schön die zwei Ebenen in der Höhle

Doch Überraschung: Der Stein fiel gerade mal einen Meter tief und landete im Wasser. In der Höhle wurde einfach ein flaches Wasserbecken angelegt, dessen Boden mit schwarzen Lapilli, kleinen Lavabröckchen, bedeckt war, so dass hier eine perfekte Spiegelfläche entstanden ist und das, was wir für die untere Ebene der Höhle hielten, nur die gespiegelt Decke war.

Eine perfekte Illusion. Und das perfekte Motiv für die von mir so geliebten See-Spiegelbilder.

Spiegelung im künstlichen See in der Höhle
Blick auf das Geheimnis der Höhle

Jameos del Agua

Die Jameos del Agua sind Teil des selben Lavatunnel-Systems wie die Cueva de los Verdes und liegen nur ein paar hundert Meter weiter Richtung Küste.

Es handelt sich um zwei große Vertiefungen im Boden, die durch eine unterirdische Höhle miteinander verbunden sind. In dieser hat sich ein See gebildet, den angeblich auch eine blinde Krebsart bewohnt.

See in einer Höhle
Hier leben die blinden Krebse

So richtig wusste ich nichts aus diesem mit Pool, Restaurants und Auditorium zu einem Kulturzentrum ausgebauten Ensemble anzufangen. Das muss man nicht unbedingt gesehen haben, die zehn Euro Eintritt kann man sich sparen.

Wanderung zum Krater des Vulkans

Nachdem ich nun schon den Lavatunnel gesehen habe, wollte ich natürlich auch nochmal einen Blick auf dessen Ursprung werfen. Der Volcán de la Corona ist schnell erreicht.

Blick auf den Vulkan unter bedecktem Himmel
Der Volcán de la Corona – Vulkan des Jahres 2020

Nur eine halbe Stunde dauert es vom Örtchen Ye aus bis zum Kraterrand. Ich hatte an dem Nachmittag etwas Pech mit dem Wetter, so dass ich von oben nicht so wahnsinnig viel gesehen habe, aber der Unterschied in der Vegetation im Vergleich zu den deutlich jüngeren Vulkanen im Timanfaya-Nationalpark ist auffällig.

Mirador del Río

Mein absoluter Lieblingsaussichtspunkt auf Lanzarote ist der Mirador del Río, der ein paar Kilometer nördlich des Vulkans auf 475 Metern Höhe quasi in die Felsen der Steilküste gebaut wurde.

Von ihm aus sieht man von der oberen Aussichtsplattform zum einen den Volcán de la Corona, aber auch die Río genannte Meerenge zwischen Lanzarote und der Insel La Graciosa.

Blick durch eine Glasscheiben auf die Insel
Die obere Aussichtseben – im Hintergrund: La Graciosa

Der Mirador wurde 1974 eröffnet und galt damals als eines der modernsten Gebäude der Welt. Nicht nur der Ausblick ist spektakulär, sondern auch das Gebäude selbst mit den Natursteinen hat seit seinem Bau nichts an Charme eingebüßt. Nach Plänen des visionären Künstlers César Manrique wurde hier auf rechte Winkel verzichtet. Alles ist abgerundet und die Panoramascheiben sind schräg eingebaut, so dass sie dem Ganzen einen futuristischen Touch geben.

Außenansicht des Mirador del Río
Außenansicht des Mirador del Río

Fun Fact: In der Kinder-Weihnachts-Fernsehserie „Timm Thaler oder Das verkaufte Lachen“ diente der Mirador del Río als Drehort. Der von Horst Frank gespielte böse Baron de Lefouet hat hier seinen Wohnsitz.

Blick in den Innenraum, im Hintergrund die Panoramascheiben
Der perfekte Ort zum Kaffeetrinken