Weiter geht es mit dem Highlights von Neapel
Auf Platz 10 hatte ich ja schon zwei Führungen in den Untergrund von Neapel, aber da es da so viel zu sehen gibt, hat es eine weitere Führung sogar in die Top 3 geschafft – und den Spitzenplatz meiner persönlichen Top 10 war auch für mich selbst eine Überraschung.
Top 5:
Santa Chira Complesso Monumentale
Der Santa Chiara-Komplex besteht aus einer – im Zweiten Weltkrieg nahezu komplett zerstörten und wieder aufgebauten – Kirche, einem Kloster sowie einem kleinen archäologischen Museum.
Wenn man durch die Altstadt von Neapel läuft, kann man dieses Gebäudeensemble schnell übersehen, da es hinter hohen Mauern verborgen ist. Das Museum mit ein paar Grundresten eines römischen Bades sowie die Kirche kann man auch guten Gewissens auslassen. Das ehemalige Kloster mit seinem Garten hingegen ist absolut sehenswert.
Der Kreuzgang, der einen quadratischen Innenhof umschließt, ist mit beeindruckenden Fresken aus dem 17. Jahrhundert verziert und die Säulen mit bemalten Kacheln verziert.
Eine kleine Oase mitten in der Stadt.
Top 4:
Via San Gregorio Armeno
Die Via San Gregorio Armeno ist auch als „Weihnachtskrippen-Gasse“ bekannt. Damit dürfte klar sein, was einen hier – das ganze Jahr hindurch erwartet: Weihnachtskrippen. Und zwar handwerklich sehr aufwendig und mit Liebe zum Detail gestaltete. Das hat dann vielfach etwas von einem Minitaturwunderland im Kleinformat.
Dabei reicht das Angebot weit über Figuren und Figürchen von Jesus, Maria, Joseph, den heiligen drei Königen und allerlei glotzendem Getier hinaus: diverse Fußballer, Politiker, Filmfiguren und der Papst stehen hier für kleines Geld zum Verkauf.
Ob diese dann auch bei den Käufern in der Weihnachtskrippe stehen oder im Regal verstauben – man weiß es nicht.
Es macht auf jeden Fall Spaß, durch die Gasse zu schlendern und sich das reichhaltige Angebot anzuschauen.
Dass sich die Krippenbauer gerade hier seit dem 18. Jahrhundert ansiedelten, ist angeblich auf die Antike zurückzuführen. Hier stand mal ein Tempel, der Ceres, der Göttin der Ackerbaus und der Fruchtbarkeit gewidmet war. Und ihr brachten die Besucher kleine, in den hier ansässigen Werkstätten gefertigte, Terrakotta-Figuren als Opfergabe.
Top 3:
Galleria Umberto I
Ich glaube, ich habe einfach ein Faible für die Architektur des späten 19. Jahrhunderts. Jedenfalls war ich auch von der Galleria Umberto I – benannt nach dem italienischen König zur Zeit des Baus von 1887 bis 1890 – sehr begeistert.
Hierbei handelt es sich um eine Ladenpassage (in den oberen Stockwerken befinden sich allerdings auch Wohnungen und Büros) mit zwei sich im rechten Winkel in der Mitte kreuzenden Achsen. Überdacht ist das Ganze mit Glasbögen sowie einer Kuppel in der Mitte. Großartig anzuschauen und mit vielen hübschen Details dekoriert.
Mich hat die Galleria Umberto I sofort an die Galleria Vittorio Emanuele II (benannt nach dem Vater von Umberto I) nahe des Doms in Mailand erinnert. Und tatsächlich hat der Architekt die 20 Jahre früher gebaute Passage in Mailand als Vorbild für das Projekt in Neapel genommen.
Einziger Wermutstropfen: In der einstigen Kathedrale des Konsums gibt es nun auch Leerstand und zahlreiche Obdachlose haben nun in den Nischen des Außenbereichs ihr Lager aufgeschlagen.
Top 2:
Galleria Borbonica
Und noch einmal geht es in den Untergrund von Neapel: Bei der 70-minütigen Führung (Tickets für die englischsprachige Tour kann man hier reservieren) bekommt man gleich mehrere Sehenswürdigkeiten auf einmal.
Benannt ist die Galleria Borbonico nach der von den spanischen Bourbonen abgespaltene Herrscherlinie des Königreichs beider Sizilien. König Ferdinand II – nicht gerade ein Freund demokratischer Bestrebungen und in ständiger Angst vor Volksaufständen – ließ ab 1853 einen 430 Meter langen unterirdischen Verbindungstunnel vom Königspalast bis zu den Militärbaracken im von königstreuen Adligen bewohnten Stadtteil Chiaia bauen. Im Falle eines Falles hätten so Soldaten zum Palast oder der König in Sicherheit gebracht werden können. Ferdinand II starb allerdings – und der der geplante Riesentunnel wurde nie vollendet.
Heute gibt es auf der Tour neben Teilen des königlichen Fluchttunnels auch riesige Zisternen aus dem 17. Jahrhundert zu sehen, die bei den Bauarbeiten mit einer unterirdischen Brücke überwunden wurde.
Außerdem finden sich Reste der Einrichtung des Luftschutzkellers, zu dem der Tunnel und die Zisternen ab 1939 genutzt wurden. Nach dem Krieg wurde in den unterirdischen Hallen Schutt abgeladen und die Polizei nutzte bis 1970 einen Teil als Parkplatz für beschlagnahmte Fahrzeuge, die seitdem langsam vor sich hinrosten und nun natürlich tolle Fotomotive abgeben.
TÜV ist abgelaufen Selbst gebautes Lastenmoped – leider ohne Zulassung
Die vollständige Geschichte der Galleria Borbonica und der Hindernisse beim Bau gibt es hier.
Top 1:
Archäologisches Nationalmuseum in Neapel
Museen mit Ausgrabungsfunden können mich schnell langweilen – und die Gefahr bestand auch im Archäologischen Nationalmuseum in Neapel, als ich zuerst den „ganz alten Kram“ anschaute: Jede Menge Faustkeile, Scherben, Amphoren und Schmuck von der Bronzezeit über die Etrusker, Griechen bis zu den Römern.
Was das Museum dann aber auf Platz 1 meiner Top 10 katapultierte, war die Innenausstattung von Herculaneum und Pompeji: Fresken, Stuck und Mosaike. Bei den Ausgrabungen im 19. Jahrhundert hat man vor Ort vieles „abmontiert“, um es zu sichern und dann eben hier ins Museum gebracht. Im Zusammenspiel mit dem Besuch von Pompeji ergibt sich so ein Gesamtbild des Alltagslebens des Jahres 79.
Besonders beeindruckt haben mich dabei die unfassbar kleinteiligen Mosaike. Aus ein paar Metern Entfernung sind sie nicht mehr von Gemälden zu unterscheiden.
Meist hatten die Fresken und Mosaike Motive aus der griechischen Mythologie. Zum Teil waren sie aber auch erotischer Natur. Diese Werke wurden zeitweise nicht mehr öffentlich ausgestellt, sondern verschwanden in einem Geheimen Kabinett.
Interessant sind auch die in Pompeji gefundenen Alltagsgegenstände: Backformen und Vasen aus Bronze, Silbergeschirr, Gläser und Glasbehälter, Öllampen und Behälter aus Terracotta, Elfenbeinfiguren, Spielwürfel aus Knochen und bronzene Türklopfer.
Der beste Teil des Museums ist der Raum mit dem Korkmodell von Pompeji im Maßstab 1:100 – auf dem Stand der Ausgrabungen im Jahr 1879. An der Wand hängt ein kleineres Modell mit allen aktuell bekannten Gebäuden und Straßen, bei dem deutlich wird, wie groß das noch nicht freigelegte Gelände ist. Dazu gibt es einen sehr informativen Film mit einer 3D-Rekonstruktion der Stadt und einzelner Häuser.
Absolute Empfehlung also für den Besuch dieses Museums.