Erfahrungen mit Radreisen bei der Deutschen Bahn

Ich habe in diesem Jahr für Bikepacking-Touren auch ein paar Mal die Deutsche Bahn (*) genutzt und dabei sehr gemischte Erfahrungen gemacht.

Unterwegs war ich in verschiedenen Zugtypen und auf verschiedenen Strecken:

  • Im Regionalexpress von Hamburg nach Flensburg 
  • Im ICE von Göttingen nach Würzburg und anschließend im RE weiter nach Bamberg 
  • Im Regionalzug von Salzburg nach München und anschließend im ICE nach Hamburg
  • Im ICE und IC von Hamburg über Osnabrück nach Amsterdam

Und um mein Fazit vorweg zu nehmen: So richtig Spaß macht das Reisen in der Deutschen Bahn mit dem Fahrrad nicht. In den Regionalzügen ist es noch am entspanntesten – wenn man nicht gerade unterwegs sein will, wenn alle unterwegs sein wollen, sprich: am Wochenende und auf touristisch und bei Radtouren-Fahrern beliebten Strecken.

In den Sommer-Monaten hatte der Metronom wegen der großen Nachfrage von 9-Euro-Ticket-Nutzern zwischen Uelzen und Hamburg sogar ein komplettes Mitnahmeverbot für Fahrräder ausgesprochen – unabhängig davon, ob viele Fahrgäste unterwegs waren oder nicht.

Blick auf die Schienen aus dem Heck eines Zuges
Unterwegs mit der Bahn

In welchen Zügen kann man das Fahrrad mitnehmen?

Regionalzüge (RB / RE)

Fast alle Regionalzüge im Nahverkehr haben inzwischen Waggons, in denen Fahrräder mitgenommen werden können. Ein Recht, dort sein Fahrrad mitzunehmen erwirbt man allerdings auch nicht, wenn man die obligatorische Fahrradkarte hat. Kinderwagen und Rollstühle haben bei Überfüllung des Waggons Vorrang; normale Fahrgäste, die sich auf den Klappsitzen breitmachen allerdings nicht – die kann man dann ruhig mal freundlich in andere Waggons komplimentieren.

Dabei gibt es ein paar Halterungen im Abteil, in die die Fahrräder mit dem Vorderrad geschoben werden können – eine sehr wacklige Angelegenheit, weswegen die meisten Radfahrer es bevorzugen, ihr Gefährt längs abzustellen. Dafür ist es hilfreich, wenn man zur Befestigung ein Schloss oder Sicherungsgurte dabei hat.

Fahrrad im Regionalzug vor Klappsitzen befestigt
Im Regionalexpress ist ein Gurt zur Befestigung nützlich

Eine feste Anzahl an Stellplätzen für Regionalzüge gibt es nicht, da kommt es darauf an, wie sich die Radfahrer untereinander absprechen und Platz schaffen.

Die Deutsche Bahn hat übrigens eine Übersichtskarte veröffentlicht, aus der sich die 71 Strecken identifizieren lassen, die besonders häufig stark ausgelastet sind und auf denen man an Feiertagen oder an Wochenenden damit rechnen muss, sein Fahrrad nicht mitnehmen zu können. Lapidare Anmerkung der Deutschen Bahn. „In diesen Fällen empfiehlt es sich, ein Fahrrad am Ausstiegsbahnhof zu leihen. Oder eine andere Verbindung zu wählen.“ 

Fahrradsymbol auf Metronom-Zug
Jetzt wieder erlaubt – die Fahrradmitnahme im Metronom

InterCity Express (ICE)

Nur ICEs der vierten Generation haben überhaupt Stellplätze für Fahrräder – allerdings immer nur 8 Stück entweder im ersten oder im letzten Waggon eines Zuges. Im Sommer (und an Wochenenden) sind die Stellplätze schnell ausgebucht und es gibt teilweise tagelang keine freien Plätze mehr. Wer im ICE unterwegs sein will, sollte sich also möglichst früh einen Stellplatz für das Fahrrad reservieren – gerade für Bikepacker, die mit mehreren Personen unterwegs sind, kann das beschränkte Platzangebot schnell zum Problem werden.

Einen bestimmten Stellplatz kann man übrigens nicht buchen, der wird einem zugewiesen. Wenn man Pech hat, muss man also sein Fahrrad vertikal aufhängen: mit dem Vorderrad in eine Halterung und das Hinterrad wird dann unten an der Wand abgestützt.

Zwei vertikal aufgehängte Fahrräder im Zug
Fahrer mit leichten Rädern sind hier klar im Vorteil

Für Fahrer von schweren Rädern kann diese Aufhängung schnell zum Kraftakt werden. Und alle anderen Radreisenden sorgen sich die ganze Zeit über um ihre Felgen und Speichen und hoffen auf eine möglichst ruckelfreie Fahrt…

So richtig fahrradfreundlich ist das gesamte Angebot der Bahn in diesen Abteilen nicht. Reifen dürfen für die Halterung nicht breiter als sechs Zentimeter sein und die Stellplätze sind so eng nebeneinander, dass Seitentaschen in vielen Fällen abgenommen werden müssen, damit alle Fahrräder in die Halterungen passen. Für Rennräder sind die Halterungen eigentlich wiederum zu schmal, da sie auf eine Mindestbreite von 40 Millimetern ausgerichtet sind.

Mehrere Fahrräder im Fahrradabteil nebeneinander - ohne Platz dazwischen
Mit seitlichen Packtaschen wird es sehr eng – hier beispielsweise im IC

InterCity / EuroCity (IC / EC)

Eine Alternative zur Reise mit dem ICE sind möglicherweise Verbindungen mit den etwas langsameren InterCitys oder EuroCitys. Mit denen habe ich gute Erfahrungen auf der Strecke von Osnabrück nach Amsterdam gemacht, da hier deutlich mehr Stellplätze vorhanden sind als in den ICEs.

Fahrrad in der vertikalen Aufhängung mit freien Stellplätzen links und rechts
Im IC gibt es ein paar Stellplätze mehr

Wie kann man Fahrradplätze bei der Bahn buchen?

Im Nahverkehr

Für Regionalzüge braucht man keine Reservierung, aber in den meisten Fällen eine Fahrradkarte.

Die gibt es entweder an den Verkaufsautomaten der Deutschen Bahn oder online. Hier kann man die deutschlandweite Tageskarte für sechs Euro buchen. Für manche Bundesländer (*) und Verkehrsverbände gibt es etwas günstigere Fahrrad-Tageskarten, die dann über die jeweilige Website gebucht werden müssen.

In ICEs / ICs / ECs

Eine Fahrradkarte nachträglich oder spontan buchen? Ganz schlechte Idee.

Den gebuchten Zug (wegen Verspätung des Zubringers) verpassen? Eine noch schlechtere Idee.

In den Fernverkehrszügen der Deutschen Bahn muss man vor Abfahrt des Zuges für neun Euro eine Fahrradkarte kaufen und eine Reservierung für einen Fahrradstellplatz vornehmen. Alle Regeln für den Fahrradtransport in ICEs und ICs führt die Bahn hier auf.

Am einfachsten ist es, wenn man sein Ticket sowie die Fahrradkarte und Reservierung gleich zusammen bucht – entweder im Kundenzentrum am Bahnhof (kann dauern…) oder online oder in der App „DB Navigator“.

Ganz wichtig dabei: Unter Optionen muss ein Haken bei „Verbindungen mit Fahrradstellplätzen anzeigen“ setzen. Nur so kann man dann in der Übersicht der Verbindungen sehen, in welchen Zügen man mit dem Rad überhaupt noch mitfahren kann.

Wenn man schon eine Fahrkarte hat und sich dann erst entscheidet, auch sein Rad mitnehmen zu wollen, gibt es nur nur zwei Möglichkeiten: ein Reisezentrum der Deutschen Bahn im Bahnhof oder die Telefon-Hotline. Unter 030 / 2970 (täglich von 6 – 22 Uhr) kann man sich noch eine Reservierung ausstellen lassen.

Für internationale Verbindungen lassen sich Fahrradkarten ausschließlich in den Reisezentren oder über die Hotline buchen, das ist nicht über die App oder die Website der Bahn möglich.

ICE mit Fahrradabteil
Fahrradabteil an der Spitze des Zuges

Was machen ich, wenn alle Fahrrad-Stellplätze im Zug ausgebucht sind?

Dann hat man Pech gehabt.

Die wieder sehr lapidare Lösung der Bahn ist, dass man am Zielort Fahrräder mieten kann, zum Beispiel von der Bahn-Tochter Call a bike. Das mag eine Alternative zum Radtransport für die wenigen Leute sein, die am Zielort nur kurze Strecken oder nur mal einen Tag mit dem Rad fahren wollen. Für Radreisende ist dieses Angebot der blanke Hohn.

Lenker eines Fahrrades an der Zugtür innen
Warten auf die Ankunft

Eine Option wäre noch der Transport des Rades als Gepäck in einer Transporttasche. Zusammengeklappte Fahrräder können nämlich kostenfrei als Gepäck mitgenommen werden.

Die französische SNCF hat die Maße der Transporttaschen auf 120 x 90 Zentimeter festgelegt – das würde ich dann für die Deutsche Bahn auch als Maßstab anlegen, habe dies aber selbst noch nicht ausprobiert. Eine entsprechende Fahrt Richtung Südfrankreich steht für mich erst im November an.

Wenn man einen gebuchten Anschluss mit Fahrradreservierung verpasst, ist man übrigens bei der Deutschen Bahn ziemlich aufgeschmissen. Ich hatte im Sommer wegen eines verspäteten Zubringerzuges den letzten ICE an einem Sonntagabend von München nach Hamburg verpasst. Das Reisezentrum am Hauptbahnhof war da schon geschlossen, und der Herr an der Auskunft hat mir nur herrlich routiniert-desinteressiert die Verspätung bestätigt und die nächste Verbindung nach Hamburg ausgedruckt – über drei Stunden später, morgens um kurz nach drei.

Eine Reservierung für das Fahrrad hätte ich nur bei der Hotline bekommen können (allerdings erst wieder ab 6 Uhr am nächsten Morgen), das ist offenbar für die Reiseauskunft am Bahnhof nicht möglich. Da müsste ich dann den Zugbegleiter fragen, ihm sei die Entscheidung überlassen, ob er mich mitnimmt.

Mehrere Fahrräder im Fahrradabteil eines InterCity
Unterwegs mit Bahn und Rad

Beim Herumspielen mir der Bahn-App hatte ich dann schon gesehen, dass es auf der Strecke nach Hamburg auf Tage hinaus keine freien Fahrradstellplätze mehr gegeben hätte. Und dass im nächsten Zug nur auf dem kurzen Stück zwischen Uelzen und alle Stellplätze belegt sind – daher habe ich mir gute Chancen ausgerechnet, problemlos mitfahren zu können.

Wenn allerdings wirklich alle reservierten Stellplätze in Anspruch genommen worden wären, hätte mich der Zugbegleiter in Uelzen aus dem Zug geworfen. Einfach so mein Fahrrad im Abteil zu halten – das sei aus Sicherheitsgründen nicht möglich. Mein Glück war, dass in Uelzen doch niemand mit Rad zugestiegen ist – eine Weiterfahrt mit Regionalzügen wäre nämlich wegen des Transportverbots beim Metronom im Rahmen des 9-Euro-Tickets auch nicht möglich gewesen.

Was tun, wenn man seinen Zug verpasst und alle Fahrrad-Plätze ausgebucht sind? Die Bahn hilft einem da nicht weiter, Zugbegleiter zucken nur mit den Schultern nach dem Motto: Nicht mein Problem.

Daher meine Empfehlung: einfach in den nächsten Zug einsteigen und auf das Beste hoffen. Im schlimmsten Fall wird man am nächsten Bahnhof des Zuges verweisen, im besten Falle kann man bis ans Ziel mitfahren, weil andere Radfahrer auch ihren Zug verpasst haben und die reservierten Stellplätze nicht in Anspruch nehmen können.

Fahrrad horizontal im Radabteil stehend
Nicht aufgehängt – das Rad steht etwas im Weg

Gibt es für Radreisende eine Alternative zur Bahn?

Eventuell kommt man ja auch mit Flixbus (*) an sein Ziel. Im Gegensatz zur Bahn können hier allerdings nur Fahrräder ohne Elektroantrieb mitgenommen werden. Der Aufschlag für den Fahrradtransport kostet pro Fahrt neun Euro.

Dabei werden die Räder entweder auf einem Fahrradträger am Heck der Busse (maximal fünf Fahrräder) oder mit einer Fahrradhülle, die von Flixbus zur Verfügung gestellt wird, im Gepäckraum mitgenommen.

Hier beantwortet Flixbus Fragen zur Fahrradmitnahme.