Im Minenmuseum Couriot in Saint-Étienne

Das Bergbaumuseum liegt am westlichen Stadtrand von Saint-Étienne auf dem Gelände des letzten in der Gegend noch aktiven Schachts Couriot. Daher heißt es offiziell auch „Couriot Musée de la Mine„.

Was ich vorher nicht wusste: Im Bereich der Loire wurde spätestens seit dem 18. Jahrhundert Kohle abgebaut. Die Gegend war zwar wie den Kohleabbau nicht ganz so bedeutend wie der Norden Frankreichs, aber insbesondere während des Ersten Weltkriegs und der damit verbundenen verstärkten Nachfrage nach Stahl, hat auch Saint-Étienne als Bergbaustandort an Bedeutung gewonnen.

Bis 1971 wurde hier noch Kohle gefördert und der Betrieb dann bis 1973 abgewickelt. Ein Museum ist daraus 1991 geworden.

Blick auf die Backsteingebäude der ehemaligen Kohlemine in Saint-Etienne
Industrierarchitektur vom Allerfeinsten

Der Ausstellungsbereich

Im Ausstellungsbereich erfährt man allerlei zur Geschichte des Bergbaus in der Loire-Region und in Saint-Étienne im besonderen. Kleidung, Helme, Plakate und allerlei Alltagsgegenstände versuchen, das Leben der Bergleute erfahrbarer zu machen.

Interessant ist noch ein Relief des Geländes, mit dem bei der Weltausstellung 1885 um Investoren in den Bergbau in dieser Region geworben wurde.

Ausstellungsstücke im Minenmuseum Saint-Etienne
In der Ausstellung

Der Außenbereich

Deutlich spannender als die Ausstellung ist das Außengelände mit den begehbaren Einrichtungen aus der Zeit des Bergbaus. Diesen Bereich kann man auch ohne Führung besuchen.

Im Innenhof

Der Rundgang beginnt in einem Innenhof, um den sich die früheren administrativen Gebäude und heute das Ticketing und der Museumsshop gruppieren. Hier finden sich auch ein paar Schautafeln, auf denen man Wissenswertes über Erlangen über versteinerte Pflanzen und die Entstehung von Kohle erfährt – klassische Grundbildung in Minen und ihren Museen gewissermaßen.

Gesteinsplatte mit Farnabdrücken
Abdrücke von Farnen im Gestein

Welche Bedeutung die Kohle früher für Saint-Étienne hatte zeigt sich vielleicht auch im Monument für die Toten des Ersten Weltkriegs – eine Statue der Siegesgöttin Viktoria über einem Soldaten und einem Minenarbeiter.

Monument: Siegesgöttin zwischen einem Soldaten und einem Bergarbeiter
Gedenken an den großen Krieg

Energie- und Kompressoren-Räum

Wer Gefallen an alter Technik findet und einen Hauch von Lost Places verspüren möchte, ist in den Kompressoren- und Energieräumen der ehemaligen Kohlemine genau richtig.

Ein paar Schautafeln erläutern dort zwar die Einsatzbereiche der verschiedenen Maschinen, aber das habe ich sofort wieder vergessen – irgendwoher wird das alles schon wichtig gewesen zu sein. Mich hat es nicht so recht interessiert.

Umkleide- und Duschräume („Le Grand Lavabo“)

Richtig beeindruckend ist hingegen der riesige Umkleideraum, in dem die bis zu 1.000 Arbeiter (in verschiedenen Schichten) ihre Alltagskleidung ausziehen und in die meist verdreckte Arbeitskleidung wechseln konnten. Die saubere Wäsche wurde dann in Metallzylindern an langen Metallketten bis unter die Decke gezogen und mit kleinen Vorhängeschlössern gesichert.

Blick in den Umkleideraum mit Kleidung an Halen unter der Decke
Nichts liegt herum – alles hängt ordentlich unter der Decke

Die dort ausgestellten Kleidungsstücke stammen allerdings nicht von den letzten Bergleuten, die 1973 in den Schacht eingefahren sind, sondern sind Requisiten von Filmdreharbeiten, die hier vor einiger Zeit stattgefunden haben.

Blick auf Nummern und mit Schlössern gesicherte Zugketten aus Metall
Ein bisschen wie im Kindergarten: Jeder hatte seinen Platz zum Umkleiden

In jedem Falle ist der Saal mit den ordentlich aufgehängten Kleidungsstücken, der hohen Decke undden Metallbänken ein großartiges Fotomotiv.

Nach der Schicht konnten die Männer hier dann direkt nebenan – zum Glück warm – duschen.

Blick in den Duschraum der Bergleute
Immerhin gab es warmes Wasser, um den Kohlenstaub wieder loszuwerden

Lampensaal („La Lampisterie“)

Nur wenige Schritte vom Umkleidesaal entfernt war die Lampisterie, in der die Männer die für die Arbeit in der Mine wichtige Lampe bekamen – nach dem Zweiten Weltkrieg waren dies dann schon Lampen mit schweren Elektroakkus, die hier dann auch bis zur nächsten Schicht wieder aufgeladen wurden.

Heute befindet sich im Lampensaal eine kleine Sammlung an verwendeten Grubenlampen – eine Ausstellung des Fortschritts in der Beleuchtungstechnik unter Tage.

Blick in den Lampensaal des Couriot Musee de la Mine Saint-Etienne
Ein Blick in den Lampensaal

Im Lampensaal mussten die Bergleute vor ihrer Schicht auch ihre persönlichen Marken abgeben: Metallplaketten, die ihre Personalnummer enthielten. Da immer dieselben Männer zusammen arbeiteten, hatten die Marken je nach Früh-, Mittel- oder Spätschicht unterschiedliche Formen.

Im Falle eines Unglücks hätte man so auch immer sofort gesehen, wer gerade unter Tage war.

Dreiecke, Kreise und Quadrate aus Metall mit aufgedruckten Personalnummern
Ablagetafel für die Personalmarken

Förderturm

Der 35 Meter hohe Förderturm brachte die Bergleute nicht nur in bis zu über 700 Meter Tiefe, sondern diente gleichzeitig dazu, die vollbeladenen Loren mit Kohle an die Oberfläche zu bringen.

Blick auf den Förderturm aus Metall
Der 35 Meter hohe Förderturm der Mine Couriot

Im Stollen

Mit geführten Touren (s.u.) kann man auch hinunter ins „Bergwerk“ fahren.

Im Förderturm ist dafür ein moderner Fahrstuhl eingerichtet, der das Gefühl vermittelt, lange und tief unter die Erde zu fahren. In Wirklichkeit führt die Fahrt aber nur in eine Tiefe von sieben Metern, wo Bergwerksstollen aus verschiedenen Epochen nachgebaut werden.

Stollen mit Schienen und Holzstützen
Stollen wie in der Anfangszeit des Bergbaus

Das hat dann nichts mehr mit Industriearchitektur und echtem Bergwerk zu tun, sondern ist mehr ein begehbares Museum – wenn auch mit Originalstücken aus verschiedenen Minen aus der Loire-Region.

Und da es schwierig wäre, dauerhaft alte Bergleute oder Pferde dafür zu begeistern, für ein paar Besucher adrett in der Gegend herumzustehen, sind viele Szenen aus der Geschichte des Bergbaus mit großen Pappfotos illustriert.

Auch wenn es kein echter Stollen ist, bekommt man so einen ganz guten Eindruck, wie hier in der Region Kohle abgebaut wurde – ohne die ganz modernen Maschinen, wie sie beispielsweise im Bergbaumuseum in Bochum zu sehen sind.

Loren im Stollen und abgestützte Wände
Eindrücke von unter Tage

Quick Facts zum Musée de la Mine Couriot

Anreise zum Bergbaumuseum Saint-Étienne

Vom „Hauptbahnhof“ Saint-Étienne (Saint-Étienne Châteaucreux) braucht man zu Fuß eine knappe halbe Stunde (etwa zwei Kilometer). Alternativ kann man mit Regionalzügen auch bis zum Bahnhof Saint-Étienne Le Clapier fahren oder den Bus M3 (Richtung Terrenoire) nehmen und ab der Haltestelle Tarentaize acht Minuten laufen.

Fahrplanauskünfte zu den öffentlichen Verkehrsmitteln in Saint-Étienne gibt es hier.

Förderturm der Kohlemine in Saint-Etienne
Übergang zum Förderturm

Öffnungszeiten

Di-So, 10:00 – 12:30 Uhr und 13:30 – 18:00 Uhr
Montag ist Ruhetag

Eintritt

Erwachsene: 6,50 Euro (mit Führung: 7,50 Euro), reduziert 5,00 Euro (mit Führung 5,50 Euro)
Kinder, Jugendliche, Studierende: freier Eintritt

Wer an einer Führung (Dauer: ca. 1:15 Stunden) teilnehmen möchte, sollte sich seine Tickets im Voraus online sichern, auch wenn man diese auch vor Ort noch kaufen kann.

Treppe mitten im Ensemble aus Industriegebäuden
Aufgang zum täglichen Check-in der Bergleute