Zwei Teemuseen in Norden

Für den unbedarften Besucher von Norden ist das etwas verwirrend: Da gibt es mit dem Ostfriesischen Teemuseum und dem Teemuseum (offizieller vollständiger Name: „TeeMuseum Sammlung Oswald-von Diepholz zur internationalen Kulturgeschichte des Tees – Deutsche Sektion“) gleich zwei Museen, die auch noch fast nebeneinander liegen. Da sollte man dann vorher schon wissen, wo man eigentlich hin möchte.

Die Sammlung Oswald-von Diepholz zeigt wohl eher historische Exponate zur Kulturgeschichte des Tees der letzten 1000 Jahre mit einem Schwerpunkt mit Exponaten auf China und Japan. Mehr zu diesem Museum findet sich auf dessen Website.

Ich war hingegen im Ostfriesischen Teemuseum, das auch die Kulturgeschichte des Tees vermittelt – aber eben eher aus ostfriesischer Sicht.

Hinweisschild vor dem Ostfriesischen Teemuseum
Auf gehts ins Ostfriesische Teemuseum

Was gibt es im Ostfriesischen Teemuseum zu sehen?

Tee in Ostfriesland

Tee spielt im Leben der Ostfriesen nach wie vor eine große Rolle. Mit 300 Litern pro Kopf sind sie weltweiter Spitzenreiter im Teeverbrauch und trinken elf mal so viel des heißen Getränks wie der Durchschnittsdeutsche.

Dabei spielt die Nähe zu den Niederlanden eine wichtige Rolle. Anfang des 17. Jahrhunderts wurden nämlich erstmals von der Ostindien-Kompanie Teeblätter importiert, die dann in Ostfriesland aus mehreren Schwarzteesorten zur „Echten Ostfriesischen Mischung“ zusammengemixt wurden.

Ein weiterer Grund für den Erfolg des Tees in Ostfriesland: Die kräftigen Tees konnten den eigentlich eher brackigen Geschmack des Grundwassers in den Moorgebieten überdecken.

Dargestellt wird im Museum auch der wirtschaftliche Erfolg der verschiedenen Teefirmen, die von Ostfriesland aus ganz Deutschland den Tee schmackhaft machen.

Schaukästen mit Teepackungen aus der Region
Kurze Geschichte der Teeindustrie in Ostfriesland

Wie läuft eine ostfriesische Teezeremonie ab?

Wer nicht in den Genuss einer Teezeremonie im Museum kommt, kann zumindest die einzelnen Schritte in der Ausstellung verfolgen: Vom Wasser aufkochen im Kessel, über das Vorwärmen der Teekanne, das Aufgießen in der Kanne (je ein leicht gehäufter Teelöffel Tee pro Tasse plus einen „für die Kanne“), das Einlegen des Zuckers („Kluntje“) in die Tasse, das Einschenken des Tees (ganz wichtig: nur etwa bis zur Hälfte auffüllen), das „Auflegen“ der Sahne gegen den Uhrzeigersinn am Tassenrand bis hin zum Trinken (mit dreimaliger Wiederholung!).

Tisch mit Kannen und Tassen und der Erklärung einer Teezeremonie in mehreren Schritten
Die ostfriesische Teezeremonie erklärt

Bei dieser ostfriesischen Teeverkostung wird der Tee übrigens nie umgerührt. Zucker und Milch werden verteilen sich eben ganz natürlich in der Tasse, so dass jeder Schluck etwas anders schmeckt. Der Teelöffel wird nur ganz zum Schluss benötigt, wenn man ihn in die Tasse legt, um zu signalisieren, dass man keinen weiteren Tee nachgeschenkt bekommen möchte.

Raum mit vorbereiteten Teetassen und Teezubehör
Im Museum finden regelmäßig Teezeremonien statt

Noch alle Tassen im Schrank

Das muss in einem Teemuseum natürlich auch sein: Vitrinen mit allem möglichen Geschirr rund um den Tee: Tassen, Kannen, Zuckerschalen, Milchkännchen, Sahnelöffel – alles da.

Im Untergeschoss des Museums finden sich auch ein paar Ausstellungsstücke, die sich dem Handwerk widmen, das rund um die Teefirmen in Ostfriesland entstanden ist, wie beispielsweise Porzellanmalerei oder Feinschmiedearbeiten bei Stövchen.

Werkzeuge und Stövchen
Handwerk rund um den Tee: Stövchen aus Metall

Wie wird eigentlich Tee produziert?

Tee ist natürlich nicht gleich Tee. So wird im Ostfriesischen Teemuseum auch erklärt, wie Tee geerntet und die Blätter verarbeitet werden, wie sie in früheren Zeiten bis nach Ostfriesland verschifft wurden und dort dann bis heute verkostet und komponiert werden.

Die Kunst besteht darin, aus den Teeproben, die aus aller Welt eingeschickt werden, eine immer gleich bleibende Geschmacksmischung zu erstellen. Echte Teeexperten bleiben dann wohl ihr Leben lang einer Teefirma und ihren Produkten treu.

Teepackungen mit Proben für die Zusammenstellung des Tees
Teeproben aus aller Welt

Teegenuss in aller Welt

Dass es auch noch eine (Tee-) Welt außerhalb von Ostfriesland gibt, wird nicht verschwiegen. Ein paar Länder werden mit ihrer jeweiligen, sehr unterschiedlichen, Teekultur kurz vorgestellt.

Sonderausstellung Barttassen

In die Kategorie: „Was es nicht alles gibt“, fällt die aktuelle Sonderausstellung mit Barttassen.

Unter dem Begriff Barttasse konnte ich mir nichts vorstellen, als ich es auf einem Ankündigungsplakat gelesen habe, als ich die Tassen dann aber in der Ausstellung gesehen habe, wurde alles klar.

Dabei handelt es sich um Tassen, die zu Zeiten von Königin Victoria in England in Mode kamen und auch in Deutschland zu Kaisers Zeiten beliebt waren, als auch aufwendig gepflegte Schnurrbärte der letzte Schrei waren.

Um die Bärte und unvorsichtige Trinker vor dem Tee zu schützen, hatten die Barttassen Stege in Form einer Schnurrbartes. Und da man vermutlich auch im 19. Jahrhundert schon nicht wusste, was man einem Mann schenken sollte, der schon alles hat, entwickelte sich eine richtige Barttassen-Industrie mit Trinkgefäßen in den unterschiedlichsten Farben und Formen.

Kleiner Einblick in die Stadtgeschichte Nordens

Ganz nebenbei bietet das Ostfriesische Teemuseum auch noch einen Einblick in die Geschichte der Stadt Norden. Das Gebäude selbst ist das Alte Rathaus der Stadt, dessen Keller von einem Vorgängerbau aus dem 13. Jahrhundert und dessen Kern aus der Gotik des 14. Jahrhunderts stammt. Von außen ist es ein Backsteinbau aus dem 16. Jahrhundert. Gut erhalten ist der „Rummel„, der Sitzungssaal im Obergeschoss.

Ansonsten wird mit ein paar Ausstellungsstücken die Geschichte Nordens von der Frühzeit bis zum Aufstieg als Tor zum Nordseetourismus dargestellt.

Für wen lohnt sich Ostfriesische Teemuseum in Norden?

Das Ostfriesische Teemuseum lohnt sich für alle die irgendwo gerade in der Gegend sind (beispielsweise auf der Durchreise nach Norddeich und nach Juist oder Norderney) und etwas über Tee im Allgemeinen und die Geschichte und die Bedeutung dieses Getränkes in Ostfriesland erfahren möchten.

Und wer für die Anreise zu den Ostfriesischen Inseln etwas mehr Zeit eingeplant hat, kann hier einen guten Zwischenstop einlegen und auch noch die eine oder andere Sehenswürdigkeit von Norden in der direkten Umgebung anschauen.

Wieviel Zeit sollte man für die Besichtigung einplanen?

Etwa eine, eher anderthalb Stunden sollte man sich für das Ostfriesische Teemuseum schon Zeit nehmen. Wenn man zeitlich flexibel ist, sollte man auch versuchen, an einer Teezeremonie teilzunehmen (Zeiten s.u. bei den Öffnungszeiten) – ich war zwar am richtigen Tag, zur richtigen Zeit da, aber da war sie leider schon ausgebucht und ich konnte mich dem Thema nur theoretisch in der Ausstellung nähern.

Teegeschirr in blau und weiß
Teegeschirr

Quick Facts
Ostfriesisches Teemuseum

Anreise

Das Ostfriesische Teemuseum liegt unweit des zentralen Marktplatzes und der Hauptsehenswürdigkeiten der Stadt Norden (Am Markt 36, 26506 Norden). Vom Bahnhof ist man etwa zu Fuß (1,5 Kilometer Meter) etwa 20 Minuten unterwegs.

Von Hannover braucht man je nach Zugtyp zwischen 3:20 Stunden (IC) und 3:45 Stunden für eine Direktverbindung. Von Bremen ist man 2:10 Stunden unterwegs, von Münster etwa zweieinhalb Stunden.

Außenaufnahme des Museums: Backsteingebäude mit Mittelturm
Schöne Location – im Alten Rathaus von Norden

Öffnungszeiten

Das Museum ist von April bis Oktober täglich von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Im März gelten die selben Öffnungszeiten, dann ist montags aber immer Ruhetag.

Von November ist das Ostfriesische Teemuseum nur mittwochs und samstags von 11 bis 16 Uhr für Besucher geöffnet.

Die Teezeremonien finden von Frühling bis Herbst (April bis Oktober) jeweils dienstags, mittwochs und samstags um 14.00 Uhr sowie freitags um 11 Uhr statt. Im Winter (November bis März) gibt es dieses Angebot nur mittwochs und samstags um 14.00 Uhr. Zusätzlich zum Eintritt kosten die 30-minütigen Teezeremonien drei Euro.

Eintritt

Der Eintritt kostet für Erwachsene 8 Euro (ermäßigt 6 Euro), für Kinder und Jugendliche 3 Euro. Familien zahlen 16 Euro.