Bei Sonnenschein unterwegs auf Eysturoy und Streymoy

Meine letzten Übernachtungen auf den Färöer hatte ich ganz strategisch gewählt: Erst nochmal in Tórshavn und dann auf Vágar, da mein Abflug nach Kopenhagen am frühen Morgen erfolgen sollte und ich dann nicht mehr so lange durch die Gegend fahren wollte.

In Tórshavn habe ich übernachtet, um – je nach Wetter – sowohl den Norden als auch den Süden der Färöer gut erreichen zu können. Nachdem der Wetterbericht hier also die Reihenfolge der Besichtigungen für mich entschieden hatte, stand nun noch eine Tour in den Norden von Eysturoy und Streymoy, der beiden größten Inseln, auf dem Programm.

Und hier haben die Färöer nochmal gezeigt, wie unfassbar schön sie sind. Umso mehr, wenn die Sonne scheint.

Landschaft mit Steilküste und Meer am rechten Bildrand, viel Grün und einem Schaf
Schön, oder?

De schöne Buttercup-Route nach Elduvík

Erste Station meiner Tagestour war Elduvík. Wobei auch hier wieder der Weg das Ziel war. Die Straße entlang des Fjords Funningsfjørður ist wieder als Buttercup-Route ausgewiesen – völlig zurecht. Zum Autofahren fast zu schade, weil es so viele Ausblicke auf Berge, Täler und viel Landschaft gibt.

Kurve einer Straße in den Bergen
Auf einer der Buttercup-Routen

Das Beste an dieser Strecke ist daher, dass sie eine Sackgasse ist. In Elduvík muss man wieder umkehren und – leider, leider – die schöne Strecke wieder zurückfahren. Und dann kann man auf der anderen Seite des Fjords  entlang fahren und die beinahe terassenförmigen Anstiege der Berge an der gerade befahrenen Strecke bewundern.

Schwarze Kirche mit Grasdach am Meer
Die Kirche von Funningur

Der nächste Stop ist dann Funningur mit seiner Kirche direkt am Meer und ein paar schönen Häusern am Hafen. Aber wie so oft in den letzten Tagen reicht hier ein kurzer Aufenthalt, um alles gesehen zu haben.

Kirche im Gegenlicht
Total verboten: Aufnahmen im Gegenlicht

Gjógv – einer der schönsten Orte der Färöer

Also wieder ins Auto und weiter nach Við Gjógv, was zu deutsch „bei der Felsspalte“ heißt. Damit ist klar, was hier zu erwarten ist: Eine Felsspalte, die schon seit Jahrhunderten als natürlicher Hafen genutzt wird. Vielleicht hat hier der Sonnenschein maßgeblich geholfen, aber Gjógv ist für mich eienr der schönsten Orte der Färöer

Haus mit Grasdach, scheinbar direkt dahinter Gras am Berghang
Gjógv – wo die Dächer scheinbar in die Berge übergehen

Zwar gibt es bei 39 Einwohnern auch hier kaum Infrastruktur (aber immerhin ein kleines Café), aber man kann sich die Bootsrampe an der Felsspalte anschauen. Die Boote bleiben, damit sie bei Sturm nicht an den Felswänden zerschellen, nämlich nicht unten im Wasser, sondern können mit Seilwinden auf Schienen nach oben gezogen werden.

Natürlicher Hafen mit Rampe für die Boote
Die Felsspalte

Außerdem gibt es hier mehrere Aussichtspunkte – mit Schafen und Möwen als Kulisse – von denen man die Nachbarinsel Kalsoy sehen kann und der Ort selbst ist an einem Bach gelegen und wirkt recht pittoresk.

Aussicht von Gjógv Richtung Kalsoy
Aussicht von Gjógv Richtung Kalsoy
Häuser am Bach, in der Mitte eine hölzerne Fußgängerbrücke
Der Dorfbach in Gjógv

Landschaftlich schön ist auch die Strecke über den Berg auf die Westseite von Eysturoy nach Eiði. Hier habe ich nochmal kurz den Reiseführer konsultiert, konnte aber keine Sehenswürdigkeiten entdecken und bin – um nicht das x-te mal das Gleiche zu sehen – gar nicht erst aus dem Auto ausgestiegen, sondern am Fjord Sundini entlang nach Streymoy gefahren.

An der Straße Richtung Tjørnuvík

Dort findet sich direkt an der Straße der Fossá, immerhin höchster Wasserfall der Färöer. Gut für einen kurzen Fotostop, aber kein Vergleich zu den beeindruckenden Wasserfällen in Island. 

Ein Wasserfall
Der höchste Wasserfall der Färöer

Erst bei der Durchsicht der Fotos – und einer verzweifelten Google-Recherche – ist mir aufgefallen, dass ich auch kurz in Haldarsvík gehalten habe und zumindest die achteckige Dorfkirche fotografiert habe.

Irgendwann verliert man sich offensichtlich in der Landschaft.

Am Strand von Tjørnuvík

Nördlichster Ort von Streymoy ist Tjørnuvík – fast schon ein Touristenmekka mit mehreren Cafés, von denen bei meinem Besuch allerdings nur ein Waffelstand geöffnet war.

Schwarzer Sandstrand mit leichter Brandung
Life is a beach

Tjørnuvík ist einer der wenigen Orte der Färöer mit einem einfach zugänglichen (schwarzen) Sandstrand. Ein tolles Fotomotiv, mit den Felsnadeln vor Esturoy am Horizont und einer leichten Brandung im Vordergrund. Trotz des eiskalten Wassers ist dies ein bei (lokalen) Surfern sehr beliebter Spot.

Saksun – die ungewöhnliche Kirchengeschichte

Mein letzter Stop an diesem Tag ist – dann schon bei bewölktem Himmel – Saksun. Bei Sonnenschein wäre der Ort wahrscheinlich richtig spektakulär. Hin führt eine kurvenreiche, ausnahmsweise einmal flache Strecke entlang des Flusses Storá vorbei an Wiesen mit – natürlich – Schafen.

Mehrere niedrige Natursteinhäuser mit Grasdächern vor der Bucht
Lauter kleine Häuschen in Saksun

Vor Ort gibt es noch ein Freiluftmuseum in Form eines alten Bauernhauses (als ich da war: geschlossen), ein paar Wasserfälle, die die vergleichweise flachen Hänge herablaufen und die Bucht, die ziemlich versandet ist und nur noch von kleinen Booten bei Flut erreichbar ist. Die Dorfkirche stand übrigens einst in Tjørnuvík, wurde dort abgebaut und über einen Wanderweg über den Berg nach Saksun geschleppt und hier leicht verändert 1858 wieder aufgebaut. Schön, wenn sich Menschen ein ungewöhnliches Hobby suchen.

Und dann waren da noch andere Menschen, die in einem uralten, zwei Wochen zuvor erworbenem Auto, mit offensichtlich schwacher Batterie unterwegs waren. Sie baten um Starthilfe. Da habe ich natürlich gerne geholfen, ohne auch nur den Hauch einer Ahnung zu haben, was man dabei machen muss. Hatten die auch nicht. Aber mit Googeln und YouTube-Videos haben sie es dann mal versucht. Letztlich vergeblich. Sie haben dann doch einen Pannendienst rufen müssen. Ich vermute, dass der in dem Taxi bestand, das mir auf der Fahrt durch das Storá-Tal entgegen kam.

Wildgänse kreuzen die Straße
Ich musste hier an Robert Redford und Cocktailparties denken

Auf der weiteren Fahrt Richtung Miðvágur nahe des Flughafens setzte dann auch wieder Regen ein, der bis zu meinem Abflug am nächsten Morgen nicht mehr aufhörte.

Was ist also mein Färöer-Fazit?

Lohnt sich ein Besuch auf den Färöer? Ja, absolut. Wer Natur mag und Regen liebt, ist hier genau richtig. Alle anderen müssen eben auf gutes Wetter hoffen. Und das kann sich auch zwischendurch mal ganz unverhofft einstellen. Dann sind die Färöer absolut atemberaubend schön.

Schaf auf Wiese vor Steilküste im Hintergrund
Ein einsames Schaf