Ein Tag in der Stadt, die dem Land seinen Namen (mit-) gab
Ich hatte bisher keine Vorstellung davon, was Schleswig so zu bieten hat. Ehrlich gesagt, hätte ich die Stadt nicht mal genau auf einer Karte platzieren können. Irgendwo mitten in Schleswig-Holstein, schon klar.
Und von Haithabu, der Wikingersiedlung, hatte ich zwar auch schon mal gehört, dass diese aber quasi vor den Türen der neuzeitlichen Stadt liegt, wusste ich nicht – ich lerne eben nicht aus.
Diese Schleswig-Ignoranz bot mir nun aber die Möglichkeit, ganz unvoreingenommen hinzufahren und die Stadt zu entdecken.
Was sind also meine Schleswig-Highlights?
Schloss Gottorf
Wahrscheinlich gehört auch das Schloss Gottorf, mitten in Schleswig gelegen, mit seinen Museen zu den absoluten Sehenswürdigkeiten. Da ich aber gerade kürzlich auf Schloss Glücksburg war und gerade kleine Lust auf Ausstellungen hatte, kann ich nur dieses Bild bieten.
Wikingersiedlung Haithabu
Überregional bekannt dürfte Haithabu sein. Von etwa 800 bis 1100 tobte hier das Handelsleben. Direkt an der Schlei gelegen, entwickelte sich der Ort zu einem Drehkreuz des internationalen Handels. Angeblich war hier der größte und bedeutendste Hafen Nordeuropas. Gut, war ja auch nicht viel los in Nordeuropa zu der Zeit, würde ich sagen.
Das Museum (Eintritt für Museum und Häuser 8 Euro, Öffnungszeiten: täglich 9-18 Uhr) ordnet natürlich die Bedeutung dieses Ortes ein, erklärt das nahegelegene Danewerk, die Befestigungsanlage der Dänen gegenüber dem Frankenreich, und zeigt jede Menge Ausgrabungsstücke aus der Gegend. Schmuck aus allerlei Materialien von Glas bis Gold, Werkzeuge, Kämme aus Knochen, Teile eines Bootes – das Übliche halt.
Ich war jedenfalls mega-gelangweilt. Mich interessiert einfach die neuere Geschichte mehr.
Als mir dann auf dem Weg zu den sogenannten Wikingerhäusern auch noch zwei Paare in Kostümen entgegen kamen, die wahrscheinlich aussehen sollten wie um das Jahr 1000, ist meine Stimmung am Tiefpunkt. Das hier ist wirklich nicht meine Welt.
Ich war gedanklich schon auf eine Art Mittelaltermarkt eingestellt. Zwei, drei Verkaufsstellen und weitere Laiendarsteller gab es tatsächlich. Was aber überwog, war die gefühlt authentische Reproduktion der Wikinger-Häuser. Basierend auf archäologischen Funden wurden von 2005 bis 2007 sieben Häuser mit Techniken und Werkzeugen gebaut, die schon die Wikinger nutzten. Problem: Damals waren Sägen noch nicht bekannt. Die Handwerker mussten so beispielsweise Eichenstämme hydraulisch spalten und mit Äxten und Beilen weiterbearbeiten.
Mit ein paar Einrichtunggegeständen bekommt man so ein Gefühl für den Wohnstil von damals. Dabei hätte es die Darsteller nicht gebraucht. Bei IKEA sitzen ja auch keine Mitarbeiter in den begehbaren Räumen.
Holm
Mein absolutes Highlight in Schleswig war der Holm. Auch im Nieselregen entfaltet diese ehemalige Fischersiedlung einen ganz besonderen Charme.
Kernstück ist die Süderholmstraße, die einen kleinen Friedhof und eine Kapelle umrundet. Bebaut ist sie mit lauter alten Häusern, die auch noch mit zahlreichen Blumenkübeln geschmückt oder mit Kletterpflanzen bewachsen sind. Wunderschön.
Bildungs-Fakt: Holm kommt übrigens vom Dänischen „Holmen“ und heißt kleine Insel.
Wenn man nur wenig Zeit hat, sollte man aus meiner Sicht lieber einen Spaziergang über die „kleine Insel“ und an der Schlei entlang machen und Haithabu weglassen.
Anreise nach Schleswig mit öffentlichen Verkehrsmitteln
Mit der Bahn kommt man ab Kiel stündlich nach Schleswig (Fahrtzeit 49 Minuten).
Mit dem stündliche fahrenden, direkten RegionalExpress ist man in ca. 1,5 Stunden von Hamburg aus in Schleswig.
Für die Anfahrt per Bus aus Kappeln muss man vorher genau den Fahrplan studieren. Der Bus fährt nämlich nicht so regelmäßig.
Unterkunft
Quartier 36 (*)
Ein paar moderne Zimmer im Obergeschoss eines Multifunktionsgebäudes. Sehr empfehlenswert.
Moltkestraße 36-38, Schleswig