Hegra, Mada’in Saleh oder auch Al Hijr: Das Petra von Saudi-Arabien

Die „Felsenstadt“ Petra in Jordanien kennt fast jeder – Hegra (auch Mada’in Saleh und seltener Al Hijr genannt) im Nordwesten Saudi-Arabiens nahe Al Uli gelegen, kann da noch nicht ganz mithalten, gehört aber schon zu den größten Touristenattraktionen des Landes.

In diesem Beitrag erzähle ich, was es dort zu sehen gibt, wie man hinkommt und wo es die Tickets für Hegra gibt.

Jabal AlBanat Hegra Außenansicht mit Wüste im Hintergrund
Felsengräber in der Wüste

Was ist das Besondere an Hegra?

Die ehemalige Stadt Hegra und die Ausgrabungsstätte Mada’in Saleh wurden 2008 zum ersten UNESCO-Weltkulturerbe in Saudi-Arabien erhoben.

Hier, mitten in der Wüste, hatten die Nabatäer – ebenso wie in Petra – ihre Toten in Felsengräbern bestattet. Diese waren Statussymbole – hier konnte man zeigen, wie reich man war. So entstanden hier etwa 110 bis zu 22 Meter hohe Grabmale.

Die größten Felsengräber sind im Prinzip Mausoleen, die aus und in den Sandstein geschlagen wurden. Einzige verfügbare Werkzeuge zu jener Zeit waren Hammer, Meißel und Spitzhacken.

Blick auf mehrere Grabstätten im Fels
Rund 110 Grabstätten gibt es hier

Einige der Grabmale kann man auch von innen besichtigen – dort sind sie allerdings sehr schmucklos. Außen finden sich traditionell ganz oben Richtung Himmel führende Treppenstufen sowie Adler, Sphinxe und Schlangen als dekorative Elemente. Außerdem wurden oft Inschriften zu den Bauherren und den Erbauern hinterlassen.

Entstanden ist Mada’in Saleh im ersten Jahrhundert vor und im ersten Jahrhundert nach unserer Zeitrechnung. Danach übernahmen die Römer die Gegend und kontrollierten die bis für Hegra bedeutende Handelsroute von der südlichen arabischen Halbinsel Richtung Mittelmeer.

Blick aus einer Grabstätte auf zwei Frauen
Tourismusmagnet Hegra

Was gibt es in Hegra zu sehen?

Sämtliche Grabstätten können nur im Rahmen einer geführten Tour besichtigt werden (s.u.: Anreise vor Ort). Man wird auf dem Gelände von Hegra mit dem Bus herumgefahren, ein Guide erzählt an jeder Sehenswürdigkeit ein bisschen und dann hat man ausreichend Zeit, selbst herumzulaufen und Fotos zu machen.

Durchgang zwischen zwei Felsmassiven
Der Siq am Jabal Ithlib

Jabal Ithlib

Am Jabal Ithlib (oder auch Jebel Ithlib) findet sich ein schmaler Durchgang zwischen zwei Felsformationen, ein sogenannter Siq, direkt neben einem Diwan, einem in den Fels geschlagenenen Versammlungsraum, der für religiöse Zeremonien, hauptsächlich aber wohl als Ort genutzt wurde, an dem Männer (politisch) palavern und auf Steinbänken liegend essen und trinken konnten.

Im Siq sind auch noch ein paar Altäre und Schreine mit Inschriften in den Fels geschlagen worden.

Touristen mit Guide vor einer in den Fels geschlagenen Kammer
Der Diwan am Jabal Ithlib

Jabal AlBannat (Qasr AlBint)

Der Jabal AlBannat (oder auch Jebel Al Banat) ist so etwas wie der Friedhof der Frauen. Hier kann man auf engstem Raum, rund um einen riesigen Felsen, insgesamt 29 Grabstätten besichtigen, die von oder für Frauen in Auftrag gegeben wurden.

Fassade einer Grabstätte am Jabal AlBanat
Am Jabal AlBanat

Zum Teil kann man die Grabstätten vertreten und die in den Fels geschlagenenen Nischen für die Toten bewundern. Viele der Grabstätten sind mit den oben beschriebenen dekorativen Elementen verziert. Die Köpfe der Adler sind dabei allerdings meist von den Römern zerstört worden.

Grab von Lihyan, Sohn des Kuza (Qasr AlFarid)

Die vielleicht beeindruckendste Grabstätte in Hegra ist die von Lihyan, dem Sohn von Kuza. Es ist ein einzelstehendes Grabmal mit vier statt den üblichen zwei aus dem Fels geschlagenen Säulen.

Es hat die größte Fassade in Mada’in Saleh, wurde allerdings nie fertiggestellt. Auf einen „Innenausbau“ wurde verzichtet, da Lihyan wohl unerwartet irgendwo im Ausland gestorben ist und nie in die Heimat überführt wurde – und wohl die Fertigstellung nicht im Voraus bezahlt hatte.

Fassade der Grabstätte an einem freistehenden Felsen
Die größte Grabstätte in Hegra: Qasr AlFarid

Jabal AlAhmar

Der Jabal AlAhmar ist ein Felsen, in den rundherum 18 Grabstätten geschlagen wurden – hier lohnt sich also ein Rundgang im Wortsinn.

Gesamtansicht des Felsens mit den vielen Grabstätten
Jabal AlAhmar

Hier befindet sich auch das Grab von Hinat, einer nabatäischen Frau, die 2014 von Archäologen (eingehüllt in mehrere Schichten Kleidung und mit Schmuck) gefunden wurde. Durch sie weiß man heute mehr über die Bestattungsrituale für wohlhabende Nabatäer.

Ein Rundgang um den Jabal AlAhmar zeigt auch, wie vielfältig die Grabstätten von Hegra waren.

Wie kommt man nach Hegra?

Anreise vor Ort

Wenn man eine 3-stündige „Day Tour“ (Kosten: 95 SAR, ca. 23,50 Euro) bei Experience Al Ula bucht, wird man vom Parkplatz Winter Park bis zum Eingang des Naturparks Hegra transportiert. Dort steht man dann in den nächsten Bus um und wird von einer Sehenswürdigkeit zur nächsten transportiert – sehr bequem.

Bus an der Haltestelle Winter Park
Mit dem Bus nach Hegra – ganz bequem

Vor Ort ist man dann mit dieser maximal 45-köpfigen Busreisegruppe und einem englisch- und arabisch-sprachigen Guide unterwegs. ich bin ja normalerweise kein Fan von Busgruppen, aber das war in Ordnung.

Außerdem gibt es zu dieser Form der Besichtigung keine Alternative. Die Felsengräber von Hegra (Mada’in Saleh) kann man nicht auf eigene Faust besichtigen. Es gibt nur die Option über Experience Al Ula eine Jeep-Tour für bis zu sieben Personen zu buchen (Kosten: ca. 700 SAR, 173 Euro).

Jeeps auf dem Parkplatz von Hegra
Für mehr Geld geht’s mit dem Jeep durch die Wüste in Hegra

Anreise nach Al Ula

Flynas und Saudia Airways fliegen sehr regelmäßig nach Al Ula (ULH) – zu etwas höheren Preisen, als dies zu anderen Zielen in Saudi-Arabien der Fall ist.

Alternativ gibt es noch die Möglichkeit einer Anreise per Mietwagen (ich habe einen Roadtrip ab Tabuk unternommen und unterwegs noch das Wadi Disah besucht) oder per Fernbus.

Die Bus-Anreise habe ich aus einer Mischung aus Reise-ökonomischen Gründen schnell verworfen. Ich wollte unbedingt Hegra und Wadi Disah sehen und habe mich dann (gegen das Klima-Karma und) für die vergleichsweise günstigen Flüge nach Tabuk und einen Mietwagen entschieden.

Mit Northwest Bus kann man sowohl von Tabuk (knapp vier Stunden) oder Medina (ca. 5,5 Stunden) nach Al Ula fahren. Die Kosten liegen bei 83 bzw. 99 saudischen Rial (21 bzw. 25 Euro).

Weißer Mietwagen auf Sand in der Wüste
Anreise mit dem Mietwagen

Wo bekommt man Eintrittskarten für Hegra?

Tickets für Hegra bekommt man online auf der Website von Experience Al Ula oder vor Ort am Service Center Winter Park.

Ich empfehle dabei allerdings ganz klar die Online-Buchung: Al Ula ist der touristische Hotspot in Saudi-Arabien und Hegra sollte man nicht verpassen, weil es vor Ort keine Tickets mehr gibt.

Im Winter gibt es deutlich mehr Touren als im Sommer, wenn nur früh morgens und am späten Nachmittag insgesamt drei Termine täglich angeboten werden.

Gebäude des Visitor Centers
Visitor Center „Winter Park“
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