Cádiz – von Herakles gegründet
Die 116.000-Einwohner-Stadt Cádiz gehört zu den ältesten Städten Europas und wurde der Legende nach vom griechischen Helden Herakles gegründet. Nachdem hier nacheinander die Phönizier, Karthager, Römer, Westgoten, Byzantiner und Araber lebten und herrschten, erlebte die Stadt im 16. und 17. Jahrhundert durch die Ausbeutung der Kolonien in der sogenannten neuen Welt ihre Blütezeit.
Bis ins 17. Jahrhundert lag Cádiz dabei auf einer Insel, heute ist es nur noch eine Halbinsel, die durch einen Damm an der Playa del Chato und zwei Brücken mit dem Festland verbunden ist. Der Verlust der spanischen Kolonien führte zu einem Niedergang von Cádiz, heute ist es aber immer noch der bedeutendste Atlantikhafen Spaniens und ein beliebtes Reiseziel.
Grund genug für mich, dort mal einen Nachmittag umherzuschlendern. Ausgangspunkt war dabei mein Hotel, das nur fünf Minuten Fußweg vom Bahnhof und dem Busbahnhof entfernt lag.
Hotel Convento Cádiz
Ich gebe sonst ja ungerne viel Geld für Unterkünfte aus – ich will da ja schließlich nur schlafen und nicht leben -, beim Hotel Boutique Convento Cádiz (*) habe ich da mal eine Ausnahme gemacht, auch wenn ich für die Nacht etwa dreimal so viel ausgegeben habe, wie sonst in Andalusien (was wohl maßgeblich an einem Feiertag lag, den viele Spanier für ein langes Wochenende am Meer genutzt haben).
Aber so hatte ich auch mal einen exklusiven Einblick hinter die Mauern des ehemaligen Klosters aus dem 17. Jahrhundert, das zur angrenzenden Iglesia Conventual de Santo Domingo gehörte. Beeindruckend schön: Ein restaurierter Innenhof und moderne Zimmer, die gut in die alten Gemäuer und Rundgänge eingefügt wurden.
Teatro Romano
An die römische Besiedelung von Cádiz erinnern noch die Überreste eines Theaters direkt an der später errichteten Stadtmauer und nahe des Meeres. Lucio Cornelio Balbo der Ältere, angeblich ein enger Freund Julius Caesars, gab den Bau im Jahr 70 vor Christus in Auftrag.
Mit 20.000 Sitzplätzen dürfte es ein ziemlich beeindruckendes Bauwerk gewesen sein. Heute kann man die Dimensionen nur noch nach dem Besuch des kleinen archäologischen Museums mit seinen Modellen des Theaters erahnen. Außer einem wiederhergestellten Gang zu den Zuschauerrängen gibt es nur noch ziemlich abgerockt Sitzreihen aus Stein zu sehen.
Der Grund dafür ist aber auch ziemlich klar: Nach dem dritten Jahrhundert nach unserer Zeitrechnung geriet das Theater mehr und mehr in Vergessenheit und wurde überbaut. Erst 1980 wurde es bei Ausgrabungen wiederentdeckt.
Catedral de Cádiz
Der Bau der Kathedrale von Cádiz, die mit vollem Namen „Kathedrale zum heiligen Kreuze über dem Meer“ (auf spanisch gleich viel klangvoller: Catedral de la Santa Cruz sobre las Aguas) heißt, wurde bei der Grundsteinlegung 1722 von Kaufleuten finanziert, die mit dem Handel mit den Kolonien in Lateinamerika ein Vermögen gemacht hatten.
Das sieht man der Kathedrale mit ihrer imposanten Sandsteinfassade, der mit gelben Kacheln verzierten Kuppel, den Marmorsäulen im Innenraum und dem Mahagoni-Chorgestühl auch an. Dumm nur, dass der ursprüngliche Architekt Vincente Acero irgendwann absprang und sich bis zur Fertigstellung im Jahre 1838 mehrere Baumeister die Klinke in die Hand gaben. So ist die Kathedrale zu einem Mischmasch aus Gotik, Barock, Renaissance und Neoklassizismus geworden.
Der Bau der Kathedrale hat mit 116 Jahren noch länger gedauert als der Berliner Flughafen Die Sakristei der Kathedrale
Überraschend ist, dass diese Kathedrale offenbar mehr der Repräsentation denn der Andacht dient. Das zweistöckige Chorgestühl mitten im Kirchenraum nimmt ziemlich viel Platz ein, so dass kaum Raum für Sitzplätze bleibt. Naja, wie in den meisten Kathedralen in Andalusien muss man dem zahlenden Publikum (5 Euro Eintritt) ja auch etwas bieten. Langweilige Sitzreihen stören da wahrscheinlich eher.
Spaziergang am Meer
Einfach am Meer entlanglaufen geht ja immer. Und in Cádiz geht das natürlich besonders gut. Im Süden der Halbinsel befinden sich lange Sandstrände und im Norden läuft man einfach an der Altstadt entlang oder umrundet sie mit kleinen Abstechern in den einen oder anderen Park.
Auf der Westseite gibt es auch noch die (nicht zugängliche) Festung Castillo de San Sebastián, zu der ein 500 Meter langer mit Kopfsteinpflaster befestigter Damm führt. Von hier aus hat man auch einen guten Blick auf die Waterfront von Cádiz.
Weiter im Norden kommt dann der Parque Genovés, der Fest in der Hand von furchteinflößend großen Möwen ist. Als Hitchcock-Kenner schleicht man sich an den Vögeln besser vorbei und bedankt sich artig, wenn man sie auf einer Parkbank sitzend fotografiert.
Torre Tavira
Mein Highlight in Cádiz war der Torre Tavira, einer von einst hunderten Türmen der Stadt, die sich die Kaufleute auf ihre Häuser bauten, um frühzeitig erkennen zu können, wenn ihre Schiffe zurück in den Hafen kamen.
Der Torre Tavira von der Straße aus gesehen Aufbau eines traditionellen Kaufmannshauses in Cádiz Haus mit gleich fünf Türmen
So bietet der Turm auf dem Dach natürlich auch einen schönen 360-Grad-Blick auf die Stadt. Noch besser ist allerdings der Blick auf Cádiz mit der Camera Obscura. Bei dem Begriff blitzten im Hinterkopf ein paar unschöne Erinnerungen an den Physikunterricht der siebten Klasse auf, aber da das ja nun auch schon ein paar Jahrzehnte her ist, was ich über die Erklärgrafiken ganz froh.
In einem dunklen Raum wird dabei über einen Spiegel und eine Linse die Außenwelt auf eine gewölbte Fläche projiziert. Was dort zunächst wie ein Foto der Umgebung aussieht, entpuppt sich beim näheren Hinsehen als faszinierender Livestream, wenn man Wellen, Autos, Fußgänger oder vorbeifliegende Vögel erkennt.
Der Leuchtturm steht Kopf Die Kathedrale wird herangezoomt Und da gibt es auch was zu sehen
Wie mit Periskop wird in der Camera Obscura einmal die ganze Stadt vorgeführt. Um bestimmte Gebäude heranzukommen wird die horizontale Leinwand etwas nach oben oder unten gefahren – ein faszinierendes Schauspiel.
Fazit: Lohnt sich ein Besuch in Cádiz?
Wer zufällig in der Gegend ist oder längere Zeit in Andalusien Urlaub macht, sollte Cádiz unbedingt einen Besuch abstatten. Die Stadt lässt sich problemlos an einem Nachmittag erkunden und bietet genug Cafés und Restaurants für kleine Pausen und schöne Straßen und Gassen, die sich zu erkunden lohnen.
Mehrere Tage muss man hier eher nicht verbringen.