Wegbereiter der Renaissance

Baeza (16.000 Einwohner) und Úbeda (35.000 Einwohner) liegen etwas abseits der üblichen touristischen Destinationen in Andalusien, wie etwa Sevilla (270 Kilometer entfernt), Málaga (230 Kilometer) oder Granada (130 Kilometer). Trotzdem lohnt sich ein eintägiger Abstecher in den Nordosten Andalusiens, schließlich begann hier die Ausbreitung des Renaissance-Baustils in Spanien.

Kopfsteinpflastergasse mit alten Gebäuden
Altstadtgasse in Baeza

Beide Städte haben eine Geschichte, die sich bis in die Antike zurückverfolgen lässt, waren dann von 712 bis 1068 Teil des Kalifats von Córdoba und gehörten ab 1244 zum Königreich Kastilien.

Die gut erhaltenen Altstädte mit gotischen und vor allem eben den Renaissance-Gebäuden brachten Baeza und Úbeda 2003 schließlich auch einen Eintrag in der Liste des Weltkulturerbes der UNESCO.

Blick durch ein vergittertes rundes Fenster ohne Glas
Blick in die Olivenhaine, die es rund um Baeza und Úbeda überall gibt

Wie ist es in Baeza?

Baeza ist – ebenso wie Úbeda – eine dieser kleinen Städtchen, für die man keinen Stadtplan braucht, sobald man erst einmal die Altstadt erreicht hat. Fear of missing out muss man hier nicht haben. Wenn man einfach nur durch die Kopfsteinpflastergassen schlendert, findet man die wichtigsten Sehenswürdigkeiten von ganz alleine.

Platz mit Brunnen, im Hintergrund die Kathedrale
Dunkle Wolken über der Kathedrale von Baeza

Dazu gehört auf jeden Fall die Kathedrale Santa Maria, die nach der Reconquista auf den Mauern einer maurischen Moschee errichtet wurde. Für eine so kleine Stadt wirkt die Kathedrale (vom Turm hat man übrigens einen guten Blick auf die Landschaft und die Olivenhaine rund um Baeza) etwas überdimensioniert.

Der Innenraum ist eben ein Innenraum einer Kathedrale. Hohe Decken, Verzierungen, Blattgold – das Übliche eben. Nichts zumindest, woran ich mich später noch erinnern konnte. 

Aber Baeza besucht man ja nicht wegen weltberühmter Bauwerke, sondern wegen des Gesamteindrucks. Dazu gehören eben die Gassen und Plätze. Der vielleicht schönste Platz ist die Plaza del Pópulo mit dem Löwenbrunnen (Fuente de los Leones) und dem Stadttor Puerta de Jaén y Arco de Villalar.

Plaza del Populo in Baeza mit Brunnen und Stadttor
Auf der Plaza del Pópulo in Baeza

Ansonsten gibt es noch das Gebäude der ehemaligen Universität (gegründet 1538, geschlossen 1824), das heute als Schule dient, und ein paar Kirchen. Und alles wird verbunden durch die autofreien Gassen der Altstadt – so steht dann eben auch nicht, wie in vielen anderen Städten, ein Auto beim Fotomotiv im Weg.

Ich habe keine Ahnung, wie voll es in den Gassen im Hochsommer wird, im Winter aber sind die Straßen wie ausgestorben. Perfekt, um ungestört umherzuschlendern.

Und wie ist es in Úbeda?

Úbeda ist nur neun Kilometer von Baeza entfernt – beide Städte auf einmal zu besuchen, bietet sich also an.

Repräsentative Gebäude und Kirchen gibt es in Úbeda auch deshalb, weil ein paar Familien im 15. und 16. Jahrhundert mit Textilien und Getreide ziemlich reich geworden sind und die Stadt das wohl auch zeigen wollte.

Am besten sieht man diesen Reichtum an der Plaza Vazquez de Molina mit ihren schönen Gebäuden – und der Basílica de Santa María de los Reales Alcázares als Herzstück.

Dreht man sich von dort nach links, sieht man zahlreiche Verwaltungsgebäude aus dem 16. Jahrhundert und schließlich Paläste und die Erlöserkapelle (Sacra Capilla del Salvador) aus dem Jahr 1540, die vom gleichen Architekten entworfen wurde, der auch die Kathedrale in Granada verantwortete.

Kapelle im Hintergrund, im Vordergrund ein kleiner Park
Links Paläste, hinten die Erlöserkapelle

Läuft man dann an der Erlöserkapelle vorbei, kommt man zum Mirador del Salvador. Die Aussicht auf die Olivenhaine ist hier nicht sonderlich spektakulär, aber von hier aus kann man an der vielfach noch erhaltenen Stadtmauer entlang laufen und sich irgendwo wieder in die Altstadt begeben.

Blick auf eine leere Straße in Úbeda
An der Stadtmauer entlang

Auch in Úbeda kann man eigentlich nichts falsch machen, wenn man einfach nur herumstromert. Im Gegenteil, so stößt man immer wieder völlig überraschend auf kleine Plätze mit Orangenbäumen oder Kirchen.

Außerhalb der klassischen Altstadt liegt – nahe des Busbahnhofs – das ehemalige Krankenhaus der Stadt (Antiguo Hospital de Santiago) aus dem Jahr 1575. Es wird auch als „Escorial Andalusiens“ bezeichnet, um seine Bedeutung als Meisterwerk der Spätrenaissance zu unterstreichen. Bis 1975 war das Krankenhaus in Betrieb, heute dienen da Gebäude als Kulturzentrum und der zweistöckige Innenhof wird als Auditorium genutzt.

Fassade im Sonnenschein
Das ehemalige Krankenhaus von Úbeda

gut erhaltenen Bauten aus der Renaissance

Fazit: Lohnt sich ein Besuch in Úbeda und Baeza?

Das Weltkulturerbe-Zeichen ist ja fast immer auch ein Siegel dafür, dass man mit einem Besuch nichts falsch machen kann. Das gilt auch für Baeza und Úbeda. Wer übersichtliche Altstädte mag, kommt hier voll auf seine Kosten.

Beide Städte lassen sich problemlos innerhalb eines Tages besichtigen. Mit einer Übernachtung wird das Ganze noch besser: Man kann beispielsweise am Nachmittag die eine Stadt anschauen und am nächsten Vormittag die andere. Im Winter verirren sich kaum Touristen hierher, im Sommer kann man so aber vielleicht den Tagesbesuchern etwas ausweichen.

Ich bin zwei Nächte in Úbeda geblieben. Das ist der perfekte Ort, um zu entschleunigen. Gleichzeitig ist mit Cafés, großen Supermärkten und einer Reinigung mit fairen Preisen, um zwischendurch mal die Wäsche zu waschen, auch die dafür nötige touristische Infrastruktur vorhanden.

Leere Tische und Stühle vor einem Café
Auf der Plaza Andalucia in Úbeda

Unterkunft in Úbeda

Hostal Victoria (*)

Kleine, günstige Pension mit einfachen Zimmern (mit Bad) in der Nähe des Busbahnhofs und am Rande der Altstadt von Úbeda.

Alaminos 5, Úbeda

Statue auf einem Denkmal mit OP-Maske
Maskenpflicht in Úbeda

Anreise nach Úbeda und Baeza mit dem Bus

Um nach Baeza und Úbeda zu kommen, muss man etwas Zeit mitbringen.

Direktverbindungen per Fernbus gibt es mit Alsa, Tickets lassen sich auch über die App oder Website von Omio buchen. Von Sevilla (5:45 Stunden) aus fahren die Busse direkt nach Baeza und Úbeda. Von Málaga (7:00 Stunden) aus muss man in Granada umsteigen. Granada (ab 1:45 Stunden) ist die nächstgelegene größere touristische Stadt. Von Córdoba aus ist man 2,5 Stunden im Bus bis Úbeda unterwegs.

Samar fährt von Madrid aus mehrmals täglich von Madrid direkt bis Baeza (4:15 Stunden) und Úbeda (4:30 Stunden).

Zwischen Úbeda und Baeza (10 Minuten) sind den ganzen Tag über nahezu stündlich Busse unterwegs.

Gasse mit Blumen in Baeza
Kleine Gasse in Baeza