Südsee-König Tupou VI.
Ich habe ja eine gewisse Faszination für den Anachronismus von Monarchien. Und eine solche gibt es auf Tonga noch. Tupou VI. ist seit 2012 König des Südpazifik-Staates und folgte seinem verstorbenen Bruder ins Amt. Sein Vater war natürlich auch schon Südsee-König (quasi ein Kollge von Pippi Langstrumpfs Vater) und wurde selbst von der seriösen FAZ als „dickster Regent“ der Welt tituliert. Er wog zwischenzeitlich mal 206 Kilogramm. Angeblich war er auch der erste Tongaer mit Hochschulabschluss.
Tupou VI. hat auch allerlei Hochschulabschlüsse gesammelt (u.a. ein Diplom in strategischen Studien, einen Master in Verteidigungsstudien und einen Master in internationalen Beziehungen). Mit Anfang 20 war er erst noch Korvettenkapitän und vor seinem Job als König schon Außen- und Verteidigungsminister und Premierminister. Ach, Botschafter Tongas in Japan war er auch mal. Und nun sitzt er also auf dem Thron und ist das Staatsoberhaupt der rund 100.000 Tongaer.
Tonga ist übrigens der einzige Staat Ozeaniens, der nie kolonialisiert wurde (von 1900 bis zur Unabhängigkeit 1970 war es allerdings ein Protektorat Großbritanniens) und außerdem 1876 einen „immer währenden Freundschaftsvertrag“ mit Deutschland abschloss.
Der gescheiterte Trip ins Naturparadies ‚Eua
Ich wollte in Tonga unbedingt die 40 Kilometer südöstlich der Haupinsel Tongatapu gelegene kleine Insel ‚Eua besuchen, die als Naturparadies gilt. Man erreicht sie entweder mit einem einmal täglich abfliegenden Mini-Flugzeug (10-minütiger Flug von Fua’Amotu aus) oder einer 2,5-stündigen Bootsfahrt.
Mein enger Zeitplan sah vor, direkt nach meiner Ankunft auf Tonga dorthin weiterzufliegen und später mit der Fähre zurückzukommen. Dummerweise wurde der Flug kurzfristig gecancelt (und ich auf Airline-Kosten in einem nahegelegenen Hotel untergebracht). Da die Fähre zurück auch nicht wie erwartet fahren sollte, habe ich schon mal einen Rückflug von ‚Eua gebucht. Der wurde dann allerdings auch abgesagt und der Flug für einen weiteren Tag später konnte noch nicht bestätigt werden. Damit wäre mein gesamter Zeitplan für die weitere Reise in der Südsee gescheitert. Also musste ich – inzwischen begrüßte man mich auf dem winzigen Flughafen schon namentlich – wohl oder übel auf den Ausflug nach ‚Eua verzichten.
Stattdessen habe ich eine weitere Nacht im Hotel mitten im Nirgendwo verbracht. Tonga ist daher für mich auch untrennbar mit diesem Hotel und seinem halb unter Wasser stehenden Minigolf-Platz verbunden.
Die Sehenswürdigkeiten in Nuku’alofa
Die Hauptstadt Nuku’alofa wirkt etwas verschlafen. Als Sehenswürdigkeiten könnten allenfalls eine Kirche, die königlichen Gräber und der Königspalast im viktorianischen Stil aus Holz gelten.
Mein absolutes Highlight war dort allerdings eine selbstgebaute Auto-Waschstraße. Aber auch da war nichts los.
Insel-Rundfahrt Tongatapu
Um nach der ‚Eua-Enttäuschung wenigstens auf Tongatapu etwas von der Natur zu sehen, habe ich mich von einem Taxifahrer einen halben Tag herumfahren lassen – inklusive eines einstündigen Aufenthalts am Flughafen, weil er da noch einen Bekannten abholen musste.
Was man auf Tongatapu sieht ist vor allem felsig: Seien es die Mapu’a ‚a Vaea Blowholes oder eine Felsbrücke (Hufangalupe Archway) an der Südküste. Und natürlich die Stelle, an der Captain James Cook 1773 an Land gegangen ist. Eine unspektakulärere Bucht sieht man selten.
Beeindruckender war da eindeutig der Makoa Sio’ata, der Tsunami Rock. Das ist ein riesiger, 1.600 Tonnen schwerer Fels, der vor Urzeiten wohl bei einem Seebeben aus dem Riff vor der Küste gerissen und dann von einer Tsunami-Welle ein paar hundert Meter ins Landesinnere gespült wurde.
Der Ha’amonga’a Maui Trilith und die Königsgräber der antiken Hauptstadt Mu’a sind die archäologischen Highlights der Insel. Der Trilith wird zu den beeindruckendsten Monumenten Polynesiens gezählt und häufig als das „Stonehenge des Südpazifik“ bezeichnet. Jeder der drei bearbeiteten Felsblöcke wiegt zwischen 30 und 40 Tonnen. Wer ihn aufgestellt hat, ist unklar. Fest steht mittlerweile allerdings, dass die Markierungen auf dem querliegenden Stein die Position der Sonne zur Sommer- und Wintersonnenwende anzeigen.
Vava’u – im hohen Norden
Wenn schon nicht nach ‚Eua, so hat mich Real Tonga dann doch zumindest auf die über 300 Kilometer weiter nördlicher gelegene Vava’u Inselgruppe gebracht.
Diese sind als Segel- und Kayakrevier bekannt. Auch wunderschöne Strände und einsame Buchten soll man hier vom Wasser aus erreichen können. Blöd nur, wenn Nebensaison ist, keine Touristen da sind und es regnet. Touren wurden daher nicht angeboten.
Blieb mir also viel Zeit, in meiner Unterkunft zu lesen und mich von Mücken zerstechen zu lassen. Und einmal leicht panisch aus dem Bett zu springen, als eine Kakerlake quer über die Bettdecke lief. Das hat sie auch nur einmal gemacht. Ich habe sie hinter dem Nachttisch mit einer halben Dose Insektenspray unschädlich gemacht.
Mate Ma’a Tonga
Dass Rugby auf Tonga eine große Bedeutung hat, sieht man schon an den vielen Plakaten, die überall auf der Insel hängen und die Mate Ma’a Tonga, die Rugby League-Nationalmannschaft, anfeuern. Angeblich spielen 20 Prozent der Bevölkerung selbst Rugby.
Für gute Spieler ist das natürlich auch die Chance für einen finanziellen Aufstieg. Nicht gerne gesehen wird, dass Neuseeland und Australien viele Spieler mit Profi-Verträgen anlocken, irgendwann dort einbürgern und sie dann für die neuen Heimatländer und nicht mehr für Tonga spielen. Trotzdem hat das kleine Tonga sowohl im 13er- (Rugby Union) als auch im 15er-Rugby (Rugby Union) an fast allen Weltmeisterschaften teilgenommen.
Wie Rugby-verrückt dieses Land ist, habe ich dann kurz vor meinem Abflug nach Fiji am Flughafen erlebt. Der Flughafen mit seiner kleinen Halle wurde plötzlich sehr trubelig, als ein nicht sonderlich großer, aber sehr kräftiger Mann eintraf, der auf dem Weg zum Flughafen schon von einer Autokarawane (darunter ein Lastwagen mit offener Ladefläche, Lautsprecherboxen und tanzenden Menschen) begleitet wurde. Der Mann, der sich dort mit freiem Oberkörper und traditioneller Kleidung feiern und verabschieden ließ, war Sam Moa.
Er hat professionell in England und Australien Rugby League gespielt (aktuell ist er in Frankreich in Perpignan aktiv) und zuerst für die neuseeländische Nationalmannschaft, danach aber auch wieder für Tonga international gespielt.
Sam Moa wurde am Flughafen deshalb so gefeiert, weil er nur wenige Wochen zuvor mit der Mate Ma’a Tonga sensationell bis ins Halbfinale des Rugby League World Cups vorstoßen konnte (und dort denkbar knapp gegen England verlor). In der Vorrunde wurde dabei sogar Neuseeland geschlagen – was bei Wikipedia als „the small island nation’s greatest sporting achievement“ vermerkt ist.
So ganz unverhofft habe ich also einen dieser tongaischen Helden getroffen, der ewig Autogramme schreiben und für Fotos posieren musste. Er saß dann im Flugzeug mit seiner Familie hinter mir und hat einen netten Eindruck gemacht.
Unterkunft in Tonga
Kau Vakauta
Nahe am Flughafen gelegen mit Restaurant, Pool und Minigolfplatz. Hier habe ich auf Airline-Kosten übernachtet, war also super.
Hotel Road, Fuamotu, Tonga
Simon’s Place
Kleines Motel mitten in Nuku’alofa, sehr hilfsbereites Personal.
Laifone Rd, Nuku’alofa, Tonga
Vava’u Villa
Bed & Breakfast, etwas außerhalb von Neiafu gelegen. Ich war in dem riesigen Haus der einzige Gast. Abgesehen von einigem ortsüblichen Getier.
A’hanga Toula, Fatafehi Rd, Neiafu, Tonga