Empfehlungen für einen Tagesausflug bei gutem Wetter

Ich war zwar schon ein- oder zweimal in Lübeck und habe dabei sogar mal eine kurze Stadtführung mitgemacht, war aber jetzt bei einem erneuten Besuch trotzdem überrascht, wie viel Lübeck zu bieten hat.

Eine der schönen Ecken Lübecks

Man kann in der Stadt problemlos zwei Tage verbringen, ohne sich zu langweilen.

Große Teile der Altstadt gehören zum UNESCO-Welterbe. Völlig zu Recht. Es hat natürlich auch seine Gründe, warum einige Teile ausgenommen wurden – aber über die Bausünden, leider auch direkt am Marktplatz, kann man insgesamt großzügig hinwegsehen.

Lübeck ist wirklich schön. Und die Altstadt übrigens erst seit der Fertigstellung des Elbe-Lübeck-Kanals 1900 eine Insel. Aber das nur Rande. Hier nun meine persönlichen Top 10 der Sehenswürdigkeiten in Lübeck.

Top 1:
Gänge & Höfe

Die Gänge und Höfe sind eine Besonderheit der Lübecker Stadtbebauung. Wohlhabende Lübecker Bürger hatten oft für ihre Bediensteten oder Bedürftige kleine Wohnungen in Höfen hinter den prachtvollen Giebelhäusern eingerichtet.

Dorthin führten schmale Gänge durch das Straßenhaus. Diese Gänge sind in der Regel so hoch und breit wie eine normale Haustür; oft auch noch niedriger und schmaler, um möglichst wenig Platz vom Haupthaus wegzunehmen. Angeblich bestand damals für den Bau nur die Bedingung, dass ein Sarg durchpassen musste.

Eines der promintentesten Beispiele für die klassischen Lübecker Höfe ist der Füchtingshof, quasi neben dem Günter Grass-Haus in der Glockengießerstraße gelegen. Der Lübecker Kaufmann Johann Füchting hatte in seinem Testament die Errichtung einer Stiftung für den Bau von Armen-Wohnungen verfügt. 1648 wurden der nach ihm benannte Hof und die Wohnungen für Witwen und Waisen eröffnet. Die Wohnungen werden auch heute noch an bedürftige, alleinstehende Frauen vermietet.

Mein persönlicher Favorit unter den Höfen findet sich ein paar Häuser weiter in der gleichen Straße: Der Glandorpshof.

Die meisten Höfe und Gänge finden sich im nördlichen Bereich der Altstadt im Bereich der Engelsgrube und Engelswisch, zwischen Rosenstraße und Wakenitzmauer sowie rund um die Glockengießerstraße. Ein weiterer Hotspot der Gänge und Höfe liegt zwischen Dankwartsgrube und Effengrube im Südwesten der Altstadtinsel.

Einige Höfe sind für den Publikumsverkehr gesperrt, bei anderen sind die Mittags- und Abendruhe der Bewohner zu berücksichtigen. Ich habe mich vielfach als Eindringling gefühlt, der plötzlich wie auf der Terrasse der Menschen mit Spielzeug und Wäscheständern steht. Trotzdem sollte man sich den Einblick in die Hinterhof-Idylle mitten in der Stadt nicht entgehen lassen.

Und plötzlich steht man bei fremden Leuten vor der Tür

Top 2:
Die Trave

Man kann entweder ganz gemütlich an der Trave entlang spazieren gehen – oder eine einstündige Trave- und Hafenrundfahrt einmal um die Altstadtinsel mitmachen. Die Boote mehrerer Anbieter legen an verschiedenen Stellen auf der Altstadtseite des Flusses ab.

Es bietet sich ein wasserseitiger Spaziergang vom Burgtor (s. Top 7) an der Nordspitze der Altstadtinsel entlang der Straße „An der Untertrave“ an.

Maritimes Flair

Unterwegs gibt es jede Menge Museumsschiffe (u.a. auf der anderen Flusseite das Hanseschiff „Lisa von Lübeck“), die Drehbrücke und den Salzspeicher (s. Top 8) zu sehen. Am südlichen Ende der Insel kann man sich dann am Ufer ins Grüne setzen, um auszuruhen – oder die Gänge und Höfe zwischen Dankwartsgrube und Effengrube zu erkunden.

Top 3:
Holstentor

Auch bekannt von allen Marzipanpackungen

Das Holstentor gehört zu den Gebäuden, die ich schon in frühester Kindheit kannte, ohne damals in Lübeck gewesen zu sein. Das lag wahrscheinlich daran, dass das Tor – das heute pisaesk schief aussieht – von 1961 bis Anfang der 90er Jahre die Rückseite des 50-DM-Scheins illustrierte.

Daher gehört es für mich natürlich zu den Highlights von Lübeck. Im Inneren befindet sich jetzt ein Museum zur Geschichte des Tores und der Stadt Lübeck.

Das Holstentor von 1477 ist ein Überrest der Lübecker Wehranlagen – daher ist die Außenmauer des Tores auch deutlich dicker als die Innenmauer und es sind in den beiden Türmen Schießscharten erkennbar.

Stadtseite des Holstentors

Top 4:
Die sieben Türme

Ehrlicherweise bin ich kein großer Fan von Kirchen. Daher habe ich mir auch nur St. Jakobi kurz von innen angesehen. Die Vielzahl an Kirchen – alle mit Backsteinen gebaut – auf relativ kleiner Fläche ist allerdings beeindruckend.

Hier zeigt sich, wie wohlhabend die Stadt (oder zumindest die Kaufleute) im Mittelalter war. Die fünf großen gotischen Kirchen stehen auf dem Altstadthügel und sind mit ihren sieben Türmen im holsteinischen Flachland natürlich weithin sichtbar.

Und da dies ja auch ein Bildungsblog ist, noch ein Fun Fact: Die Silhouette der sieben Kirchtürme ist auch auf dem Logo der Schwartau-Werke (die mit den Marmeladen und Müsliriegeln) zu finden.

Eine der fünf Hauptkirchen Lübecks: St. Jacobi

Top 5:
Buddenbrookhaus

Okay, wenn wir schon bei Angeberwissen sind: Lübeck dürfte auch die deutsche Stadt mit der größten Nobelpreisträgerdichte sein.

Und jedem ist mehr oder weniger ein eigenes Museum gewidmet: Günter Grass (Nobelpreis für Literatur 1999) hat das Grass-Haus, für Willy Brandt (Friedensnobelpreis 1971) gibt es das Willy Brandt-Haus und Thomas Mann (Literaturnobelpreis 1929) hat das Buddenbrookhaus.

Im Stammsitz der Familie Mann wird die Welt des Romans „Die Buddenbrooks“ – und die der Kaufleute des ausgehenden 19. Jahrhunderts – erlebbar. Und natürlich steht die Familie Mann und ihr literarisches Schaffen im Mittelpunkt des Museums.

Noch bis 2023 ist das Buddenbrookhaus allerdings geschlossen. Als Ersatz dient die Ausstellung „Buddenbrooks im Behnhaus“ im, ja, Behnhaus (Königstraße 9, Lübeck).

Aktuell bleibt das Buddenbrookhaus zumindest von außen mit seiner renovierten Barockfassade ein schöner Anblick.

Hier hat Mann gelebt

Top 6:
Rathaus

Das Lübecker Rathaus hat bei mir gemischte Gefühle ausgelöst. Es ist ein Mix verschiedener Baustile (beginnend mit Resten eines spätromanischen Gebäudes) und Anbauten (Arkaden, Treppen, Erker) aus verschiedenen Epochen. Für Kunsthistoriker bestimmt ein Leckerbissen, für den Laien beißt sich da optisch einiges.

Auf der Marktplatzseite sollte man dem Rathaus auf keinen Fall den Rücken zukehren. Nicht weil es Pech bringen würde, sondern weil sich sonst unweigerlich ein unfassbar hässlicher Kaufhausbau ins Blickfeld schiebt und den Markteindruck völlig ruiniert.

Top 7:
Burgtor & Zöllnerhaus

Das Burgtor ist neben dem Holstentor das letzte noch erhaltene Stadttor von Lübeck. Direkt daneben findet sich das hübsche Zöllnerhaus. Groß zu sehen gibt es hier nichts weiter, den nahegelegenen Burghof fand ich eher öde. Für den einen oder anderen mag das Europäische Hansemuseum dort noch ganz interessant sein.

Auf der anderen Seite des Burgtores gibt es mit der Hubbrücke noch ein hübsches Fotomotiv.

Burgtor und Zöllnerhaus

Top 8:
Salzspeicher

Die Salzspeicher an der Trave entstanden zwischen 1579 und 1745. Hier wurde Salz aus Lüneburg und der Saline Oldesloe gelagert, bevor es weiter nach Skandinavien transportiert wurde. Gut für einen kurzen Fotostop.

Salzspeicher im Gegenlicht

Top 9:
Halbturm

In der Straße „An der Mauer“ gibt es ein Wohnhaus, das in einen Überrest der Stadtmauer hineingebaut wurde und so auf der Straßenseite ein normales Haus ist, zur Außenseite aber ein Halbturm ist. Hübsches Fotomotiv. Direkt daneben liegt das Altstadtbad Krähenteich, ein kleines öffentliches Naturfreibad.

Top 10:
Kranen-Konvent

Das Gebäude des Kranen-Konvents ist – zumindest im Ensemble der Lübecker Altstadt – eher unspektakulär. Aber es ist immerhin eines der ältesten Gebäude der Stadt. Der Dachstuhl stammt aus dem Jahr 1283.

Eines der ältesten Gebäude der Stadt