Leider nur mit der Touristen-Tour

Ich bin ja in einem Ort aufgewachsen, in dem damals von der Kali + Salz AG noch unter Tage in großem Stile Salz abgebaut wurde. Als Kind waren mir so der Anblick von Fördertürmen und Kirchenglocken, die das Steigerlied spielten, vertraut.

Besonders beeindruckt haben mich damals Bilder von Radladern und Muldenkippern, die in riesigen unterirdischen Hallen herumfuhren. Unter Tage war ich bisher allerdings noch nie.

Glück auf!

Was gibt es in der Wieliczka-Mine zu sehen ?

Nahe Krakau hatte ich jetzt die Chance, eine Salzmine zu besuchen. In der Wieliczka-Mine wird mittlerweile zwar nichts mehr gefördert und die sehr beliebte Touristen-Tour widmet sich auch eher den Anfängen und den oberen Ebenen der Mine – aber gelohnt hat sich der Ausflug trotzdem.

Es fuhr ein Zug nach Nirgendwo

Die Führung geht erstmal über Treppen in 135 Meter Tiefe, dann weiter durch verschiedenste Stollen und Säle, die im Laufe der Jahrhunderte durch den Salzabbau entstanden sind. Auch der eine oder andere unterirdische See hat sich gebildet.

Salzsee in der Tiefe

Richtige Bergwerksatmosphäre mag dabei nicht so recht aufkommen – aufgrund der guten Beleuchtung und Belüftung fühlt es sich eher nach Tiefgarage mit Holzverkleidung an.

Trotzdem ist es natürlich beeindruckend, dass hier schon im 13. Jahrhundert unterirdisch Salz abgebaut wurde. Zunächst händisch (das Salz wurde übrigens in Blöcken abgebaut und weiterverkauft), ab dem 15. Jahrundert auch mit einfachen Maschinen und ab dem 17. Jahrhundert mit Pferdekraft. Die armen Tiere wurden in den Schächten herabgelassen und verbrachten den Rest ihres Lebens unter Tage.

Das Pferd ist nicht echt, versicherte die Führerin

Ein paar Bergleute haben dort unten auch ihre künstlerische Ader entdeckt. Verschiedene Statuen – unter anderem von Johann Wolfgang von Goethe, der wohl mal zu Besuch war – sind zu bewundern und eine komplette riesige Kapelle. In der Kingakapelle gibt es in knapp 100 Metern Tiefe nicht nur einen kompletten Altarraum, sondern auch Kronleuchter, Wandbilder und Kruzifixe – natürlich alles aus Salz. Das was da nach Bodenfliesen aussieht, ist natürlich auch Salz.

Die Kapelle ist echt groß

Etwas absurd wirkt es schon, wenn bei der Besichtigung zwischendurch ein Stop an einem Souvernir- und Getränkestand eingelegt wird und nach anderthalb Stunden der Hauptteil der Führung beendet ist und man in einer Cafeteria Pause machen kann.

Danach gibt es noch eine schnelle Führung durch das – natürlich ebenfalls in 135 Metern Tiefe befindliche – Museum mit Salzen, Werkzeugen und Requisiten aus mehreren Jahrhunderten.

Es wird noch besser

Wenn die ganze Corona-Geschichte vorbei ist, wird es in Wieliczka noch spannender. Dann starten nämlich wieder die 3-stündigen sogenannten Bergmanns-Touren.

Dabei fährt man in entsprechender Kleidung ins Bergwerk ein, darf die Methankonzentration prüfen, darf Salz abbauen – und das alles in absoluter Dunkelheit und nur mit Helmlampen ausgestattet. Die Tour hätte ich sehr gerne gemacht. Naja, muss ich eben nochmal nach Krakau fahren. Irgendwann.

Wer es in nächster Zeit nicht nach Krakau und Wieliczka schafft, kann hier zumindest virtuelle Rundgänge unternehmen.

Der Stollen ist für Touristen verboten

Quick Facts

Es herrscht großer Andrang an der Mine. Man sollte seine Tour unbedingt vorher online reservieren. Auf Englisch geht es stündlich zwischen 9 und 17 Uhr los. Auf Deutsch werden Touren um 14:15 und 16:15 Uhr angeboten.

Kosten: 100 Złoty (ca. 22,40 Euro)

JP2 – zur Salzsäule erstarrt

Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach Wieliczka

Von Kraków Głowny, dem Hauptbahnhof Krakaus, aus fährt mehr oder regelmäßig eine Regionalbahn nach Wieliczka. Von dort sind es nur ein paar hundert Meter bis zur Salzmine.