Was ist das Besondere an Kapselhotels?

Kapselhotels sind eine typische, moderne Übernachtungsmöglichkeit in Japan – vor allem in den Großstädten. Einfach, funktional. günstig. Der Vorteil: Mehr Privatsphäre als in Hotels, weniger Kosten als im Hotel.

Was sind Kapselhotels eigentlich?

Ursprünglich haben sich Kapselhotels vor allem in Tokyo etabliert, damit Geschäftsleute nach einem überlangen Arbeitstag (oder wenn der Besuch der Kneipe mit den Kollegen doch etwas länger ging) eine kostengünstige Übernachtungsmöglichkeit haben, wenn sie nicht mehr nach Hause fahren wollten (oder konnten).

Das Prinzip der Kapselhotels ist denkbar einfach. Um Platz – und das bedeutet im teuren Tokyo auch immer: Kosten – zu sparen, bekommen die Gäste keine eigenen Zimmer, sondern schlafen in „Kapseln“, die in großen Räumen nebeneinander und in zwei Etagen übereinander angeordnet sind.

Im Prinzip kann man sich das wie auf engstem Raum längst nebeneinander stehende Jugendherbergsbetten vorstellen. Nur dass man hier meist am Kopfende einsteigt und einen Vorhang oder eine Jalousie hinter sich zumachen kann.

Die Betten sind gemacht

Warum wollte ich da unbedingt übernachten?

Ich hatte vor ungefähr zehn Jahren in einer Reportage erstmals von Kapselhotels gehört – und war fasziniert von dem Konzept.

Mein erstes Kapselhotel hatte ich 2018 in Bishkek (Kirgisien) besucht. Das dortige Capsule Hotel war gleichzeitig das erste Kapselhotel des Landes, was natürlich auch das Interesse lokaler Fernsehteams weckte.

Dort waren die Kapseln aus Holz und quer zum Gang angeordnet, mit Fernseher und einer Schiebetür ausgestattet, die sich von innen abschließen ließ.

Dort hatte es mir sehr gut gefallen. Und das wollte ich in Japan auch wieder haben – natürlich auch, weil ich so massiv Kosten sparen konnte. Während Einzelzimmer in Tokyo kaum für unter 100 Euro zu haben sind, bekommt man in den Nine Hours-Kapselhotels die Übernachtung für etwa ein Drittel dieses Preises.

Einfach mal im Bücherregal übernachten

Wie schläft es sich im Kapselhotel?

Sehr gut. Ich bin danach immer wieder gefragt worden, ob man in den Kapseln nicht Platzangst bekommt. Das kann ich für mich persönlich nicht bestätigen. Die Matratzen sind immer etwa einen Meter breit und zwei Meter lang. Manchmal kommen noch Ablageflächen am Kopfende oder der Seite dazu. Außerdem kann man bequem aufrecht im Bett sitzen.

Innen ist genug Platz

Ein sargartiges Gefühl kommt so auf keinen Fall auf. Wer aber mehr Platz braucht, um sich wohl zu fühlen, sollte dann aber doch lieber eine andere Unterkunftsart wählen.

Natürlich kann man Pech haben, dass die Kapselnachbarn links, rechts, oben oder unten oder gegenüber schnarchen, aber ansonsten ist es in den Kapselhotels erstaunlich ruhig.

Selbst in den Aufenthaltsräumen oder den Sanitärbereichen wird kaum und wenn, dann sehr leise gesprochen. Das Verhalten der Japaner überträgt sich hier offenbar auf magische Weise auch auf die internationalen Gäste.

Ansonsten bieten Kapselhotels ein Rundum-Sorglos-Paket: Damit eben auch spontane Gäste ohne Gepäck zurechtkommen, gibt es am Empfang für jede Übernachtung Hausschuhe, einen Schlafanzug, Handtücher sowie Zahnbürste & Zahnpasta.

In der Kapsel gibt es immer einen Stromanschluss, eine Leselampe und manchmal auch einen kleinen Safe.

Die Sanitärräume sind sehr sauber, die Toiletten im japanischen Stil ein Traum. Ich habe nach dieser Reise noch lange den beheizten Sitzen nachgetrauert… Bei den Duschen gibt es immer genügend Platz, um sich umzuziehen und Kleidung auch wassergeschützt abzulegen.

Das Gepäck wird in den Nine Hours Kapselhotels in elektronisch gesicherten Spinden aufbewahrt, die außerhalb der Schlafsäle mit den Kapseln sind, so dass es hier auch keine Lärmbelästigungen durch spät ankommende oder früh abreisende Gäste gibt.

Was sollte man noch beachten?

In Kapselhotels werden Männer und Frauen meist auf unterschiedlichen Stockwerken untergebracht – das könnte für Paare ein Hindernis sein.

Das Book & Bed in Ikebukuro war gemischt, das entsprechende Schwesterhotel in Kyoto hatte meine Buchung hingegen wieder zurückgezogen, weil sie nur noch exklusiv Frauen aufnehmen wollten.

Zu beachten ist auch, dass alle Kapselhotels mittags für ein paar Stunden schließen und alle Gäste einmal auschecken müssen. Am Nachmittag gibt es dann erneut Schlafanzug und Zubehör. Seinen Spind kann man allerdings behalten – das Gepäck kann man also im Hotel lassen.

Blick in die Schlafkabine im Book & Bed Ikebukuro

Empfehlenswerte Kapselhotels

Tokyo

Nine Hours Shinjuku-North (*)
Sehr stylisches Kapselhotel, Teil der Nine Hours-Kette, die es in ganz Japan gibt. Gute Lage, man kommt gut zu Fuß ins Ausgehviertel Shinjuku. Die Schlafanzüge hätte ich am liebsten behalten.
ca. 36 Euro / Nacht

Shinjuku-ku, Hyakunin Cho 1-4-15
(ca. 100m bis zur Station Shin-Okubo)

Book and Bed Tokyo Ikebukuro (*)
Es gibt mehrere Kapselhotels dieser Kette in Tokyo und Kyoto – Fotos finden sich zuhauf auch bei Instagram. Man schläft in Holzkapseln, die in Bücherregale integriert sind. Optisch toll, zum Schlafen nicht ganz so gut, weil sich andere Gäste eben abends noch im Aufenthaltsbereich lesen oder in ihren Taschen kramen.
ca. 54 Euro / Nacht (Bücherregal Standard)

Toshima-ku, Ikebukuro 1-17-7
Lumiere Building 7F
(200m bis zur Station Ikebukuro)

Kyoto

Nine Hours Kyoto
Gute Lage, um zu Fuß in das „Geisha-Viertel“ Gino zu kommen. Keine so schöne Aussicht, wie vom Aufenthaltsraum des Schwesterhotels in Ikebukuro, von der Innenarchitektur aber genauso angenehm.

ca. 37 Euro / Nacht
Shimogyo-ku, Teramachidori Shijokudaru Teianmaenocho 588

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