Draußen vor der großen Stadt

Bis vor Kurzem hatte ich von der Bunthäuser Spitze noch nie gehört. Aber dort sollte es einen Leuchtturm geben – für mich ein guter Grund, mir das mal anzuschauen.

Die Bunthäuser Spitze bildet den südöstlichsten Zipfel der Wilhelmsburger Elbinsel. Hier teilt sich der Fluss in die Norder- und die Süderelbe. Erst 15 Kilometer später treffen sie sich bei Altona wieder.

Blick auf die sich teilende Elbe
Das ist die Bunthäuser Spitze

Die Hamburger Touristeninformation verspricht, dass ein Ausflug zur Bunthäuser Spitze alle belohne, „die nicht die üblichen Standards in Hamburg suchen oder diese vielleicht schon gesehen haben, mit einem der schönsten Aussichtspunkte an der Elbe.

Nun ja, das ist vielleicht etwas übertrieben. Es ist nett an der Bunthäuser Spitze, keine Frage. Aber außer dem nur 6,70 Meter hohen Leuchtturm gibt es hier eben nur die sich teilende Elbe zu sehen.

Leuchtturm Bunthäuser Spitze
Putziger Leuchtturm

Der hölzerne Leuchtturm – oder genauer gesagt: das Leuchtfeuer Bunthaus – wurde 1914 errichtet, um flussabwärts kommende Schiffe vor der Weggabelung des Flusses zu warnen. Bis 1977 tat er hier seinen Dienst und war danach überflüssig. 1989 wurde er aber zum 800. Hafengeburtstag renoviert und kann nun über eine steile eiserne Außentreppe bestiegen werden.

Versteckt sich am Ende einer kleinen Allee: Der Leuchtturm an der Bunthäuser Spitze
Versteckt sich am Ende einer kleinen Allee: Der Leuchtturm an der Bunthäuser Spitze

Im letzten Tideauenwald Europas

Nur ein paar Minuten Fußmarsch entfernt beginnt das Naturschutzgebiet Heuckenlock, das sich bis im Westen zur A1 hinzieht. Das Gebiet liegt am Nordufer der Süderelbe vor dem Moorwerder Hauptdeich. Dementsprechend kann dieses nach der letzten Eiszeit im sogenannten Stromspaltungsgebiet entstandene Biotop jährlich bis zu 100 mal überschwemmt werden.

Hier hat sich eine einmalige Sumpf- und Wasserwildnis gebildet. Fans der Wiebelschmiele und des Schierlings-Wasserfenchel können ihre pflanzlichen Idole weltweit nur in diesem Naturschutzgebiet finden. Aber auch die Salz- und Dreikant-Teichsimse (nein, das ist kein Werkzeug!), der Igelkolben oder die Schachbrettblume fühlen sich hier wohl. Umschwirrt werden sie von allerlei Insekten. Die bis zu 400 Jahre alten Bäume werden unter anderem von Spechten und Eulen bearbeitet und bewohnt. Auch Seeadler versuchen hier zu brüten – wenn sie nicht gerade von Gänsen oder Krähen gemobbt oder sehr, sehr dummen lärmenden Menschen gestört werden.

Wasserfläche mit Bäumen und Gräsern am Ufer
In den Tideauen

Für wen lohnt sich ein Besuch an der Bunthäuser Spitze?

Naturfans und Ornithologen kommen im Naturschutzgebiet voll auf ihre Kosten und wer Leuchttürme mag, wird das Leuchtfeuer Bunthaus zumindest wohlwollend belächeln. Und für alle anderen gibt es etwas Stille und Schafe auf dem Deich.

Schafe und Lämmer auf dem Deich
Hier draußen gibt es mehr Schafe als Menschen

Wie kommt man zur Bunthäuser Spitze?

Ab Jungfernstieg oder Hauptbahnhof mit der S3 (Richtung Neugraben) bis Wilhelmsburg. Von dort weiter mit der Buslinie 351 bis zur Freiluftschule Moorwerder (Abfahrt stündlich). Bis zum Leuchtturm sind es dann zu Fuß noch etwa zehn Minuten.

Mit dem Fahrrad könnte man die Bunthäuser Spitze auch im Rahmen einer Hafentour erreichen. Die Fähre 73 fährt ab Landungsbrücken bis zur Ernst-August-Schleuse. Von dort sind es elf Kilometer bis zum Leuchtturm. Ab S-Bahn-Station Wilhelmsburg sind es nur gut sieben Kilometer. 

Straße und Deich
Du weißt Deiche brechen richtig oder eben nicht