Wuppertal – mehr als nur die Schwebebahn
Wuppertal ist für zwei Dinge bekannt: die Schwebebahn und die Herren-Boutique, die Loriots Lotto-Gewinner Erwin Lindemann zusammen mit dem Papst eröffnen wollte. Letzteres wäre gar nicht so schlecht gewesen, damit wäre die hässliche Fußgängerzone unweit des Hauptbahnhofes vielleicht sogar aufgewertet worden. Diese lädt mit unzähligen Bausünden der 1950er und 1960er Jahren nun wirklich nicht zum Verweilen ein.

Von diesen (und weiteren) hässlichen Ecken von Wuppertal sollte man sich allerdings nicht abschrecken lassen. Die erst 1929 aus dem Zusammenschluss der damaligen eigenständigen Großstädte Elberfeld und Barmen entstandene Stadt im Tal der Wupper (Surprise!) hat nämlich einiges für einen Kurzbesuch zu bieten.

Hier folgen meine persönlichen Highlights der Sehenswürdigkeiten in Wuppertal.
Die besten Sehenswürdigkeiten in Wuppertal
Die Wuppertaler Schwebebahn
Natürlich muss man in Wuppertal mit der 1901 eröffneten einschienigen Schwebebahn fahren. Sie ist die weltweit älteste Hängebahn und auch nach fast 125 Jahren (und einer Generalüberholung aller Haltestellen, Träger und Brücken seit den 1990er Jahren) noch eine Sensation – und ein schnelles und effizientes Nahverkehrsmittel.

Die 13,3 Kilometer lange Strecke (Fahrzeit: 30 Minuten) führt von Wuppertal-Vohwinkel im Südwesten bis nach Wuppertal-Oberbarmen im Nordosten und führt abgesehen von einer 2,7 Kilometer langen „Landstrecke“ über der Wupper entlang und ist daher leicht kurvig.





Highlights sind neben der Fahrt durch die (bzw. über der) Kaiserstraße in Vohwinkel auch die Kreuzung der Autobahn sowie die Wendekurven an beiden Endhaltestellen (die man allerdings nicht mitfahren darf).
Ansonsten macht es einfach Spaß, der Wupper zu folgen, aus dem großen Rückfenster zu schauen und Industriebauten (unter anderem wird auch das Wuppertaler Bayer-Werk überquert) sowie das Wuppertaler Alltagsleben an sich vorbeiziehen zu lassen oder an der einen oder anderen der 20 Haltestellen auszusteigen.

Schwebebahn-Museum Schwebodrom
Wer etwas mehr über die Entstehungsgeschichte der Schwebebahn und ihren „Erfinder“ zu erfahren, kann das Museum mit einem der wohl dämlichsten Museumsnamen weltweit besuchen: Unweit der Station „Werther Brücke“ wartet das „Schwebodrom“ auf zahlungskräftige Besucher (der Eintritt kostet stolze 17,50 Euro für Erwachsene).

Geboten wird ein Videokunstfilm zur Entwicklung der Verkehrsmittel vor der Schwebebahn, der Schwebebahn selbst und ihrer Bedeutung für Wuppertal. Außerdem gibt es einen Ausstellungsraum mit Schautafeln und Klemmbaustein-Nachbauten wichtiger Stationen und Gebäuden entlang der Schwebebahn-Strecke sowie eine interessante Virtual Reality-Erfahrung einer Schwebebahnfahrt durch das Wuppertal des Jahres 1930.


Das vorindustrielle Wuppertal
In der Emilstraße (Hausnummer 44/46) steht das um 1600 erbaute Hofeshaus Lütterkus-Heidt mitten in einem unscheinbaren Wohngebiet. Es gilt als das älteste noch erhaltene Fachwerkhaus in Wuppertal-Barmen und hat sowohl den Dreißigjährigen Krieg, die Verstädterung im 19. Jahrhundert als auch die Bombenangriffe des Zweiten Weltkriegs überstanden.
Das eigentliche Haupthaus, das wegen seiner Hanglage je nach Lage zwei bis drei Geschosse aufweist wurde Anfang des 19.Jahrhunderts durch einen Anbau (natürlich in den Farben des Bergischen Dreiklangs) ergänzt. Insgesamt soll das Haus an die 300 Fenster haben. Der schweißtreibende Anstieg aus dem Tal hoch zum Hofeshaus lohnt sich.

Der Bergische Dreiklang & Der berühmteste Sohn der Stadt
Als Bergischer Dreiklang wird die Kombination von schwarzen Holzbalken, weißen Gefachen und Fenster- und Türrahmen sowie grünen Fensterläden bezeichnet. Oft sind die Häuser allerdings auch mit grauem Schiefer verkleidet.

Ein Paradebeispiel eines solchen Hauses ist das Engels-Haus in der Engelsstraße am Engelsgarten unweit der Engels-Statue. Es ist zwar nicht das Geburtshaus von Friedrich Engels, gehörte aber immerhin seiner Familie (sein Vater – und später er selbst – waren erfolgreiche Textilindustrielle) und beherbergt heute Ausstellungen zur Industriekultur.

Eine Statue des Philosophen und „kommunistischen Revolutionärs“ (letzteres sagt zumindest Wikipedia) und unbekannterer Co-Autor des „Kommunistischen Manifests“ befindet sich unweit des Hauses.
Wie sehr der Bergische Dreiklang in Wuppertal verankert ist, zeigt sich auch daran, dass auf dem Laurentiusplatz in Elberfeld ein Toilettenhäuschen in eben diesem Stil steht.

Briller Viertel und Weyerbuschturm
Das Briller Viertel ist so ganz anders als „Downtown Wuppertal“. Hier erahnt man, wieviel Geld die Fabrikanten der Kleidungsindustrie hier im (vor-) industriellen Zeitalter in Barmen und Elberfeld verdient haben müssen. Immerhin war das heutige Wuppertal damals das wichtigste europäische Zentrum der Textilproduktion – und deutlich größer als Essen, Dortmund oder Düsseldorf.
Villa reiht sich an Villa – zum Teil ähneln sie eher Schlössern. Perfekt für einen Spaziergang durch die Straßen entlang des Nützenberges.





Auf dessen „Gipfel“ hat der Knopffabrikant Emil Weyerbusch 1898 den nach ihm benannten schmalen Turm mit Erkern bauen lassen. Mit einer Höhe von 25 Metern bietet er sicherlich prima Aussichtsmöglichkeiten, sobald seine Restaurierung Mitte 2027 abgeschlossen wird. Derzeit ist der Turm gesperrt.

Das doppelte Wuppertal
Wie erwähnt ist die Stadt Wuppertal 1929 aus dem Zusammenschluss der Städte Barmen und Elberfeld (und ein paar weiterer Gemeinden) entstanden. Dementsprechend war die städtische Infrastruktur zum Beispiel mit Gerichtsgebäuden und Rathäusern plötzlich doppelt vorhanden. Daher gibt es nun auch nicht nur ein Stadtzentrum mit einer Altstadt, sondern mehrere – mit mehr oder weniger alter Bausubstanz.

Das Rathaus Elberfeld wurde im Jahr 1900 (zusammen mit der Schwebebahn) von Kaiser Wilhelm II. eingeweiht und wirkt im Stil des Eklektizismus sehr repräsentativ – und steht heute in einem klaren Widerspruch zur funktional-schmucklosen Nachkriegsarchitektur drumherum.
Auch das Rathaus Barmen hättere eine schönere Lage als die Einkaufsstraße Werth verdient. Es wurde als Antwort auf das Elberfelder Rathaus ab 1908 gebaut und sollte deutlich größer als das der Nachbarstadt werden. Durch den Ersten Weltkrieg hat sich die Fertigstellung allerdings bis 1921 hingezogen und auch ein ursprünglich geplanter 110 Meter hoher ergänzender Büroturm ist nie gebaut worden. Trotzdem wurde dieses neoklassizistische Gebäude dann das gemeinsame Rathaus der Stadt Wuppertal.

Moderne Nachkriegsarchitektur
Große Teile der Industriestadt Wuppertal wurden während des Zweiten Weltkrieges zerstört. Beim Aufbau hatten dann – wie in vielen Städten – offenbar Schnelligkeit und Auto-Zentrismus Vorrang vor Schönheit. Ein Gegenpunkt zur vielen Hässlichkeit in der Wuppertaler Innenstadt ist die „Schwimmoper“.
Die von 1957 bis 1957 gebaute Schwimmhalle (neben der Stadthalle Elberfeld und auf den Ruinen des zerstörten Opernhauses) ist mit viel Glas und seinen geschwungenen Außenfassaden ein Musterbeispiel für gelungene (moderne) Nachkriegsarchitektur.


Zeitlos: Die Treppen in Wuppertal
Es heißt nicht umsonst Bergisches Land: Dementsprechend zieht sich Wuppertal an den Hängen des Tals empor – mit zum Teil steilen Straßen und sehr vielen Treppen. Eine der bekanntesten ist die Treppe Tippen-Tappen-Tönchen mit ihrem onomatopoetischen Namen.
Wer Treppen steigen mag, wird Wuppertal lieben. Manchmal wird die Stadt wegen der steilen Straßen auch das „San Francisco Deutschlands“ genannt – das stimmt wahrscheinlich genauso, wie Hamburg „das Venedig des Nordens“ ist. Manche Vergleiche sind einfach sehr, sehr schief.

Street Art in Wuppertal
Wuppertal hat an vielen Stellen auch Street Art zu bieten. Diverse Häuserwände sind kunstvoll bemalt, es gibt sogar zwei „Lego-Brücken“ an der Nordbahntrasse (ein 22 Kilometer Radweg mit Viadukten und Tunneln auf stillgelegten ehemaligen Bahnstrecken) über der Schwesterstraße bzw. auf der Schwarzbachtrasse (ebenfalls ein Bahntrassenradweg) über der Dahler Straße („Lego-Brücke 2.0“). Beide Brücken sind natürlich nicht aus Legosteinen gebaut, sondern so bemalt, dass sie nur so aussehen, als seien es riesige Legosteine.

Beyenburg – Ausflug ins Grüne
Wer genug von Großstadt hat, kann mit den Bussen der Linien 616 und 626 (wochentags alle 10 Minuten, am Wochenende alle 30 Minuten) ab Bahnhof Wuppertal-Oberbarmen in den ländlichen Stadtteil Beyenburg fahren.

Hier gibt es neben jeder Menge Bergischem Dreiklang und viel natürliches Grün rund um den Stausee Beyenburg, der die Wupper ein wenig aufhält. Zu sehen gibt es außerdem die nicht mehr von der Eisenbahn befahrene „Fischbauchbrücke“, die Kirche St. Maria Magdalena und die Fischtreppe am Stausee.
Beyenburg lohnt sich sicherlich auch für einen Ausflug mit dem Rad von Wuppertal aus – Ausflugslokale vor Ort sind vorhanden.





Uniques Mitbringsel aus Wuppertal
Für Euch getestet: Die kleinen (von Haribo produzierten) Schwebis kommen als Mitbringsel bei kleinen Menschen sehr gut an. Es gibt die Weingummis in Schwebebahnform in den Akzenta-Supermärkten zu kaufen.
