Empfehlungen für einen Besuch in Dresden

Dresden hat offenbar auch 30 Jahre nach der Wiedervereinigung noch einen enormen Restaurierungsstau. Es ließe sich wahrscheinlich auch gut und gerne eine Top10 der Baustellen erstellen.

Viele Gebäude schreien auch geradezu nach einer Sandstrahlbehandlung. Die Baugerüste und Baukräne werden somit noch viele Jahre das Stadtbild prägen. Das sollte aber niemanden von einem Besuch der Stadt abhalten.

Als ehemalige Residenzstadt der sächsischen Könige hat Dresden viel fürs Auge zu bieten. Irgendwie bin ich aber auch beim zweiten Besuch nicht mit der Altstadt warmgeworden. Das wirkt alles nicht echt. Mag sein, dass da eine Rolle spielt, dass wirklich viele Gebäude im Februar 1945 zerstört wurden und nur mehr oder weniger originalgetreu wiederaufgebaut wurden. Die Neustadt hatte für mich deutlich mehr Flair, da habe ich mich wohlgefühlt.

Top 1: Canaletto-Blick

Wie gemalt

Am rechtselbischen Ufer gibt es zahlreiche schöne Aussichten auf die Dresdner Altstadt. Eine der bekanntesten und wahrscheinlich auch die schönste ist der sogenannte Canaletto-Blick. Benannt nach dem italienischen Landschaftsmaler Bernardo Bellotto, genannt Canaletto.

Zu sehen gibt es einige der großen Bauten: Kunstakademie, Frauenkirche, Augustusbrücke, Ständehaus, Schloss und Hofkirche.

Damit auch die Touristen den richtigen Blick einfangen, hat die Stadt Dresden einen Staffelei-artigen Metallrahmen aufgestellt. Dankeschön.

Top 2: Zwinger

Macht was her

Auch am Zwinger wird herumrenoviert, deshalb ist es gar nicht so einfach, da ein Foto des Innenhofs ohne störendes Beiwerk hinzubekommen.

Trotzdem ist der Zwinger in seiner barocken Pracht einfach ein optischer Genuss. Rund um einen nahezu quadratischen Innenhof sind zahlreiche Laubengänge, Pavillons und Balustraden miteinander verbunden. Und dazwischen liegen große Wasserbassains und Brunnen. Nett.

Seinen Namen verdankt der Zwinger seiner Lage. Der sächsische König August der Starke ließ ihn in den Bereich zwischen äußerer und innerer Festungsmauer bauen. Einen Festungsbereich, der in früheren Zeiten als Zwinger bezeichnet wurde, da man hier angreifende Truppen hätte bezwingen wollen.

In den Gebäuden befinden sich jetzt für mich völlig uninteressante Museen, wie die Gemäldegalerie Alter Meister, eine Porzellansammlung und der Mathematisch-Physikalische Salon. Der Zwinger selbst nennt sie natürlich „Museen von Weltruf“.

Top 3: Semperoper

Sie ist wahrscheinlich bundesweit vor allem aus der Radeberger-Werbung bekannt: Die Semperoper. Benannt nach ihrem Architekten Gottfried Semper ist sie, Überraschung, das Opernhaus Dresdens.

Wer sich nicht gleich eine Opernvorführung gönnen will, kann das Innere des Gebäudes auch mit einer etwa 45-minütigen Führung zu sehen bekommen. Sehr empfehlenswert. Ich habe so beispielsweise erfahren, dass Dresden das älteste Opernorchester der Welt hat.

Der Wiederaufbau nach dem 2. Weltkrieg hat erst Ende der 70er Jahre begonnen. Dabei wurden die Originaltechniken aus dem 19. Jahrhundert verwendet. So sind die vermeintlichen Holzpaneele im Untergeschoss nicht aus Holz, sondern aus bemaltem Gips. Auch die Marmorsäulen sind nicht echt – zur Bauzeit waren offenbar Handwerker deutlich günstiger als Holz und Marmor.

So ganz originalgetreu ist die Semperoper übrigens nicht wieder aufgebaut worden. Unter anderem sind ein paar Funktionsgebäude dazugekommen, die Bühne wurde deutlich vergrößert und der Zuschauerraum modernisiert.

Und aus der Kategorie „Dinge, die ich mal wusste, aber wieder völlig vergessen hatte“: Es gibt ihn noch, den Eisernen Vorhang. Als eine Art Brandschutzwand zwischen Zuschauerbereich und Hauptbühne.

Tickets für die Opernführungen kosten 11 Euro (plus 3 Euro für Foto-Lizenz). Und sind online für den gewünschten Zeitraum buchbar.

Top 4: Frauenkirche

Nachts ist Dresden wie ausgestorben

Die Frauenkirche ist seit ihrem Wiederaufbau – oder besser dem „historisierenden Neubau“ – und der Neueröffnung 2005 eines der bekanntesten und beliebtesten Gebäude der Stadt.

Die Frauenkirche, gebaut in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts, galt als eine der bedeutendsten Sakralbauten des deutschen Barock. Aus heutiger Sicht war die Kirche allerdings eine Fehlkonstruktion. So war unter anderem die Kuppel zu schwer und die Säulen aus nicht optimalem Sandstein wurden vom Gewicht überfordert. In den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts musste die Frauenkirche daher immer wieder mal geschlossen und abgesichert werden.

Durch die dunklen Originalsteine zwischen den neuen Sandsteinen hat die Dresdner Frauenkirche allerdings einen gewissen Charme, dem auch ich mich nicht entziehen konnte.

Drumherum sind alte Bürgerhäuser rekonstruiert worden. Das macht sich auf Fotos gut, aber es wirkt etwas zu perfekt und dadurch eher wie eine Filmkulisse.

Top 5: Blaues Wunder & Elbwiesen

Das Blaue Wunder mit Elbwiesen

Ich bin ja ein großer Fan von schönen Brücken. Und daher kann ich absolut nachvollziehen, dass die Loschwitzer Brücke ob ihres Farbanstrichs und ihrer Schönheit nach dem Bau 1893 schnell das Blaue Wunder genannt wurde.

Ähnlich wie der fast zur gleichen Zeit gebaute Eiffelturm wirkt die Eisenbrücke erstaunlich filigran. Und wie ein Wunder wirkte wohl die enorme Spannbreite der Brücke. Sie ist insgesamt 280 Meter lang und überspannt die Elbe mit einem 147 Meter langen Stück ohne Stützpfeiler im Flussbett. Der Schiffsverkehr kann hier also ungehindert passieren.

Etwas außerhalb der Innenstadt wird es romantisch

Wenn man schon mal an der Brücke ist, lohnt sich auch ein kleiner Spaziergang links der Elbe flussabwärts auf den Elbwiesen. Von hier aus hat man einen guten Blick auf die Elbschlösser Schloss Albrechtsberg, Lingnerschloss und Schloss Eckberg.

Und die Schwebebahn (s. Top 8) ist auch gleich um die Ecke.

Top 6: Yenizde

Sieht aus der Ferne wie eine Moschee aus: Das Yenizde-Gebäude

Manchmal hilft es ja, unvorbereitet zu reisen und sich überraschen zu lassen. So habe ich das Yenizde-Gebäude von der anderen Elbseite aus der Entfernung gesehen und mir gedacht: „Ach, schau an, eine so große Moschee in Dresden. Hätte ich nicht gedacht.“

Tja, war natürlich auch keine Moschee. Sondern eine ehemalige Zigarettenfabrik.

Zur Bauzeit 1909 sollten Fabrikbauten das Dresdner Stadtbild nicht stören. Daher ließ der Besitzer von Yenizde (die Zigarettenfabrik war nach einem Tabakanbaugebiet in der Türkei benannt), Hugo Zietz, dieses Gebäude im orientalisch-anmutenden Stil erbauen.

Heute ist es ein Bürogebäude mit einem Restaurant in der Kuppel und auf der Aussichtsterrasse.

Top 7: Die Welt der DDR

Für jemanden, der im Westen Deutschlands aufgewachsen ist, ist die DDR natürlich eine fremde Welt. Insofern war es kein ostalgisches, sondern ein eher ethnologisches Interesse, was mich ins Museum „Die Welt der DDR getrieben hat.“

Und es war total interessant.

Zu sehen gibt es neben einer Sonderausstellung zu historischen Kinderfahrzeugen eine bunte Mischung von Alltagsprodukten: Autos und Motorräder, Wasch- und Nähmaschinen, Kinderspielzeug, Taschenrechner – alles, was die Volkseigenen Betriebe so produzierten.

Zudem gibt es beispielhafte Nachbauten von Alltagsstätten, wie Frisörsalon, Klassenraum mit Schulbüchern (das Blättern in Schulbüchern allein ist schon hochspannend), Apotherkerschränke und Wohnräume, die einen Einblick ins Alltagsleben in der DDR geben.

Antonstraße 2a
Öffnungszeiten: Mo-Fr 10:30-16:30, Sa-So 10-18 Uhr.
Eintritt: 7 Euro (erm. 5 Euro), Kinder unter 12 Jahre kostenfrei
Weitere Infos auf der Website des Museums.

Top 8: Schwebebahn

Ich bin nicht nur ein Fan von Brücken, sondern auch von Seilbahnen und ähnlichen Fortbewegungsmitteln. Also musste ich auch unbedingt mit der 1901 eröffneten Berg-Schwebebahn fahren.

Das ist zwar nur eine relativ kurze Strecke, macht aber trotzdem Spaß. Auch wenn es, ganz korrekt, keine Schwebebahn, sondern eine Einschienenhängebahn ist.

Der Spaß kostet hin und zurück 5 Euro (ermäßigt 3 Euro)

Die nahegelegene Standseilbahn ist bis Februar 2021 wegen Wartungsarbeiten geschlossen. Wer danach beide Bahnen miteinander verbinden möchte, kann dies auch mit einem kleinen Stadtspaziergang verbinden. An der „Bergstation“ der Schwebebahn gibt es eine Hinweistafel mit der Wegstrecke zur „Bergstation“ der Standseilbahn. Laufzeit je nach Strecke zwischen 45 Minuten und 2,5 Stunden.

Top 9: DDR-Architektur

Aufgehübscht, aber nicht wirklich schön

Dresden hat natürlich eine reichhaltige Architekturgeschichte, die über Jahrhunderte zurückreicht. Wenn man mit offenen Augen durch die Stadt geht, sieht man auch im Bereich von Alt- und Neustadt noch viele Gebäude, die – um es pathetisch zu formulieren – Zeugnis ablegen von der DDR-Architektur.

Viele Plattenbauten sind in den vergangenen 30 Jahren natürlich aufgehübscht und modernisiert worden, aber mit etwas Fantasie kann man noch die ursprüngliche Bauweise erahnen.

Oder an der Prager Straße oder am Neumarkt sehen, wie sich die Stadtplaner der 50er und 60er Jahre eine sozialistische Stadtarchitektur vorstellten.

Top 10:
Erich-Kästner-Museum

Kästner saß als Junge oft auf der Mauer am Albertplatz

Beim Erich-Kästner-Museum handelt es sich um ein kleines Museum in einer Villa am Albertplatz, die früher dem Onkel des 1899 in Dresden geborenen Schriftstellers und Lyrikers gehörte.

Das Museum nennt sich selbst Micromuseum. Hier muss man die Dinge rund um das Leben Erich Kästners selber entdecken: Ausgestellt sind vor allem Bücher und Filme in allen möglichen Sprachen. In kleinen Schubladen finden sich auch Brieffragmente und Zeitungsartikel, die das Werk und den Autor einordnen.

Antonstr. 1
Öffnungszeiten: So-Fr, 10-17 Uhr (Samstag ist Ruhetag)
Eintritt: 6 Euro
Weitere Infos auf der Website des Museums.