Tagesausflug zum Weltkulturerbe in Essen

Die Zeche Zollverein gehört zum offiziellen Weltkulturerbe der UNESCO und war mal die größte Steinkohlenzeche der Welt. Die Kohleförderung begann 1851 und wurde 1986 eingestellt. Die angrenzende Kokerei wurde noch bis 1993 betrieben.

Alter Kohlenwagen

Lohnt sich ein Ausflug zur Zeche Zollverein?

Wenn man sich für Industriearchitektur oder die Geschichte des Ruhrgebiets interessiert oder wissen möchte, wie „damals“ Kohle gefördert und weiterverarbeitet wurde – dann ist man auf dem Gelände der Zeche Zollverein genau richtig.

Eingangstor und Schacht XII von Zeche Zollverein

Ich wollte eigentlich nur einen Vormittag dort verbringen, war dann aber so fasziniert, dass ich Führungen durch den oberirdischen Teil der Zeche und auch durch die Kokerei mitgemacht habe. Zwischendurch habe ich dann auch noch Ausstellungen angeschaut und bin ein bisschen über das Gelände gestromert – so kann man leicht einen ganzen Tag auf Zeche Zollverein verbringen. Es ist mit Sicherheit ein absolutes Highlight für Besucher in Essen und im Ruhrgebiet.

Die Zeche ist seit 1993 stillgelegt

Quick Facts

Öffnungszeiten

  • Das Gelände ist rund um die Uhr zugänglich.
  • Besucherzentrum: täglich, 10-18 Uhr
  • Ruhrmuseum: täglich, 10-18 Uhr
  • Red Dot Design Museum: Di-So, 11-18 Uhr

Eintrittspreise

  • Ruhrmuseum:
    • Dauerausstellung und Portal der Industriekultur (Kohlenwäsche Basis): 8 Euro (erm. 5 Euro), Kinder / Jugendliche frei
    • Sonderausstellungen: 6 Euro (erm. 4 Euro), Kinder / Jugendliche frei
    • Galerieausstellungen: 3 Euro (erm. 2 Euro), Kinder / Jugendliche frei
    • Kombiticket (Dauerausstellung, Sonder- und Galerieausstellung und Portal der Industriekultur (Kohlenwäsche komplett): 10 Euro (erm. 7 Euro), Kinder / Jugendliche frei
  • div. Führungen: ab 9,50 Euro (erm.: 6 Euro)
  • Red Dot Design Museum: Di-Do & Sa-So: Einzelticket 6 Euro (ermäßigt: 4 Euro), Kinder bis 11 Jahre frei; Fr: nach eigenem Ermessen

Woher kommt der Name Zeche Zollverein?

Die Zeche wurde nach dem 1834 gegründeten deutschen Zollverein gegründet. Dieser war vor Gründung des Deutschen Reiches 1871 ein Zusammenschluss von Staaten des Deutschen Bundes im Bereich der Zoll- und Handelspolitik. Ziel war die Schaffung eines Binnenmarktes ohne Zollgrenzen.

Schicht im Schacht

Was gibt es zu sehen?

Ruhrmuseum

Das Ruhrmuseum ist zusammen mit dem Besucherzentrum in der ehemaligen Kohlenwäsche der Zeche untergebracht. Das Gebäude wurde unter Leitung von Heinrich Böll (der Neffe des Schriftstellers) aufwendig umgebaut, gibt aber noch Einblicke in die ursprüngliche Nutzung.

Die Ausstellung „Mensch und Tier im Revier“ ist großartig. Unzählige Ausstellungsstücke bringen dem Besucher die Geschichte und – etwas pathetisch formuliert vielleicht sogar die Seele – des Ruhrgebiets näher.

Man bekommt durch eine Fotoausstellung einen guten Einblick in das Alltagsleben „im Pott“, gleichzeitig aber auch Wissenswertes zu Geologie, Fußball, Kunst und Wissenschaft vermittelt. Und man versteht so vielleicht besser, welche Bedeutung die Kohleförderung für die Region hatte und welcher Strukturwandel mit dem Zechensterben verbunden war und ist.

Unbedingt anschauen!

Einblicke in den Alltag im Ruhrgebiet

Wechselnde Ausstellungen

Neben der Dauerausstellung gibt es auch Sonderausstellungen. Aktuell beispielsweise „Survivors – Faces of Life after the Holocaust“. Anlässlich des 75-jährigen Jahrestages der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz sind hier 75 Portraits von Holocaust-Überlebenden zu sehen, die Martin Schoeller in Israel fotografiert hat.

Führungen

Es gibt täglich zahlreiche Führungen durch die Anlage. Ich kann sowohl die Zechenführung als auch die Führung durch die Kokerei nur wärmstens empfehlen.

Die Zechenführung bietet natürlich auch einen Blick von oben auf Schacht XII, den wahrscheinlich bekanntesten Förderturm Deutschlands. Im Mittelpunkt stehen die damaligen Arbeitsbedingungen in der Zeche und die oberirdischen Kohleverarbeitungsprozesse – vor allem in der Kohlenwäsche, in der die Kohle sortiert, von unbrauchbarem Gestein getrennt und „gewaschen“ wurde.

Einen ersten Einblick in die Führung gibt auch dieses Video der Stiftung Zeche Zollverein mit einem ehemaligen Bergmann als Führer:

Eine Fahrt in die Tiefe ist auf diesem Zechengelände übrigens nicht mehr möglich. Zwei der Schächte werden nur noch zur Wasserhaltung genutzt: Grubenwasser wird nach oben gepumpt, um zu vermeiden, dass Schächte absaufen und es zu Veränderungen im Grundwasserspiegel kommt.

Bei der Führung durch die Kokerei, die nur ein paar hundert Meter vom Besucherzentrum entfernt liegt, habe ich erstmals erfahren, dass dort nicht nur aus Kohle das Koks gewonnen wurde, was für die Eisen- und Stahlgewinnung benötigt wird. In aufwendigen Verfahren wurden aus der geförderten „Fettkohle“ die flüchtigen Bestandteile wie Teer, Ammoniak, Ammoniumsulfat, Benzol und Schwefelwasserstoff abgetrennt und später weiterverkauft. Knapp die Hälfte des Kokereigases wurde zur Beheizen der Öfen verbrannt, die andere Hälfte ins Netz der Ruhrgas AG eingespeist.

Eine Übersicht aller Führungen gibt es hier.

Red Dot Design Museum

Dieses Museum ist im ehemaligen Kesselhaus der Zeche beheimatet und mit über 2.000 Exponaten eigenen Angaben zufolge das größte Design-Museum der Welt.

Zur Qualität der Ausstellung kann ich leider nichts sagen – das habe ich mir gespart. Den Rest des Geländes fand ich spannender. Die Neue Zürcher Zeitung zählt das Museum allerdings zu den Top 8 Design-Museen weltweit.

Red Dot Design Museum
Funktionale Industriearchitektur

Werksschwimmbad

In Nicht-Corona-Jahren eröffnet auf dem Gelände der Kokerei in den nordrhein-westfälischen Sommerferien immer ein kleines Schwimmbad. Es besteht aus zwei zusammengeschweißten Frachtcontainern – immerhin ein Pool mit den Maßen 12 x 5 Meter. Wassertiefe 2,40m. Nicht-Schwimmer dürfen nicht rein. Der Eintritt ist frei.

Sehr coole Location

Wie kommt man hin?

Mit der Straßenbahn
Die Linie 107 fährt alle 30 Minuten ab Essen Hauptbahnhof bis zum Eingangstor von Zeche Zollverein. Dabei sieht man Essen so, wie man sich das Ruhrgebiet vorstellt. Fahrtdauer 18 Minuten.

Mit dem Auto
Zieladresse für Navis:
Zeche Zollverein: Fritz-Schupp-Allee
Kokerei Zollverein: Arendals Wiese
Kostenfreie Parkplätze sind ausgeschildert.

Weitere Details gibt es auf der Website der Zeche Zollverein.