Unverhofft kommt oft

Auf Reisen geht ja nicht immer alles so, wie man es geplant hat. Das ist mir auch in Grönland passiert.

Nach einem Inlandsflug (über wunderschöne Landschaften mit Gletschern, Seen und Flüssen) von Kangerlussuaq ins etwa 200 Kilometer nördlich gelegene Aasiaat, wollte ich von dort nach einem kurzen Spaziergang durch den Ort auf die Disko-Insel (Qeqertarsuaq) übersetzen.

Diese Fährfahrt hatte ich online gebucht. An diesem Tag wurde allerdings beschlossen, die Fahrt früher durchzuführen. Ohne mich darüber zu informieren.

Blick auf einen Gletscher von oben
Der Russels-Gletscher von oben

Ein ungewöhnliches Angebot

Und so war ich in Aasiaat gestrandet. Also ging ich in eine Touristeninformation, um mich über Übernachtungsmöglichkeiten zu informieren. Die auskunftsgebende Dame war sehr freundlich, zeigte mir die wenigen Optionen und Preise im Ort auf und schlug dann vor, dass ich für 300 dänische Kronen (ca. 40 Euro) auch in ihrem Gästezimmer übernachten könnte und sie würde von dem Geld für das Abendessen einkaufen.

Großes rotes Gebäude mit Kanonen im Vorgarten
Im „Zentrum“ von Aasiaat

So ein Angebot habe ich auch noch nie bekommen, also habe ich das gerne angenommen. Und so einen besonderen Einblick in das grönländische Leben bekommen.

Eine Bekannte der Tourismusdame, hat mich dann allerdings erstmal des Hauses verwiesen, damit sie dort in Ruhe putzen konnte. Wobei das Aufräumen des Hauses wohl oberste Priorität hatte. Aber es ist schön zu sehen, dass ich nicht der Einzige bin, der niemanden unangemeldet ins Haus lassen kann.

Boote und ein Eisberg auf dem Meer
Und immer wieder mal treibt ein Eisberg vorbei

Spaziergang durch Aasiaat

Aasiaat liegt auf der gleichnamigen Insel im Westen Grönlands. Der Ort hat etwa 3.000 Einwohner und gehört damit in Grönland schon zu den Großstädten Grönlands, das insgesamt auch nur 56.000 Einwohner hat.

Dank des Flughafens und der Fährlinien ist Aasiaat gut erreichbar und ist mit mehreren Schulen ein Zentrum in der Region. Große Arbeitgeber sind eine Werft und eine Fisch- und Krabbenfabrik, die den Hafen dominieren.

Durch seine bunten Häuser hat Aasiaat auch für das touristische Auge etwas zu bieten.

Bunte Häuser an einem Felshang, davor das Meer
Ein schönes Bild – die bunten Häuser in Aasiaat

Grönländische Spezialitäten

Das Abendessen bestand dann aus verschiedenen, ich nenne es mal grönländischen Tapas. Spezialitäten, die es sonst hauptsächlich zu Festmahlen gibt, wie mir erklärt wurde.

Dazu gehörten unter anderem Trockenfisch, Sardinen, Narwal, Robbenfleisch und die knubbelige, fette Haut von Irgendwas. Ich weiß nicht, ob das Robbe war, jedenfalls setzte beim darauf Herumkamen sofort mein Würgereflex ein. Ja, das sei speziell wurde mir bescheinigt, als ich offenbar sichtlich mit diesem Würfel in meinem Mund kämpfte. Dschungelprüfung in Grönland gewissermaßen. Ich habe das Ganze dann mit Wasser unzerkaut heruntergespült und mich unauffällig am Brot satt gegessen.

Einsames rotes Haus auf einem Felsen
Rote Häuser sind in Aasiaat sehr beliebt

Zu Besuch bei den Schlittenhunden

Und dann wurde es kuschelig. Ich durfte mit zur Fütterung der hauseigenen Schlittenhunde. In Grönland werden Schlittenhunde nicht im Haus gehalten und domestiziert, sondern sie leben auf speziellen Hundeplätzen, die es in jedem Ort gibt. Da die Hunde hier mit Absicht halbwild gehalten werden, müssen sie auf diesen Plätzen angekettet werden. Kein Unbefugter darf sich ihnen nähern. Was im Übrigen auch etwas selbstmörderisch wäre. Ich habe dort fremden Tieren nie über den Weg getraut.

Zwei weiße Hunde auf den Felsen, im Hintergrund das Meer
Ausgewachsene Schlittenhunde

Die Schlittenhunde, die ich dort kennenlernen durfte, waren einigermaßen friedlich. Ein Muttertier mit ihren Welpen. Der Vater der Welpen fand meine Anwesenheit allerdings nur mäßig okay und bellte mich die ganze Zeit aus, bis ich ihn mit Hundefutter im Eimer besänftigen durfte. So ganz geheuer war er mir aber nicht und ich habe peinlichst darauf geachtet, außerhalb der Reichweite seiner Kette zu bleiben.

Die Welpen hingegen waren supersüß. Sie haaren zwar furchtbar, aber sie zu streicheln und einen auf den Arm nehmen zu dürfen, gehört zu meinen Grönland-Highlights.

Drei Welpen, die miteinander balgen
Kaum zu glauben, dass die mal einen Schlitten ziehen