Die Stadt wächst sichtbar

Immer, wenn ich mit dem Zug über die Elbbrücken fahre, fällt mir auf, wie wenig ich diese Ecke Hamburgs eigentlich kenne. Und an der Ende 2018 eröffneten gleichnamigen U-Bahn-Station war ich auch noch nie. Also bin ich mal hingefahren und habe mich umgeschaut.

Blick von der Bahnsteigbrücke Richtung Elbe und das Ende der U-Bahn-Schienen
Endstation Elbbrücken

Rund um die neue Endstation der Linie U4, die die HafenCity erschlossen hat und das im Bau befindliche östliche Ende an die Innenstadt anschließt (und einen Übergang zur S-Bahn-Station Elbbrücken ermöglicht), herrscht rege Bauaktivität. Die HafenCity dehnt sich langsam, aber sicher, bis zu den Elbbrücken aus und auf der östlichen Seite der S-Bahn-Station entsteht bis 2025 für schlappe 700 Mio. Euro der 245 Meter hohe Elbtower, der dann nicht nur Hamburgs höchstes, sondern zugleich Deutschlands dritthöchstes Gebäude wird.

Noch wirkt die U-Bahn-Station aber etwas verloren. Aber sie ist ja auch nur vorübergehend eine Sackgasse. Eine Verlängerung der U4 Richtung Süden – der sogenannte „Sprung über die Elbe“ über ein perspektivisch neues „Wohnquartier Grasbrook“ bis Wilhelmsburg oder Harburg ist angedacht.

U-Bahn-Station mit mehreren Baukränen
Rund um die U-Bahn-Station herrscht noch hohe Bauaktivität

Mal schauen, ob diese Verlängerung je gebaut wird. Eine erfolgreiche Bewerbung für die olympischen Spiele 2012 (Leipzig wurde die deutsche Bewerberstadt) und 2024 oder 2028 (an einem Volksentscheid gescheitert) hätte hier schon längst Tatsachen geschaffen. Die aktuell noch hafenwirtschaftlich genutzten Flächen am Kleinen Grasbrook wären das Zentrum der Olympischen Spiele mit Olympiastadion, Schwimmhalle und olympischem Dorf geworden.

Mir hätte das gefallen. Aber ich bin ja überstimmt worden.

Hohes Backsteingebäude
Das Hafenmuseum Hamburg

Am Hafenmuseum

So liegt ein paar hundert Meter südlich-westlich der Elbbrücken am Hansehafen noch etwas versteckt das Hafenmuseum Hamburg. Das Gebiet gehörte früher zum Freihafen und ist die letzte und denkmalgeschützte Kaianlage aus der Kaiserzeit. Was heute mit den viel weiter westlich gelegenen hochautomatisierten Container-Terminals state-of-the-art ist, war damals dieser Umschlagplatz zwischen Seeschiffen und dem Schienenverkehr.

Neben der imposanten Viermastbark „Peking“, kann man hier einen riesigen Saugbagger, zahlreiche Kräne und Waggons der Hafenbahn bewundern. Das ist die Welt des Hamburger Hafens vor der Einführung der Standard-Container.

Nur von Radfahrern und Fotografen wird der nicht mehr genutzte Billhafen Löschplatz zwischen den Eisenbahn- und Autobrücken am Oberhafenkanal aufgesucht. Hier steht noch ein einsamer, fotogener Kran. Im Vergleich zu den Containerbrücken in Altenwerder wirkt auch er geradezu antik. Und in einigen Jahren wird er im wahrsten Sinne des Wortes im Schatten des Elbtowers stehen.

Fahrrad am Hafenbecken, im Hintergrund ein alter Kran
Im Billhafen wird nichts mehr verladen

An der Oldtimer-Tankstelle

Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg war die Straßenführung an den Elbbrücken noch eine ganz andere. Damals lag die 1953 erbaute heutige „Oldtimer-Tankstelle“ am Billhorner Röhrendamm direkt an einer Hauptverkehrsachse Richtung Innenstadt. 

Frontansicht mit der raumhohen Fensterfront
Schönes Fotomotiv: Die ehemalige Großtankstelle Brandshof

Am Wochenende treffen sich hier Oldtimerfans mit ihren Autos zum Fachsimpeln. Täglich werden hier auch noch Hauptuntersuchungen durchgeführt oder Gutachten für H-Kennzeichen erstellt. Im schönen Verkaufsraum mit der markanten Fensterfront ist der „Erfrischungsraum Brandshof“, wo man Getränke und Snacks bekommt.

Der Tankbetrieb wurde schon 1983 eingestellt, als die S-Bahn-Hochbrücke hier vorbeigeführt wurde. Mehr zur Geschichte und historische Fotos gibt es auf der Website der Oldtimer-Tankstelle.

Die Oberhafen-Kantine

Mit den Elbbrücken hat die Oberhafen-Kantine nichts zu tun, außer vielleicht der daran vorbeiführenden Bahnstrecke, die von hier Richtung Harburg führt. Die Oberhafen-Kantine wurde 1925 als Kaffeeklappe eröffnet, also als Verpflegungsstation der Hafen- und Werftarbeiter mit warmen Speisen und nicht-alkoholischen Getränken.

Blick von vorne auf das Backsteingebäude
Aus diesem Blickwinkel sieht die Oberhafen-Kantine noch ganz okay aus

Damit ist auch sie ein altes Stück Hafengeschichte. Im Laufe der Zeit ist das Gebäude durch Ebbe und Flut am Oberhafen – darunter die eine oder andere Sturmflut – so stark unterspült worden, dass es nun um 8,7 Gard nach vorne geneigt ist. Zu volle Suppenteller können hier nicht serviert werden. Auf der Speisekarte steht vor allem Hausmannskost wie Frikadellen, Pannfisch, Labskaus, Pellkartoffeln und Matjesfilets. Und im Gegensatz zu den Kaffeeklappen-Zeiten bekommt man jetzt auch alkoholische Getränke.

Hamburgs „schrägstes Restaurant“ im Stil des norddeutschen Klinkerexpressionismus steht seit 2000 unter Denkmalschutz. Die Oberhafen-Kantine in Berlin-Treptow ist übrigens nur ein billige, wenn auch künstlerisch wertvolle Kopie dieses Hamburger Originals. 2008 hatte der Künstler Thorsten Passfeld das Gebäude im Maßstab 1:1 aus Holz von Abrisshäusern und Baustellen nachgebaut. Sie dient dort nun als Event-Location.

Die neben der Oberhafen-Kantine entlangführende Auto- und Fußgängerbrücke unter der Eisenbahnbrücke bietet mit ihren markanten Streben immer wieder schöne Lichtspiele und wird auch als Filmkulisse gerne genutzt. Insbesondere der Blick nach Westen in Richtung der neuen Bürogebäude und der Altstadt mit ihren Kirchtürmen packt mich immer wieder.

Blick Richtung Bürogebäude und HafenCity
Auf der Oberhafenbrücke