Wo sich Hase und Radfahrer gute Nacht sagen
Der Lonely Planet hat mir Mikulov (deutsche: Nikolsburg) als „sleepy“ und – den tschechischen Dichter Jan Skável zitierend – „ein Stück Italien, das von Gottes Hand nach Mähren verschoben wurde“ schmackhaft gemacht.
Also habe ich mich von Brünn auf den Weg in das hübsche 7.400-Einwohner-Örtchen nahe der österreichischen Grenze gemacht, das auch als das Weinzentrum Mährens gilt. Nördlich des Städtchens verläuft auch die Weinroute, die bei Radfahrern für Tagesausflüge sehr beliebt ist – dementsprechend gibt es in Mikulov auch überdurchschnittlich viele Restaurants und Cafés, die sich dann um die Ausflügler in ihren bunten Trikots kümmern.
Was gibt es in Mikulov zu sehen?
Die Altstadt
Angesichts der Einwohnerzahl ist natürlich auch die Altstadt sehr überschaubar. Aber eben auch sehr pittoresk, auch wenn ich mich jetzt nicht unbedingt an Italien erinnert fühlte.
Am Marktplatz ist erwartungsgemäß äußerst fotogen. Wie in Olmütz gibt es auch hier eine Dreifaltigkeitssäule, die derzeit allerdings restauriert wird und daher eingerüstet ist. Dafür gibt es noch die St. Anna-Kirche, das Rathaus und vor allem das sogenannte Graffito Haus (dům U Rytířů). Dieses ist das einzige noch verbliebene Gebäude aus der Renaissance-Zeit. Die Gemälde an den Außenwänden stammen allerdings aus dem 19. Jahrhundert und zeigen Szenen aus dem Alltag und dem Alten Testament.
Ein Aufstieg auf den Turm der Wenzelskirche lohnt sich auch, um einen guten Blick auf das Schloss von Mikulov zu werfen. Zudem bietet sich davor dieser schöne Anblick:
Das Schloss
Schlossbesichtigungen muss ich gut dosieren, damit ich mich nicht langweile – daher musste das Schloss ohne meinen Besuch auskommen.
Stattdessen habe ich mir nur die Fotos in der kleinen Broschüre zur Stadt angeschaut, die die Touristeninformation für 30 CZK verkauft. Demnach ist das Schloss im 30-Jährigen Krieg und durch ein Feuer im Jahre 1719 schwer in Mitleidenschaft gezogen worden und anschließend im Barockstil wieder aufgebaut worden. Geschichtsfans werden natürlich wissen, dass sowohl Napoleon Bonaparte als auch Otto von Bismarck 1805 bzw. 1866 hier Friedensverhandlungen abgehalten haben.
Der Heilige Berg
Der Heilige Berg wurde wohl bis ins frühe 17. Jahrhundert immer in der Nacht vom 30. April auf den 1. Mai für mehr oder weniger heidnische Tanzveranstaltungen genutzt – was ihm daher auch den Namen „Tanzberg“ einbrachte.
Das fand die katholische Kirche unakzeptabel und ließ 1623 den Grundstein einer Kapelle und später eines Pilgerweges mit sieben Stationen des Kreuzweges auf den Berg anlegen.
Auf dem Berg steht nun auch ein Kampanile und die Kirche des Heiligen Sebastian. Beide waren bei meinem Besuch zwar geschlossen, aber der Aufstieg lohnt sich allein schon wegen des Ausblicks auf Mikulov und die Umgebung.
Lohnt sich ein Besuch in Mikulov?
Ja, mir hat der Ort sehr gut gefallen. Ein kurzer Aufenthalt (maximal eine Nacht) oder ein Stop auf einer Autofahrt von Prag (oder Brünn) nach Wien lohnt sich aus meiner Sicht auf jeden Fall.
Anreise mit Bus und Bahn nach Mikulov
Von Brünn aus fährt ein Direktbus (nahezu stündlich, 63 CZK, ca. 2,40 Euro) der planmäßig etwa 70 bis 80 Minuten braucht. In meinem Fall waren es auf der Rückfahrt wegen einer Baustelle unterwegs gut eine halbe Stunde mehr.
Als sehr zuverlässig hat sich auf der Hinfahrt der Nahverkehrszug bis Šakvice, und die Weiterfahrt von dort mit dem Bus 545 nach Mikulov (etwa 70 Minuten, Kosten 76 CZK, ca. 2,90 Euro) erwiesen.
Sämtliche Bus- und Bahnverbindungen finden sich in der sehr hilfreichen App IDOS, mit der man auch gleich Tickets kaufen kann.
Restaurants & Cafés in Mikulov
Sojka & spol. Restaurant & Koloniál
Delikatessengeschäft mit Restaurant. Gute Auswahl an Speisen, kann das Thai Curry mit Tempeh sehr empfehlen.
Náměstí 10/198, Mikulov
Bistro Drogérka
Gemütliches Café-Bistro mit umfangreicher Kuchenauswahl. Und einer Käsetheke.
Náměstí 28/23, Mikulov
Unterkunft in Mikulov
Městský penzion Mikulov (*)
Moderne Apartments mit Balkon und tollen Fotos von Mikulov an der Wand.
Česká 6, Mikulov