Wieso denn jetzt plötzlich Prag?!

Mir ist was dazwischengekommen. Eigentlich wollte ich ja von den Färöer über Kopenhagen nach Paris fliegen. Doch dann habe ich auf den Färöer erfahren, dass ich mal kurz nach Berlin muss. Also bin ich in Kopenhagen nicht mehr in den Flieger nach Paris gestiegen (wenn man nur mit Handgepäck reist, geht das einfach), sondern mit dem Bus für ein paar Tage nach Hamburg und dann nach Berlin gefahren.

Und Berlin liegt von Hamburg ja fast schon auf halbem Wege nach Tschechien. Also habe ich erstmal für vier Tage ein Apartment in Prag gebucht, um mir die Stadt anzuschauen und danach noch ein bisschen durch die Tschechische Republik zu reisen.

Natürlich hat Corona davon Wind bekommen und prompt wurde Prag zum Risikogebiet erklärt. Ich habe mich aber nicht abschrecken lassen, sondern auf meinen Mund-Nasen-Schutz und meine Social-Distancing-Fähigkeiten vertraut.

Aber nun zum eigentlichen Thema

In Prag habe ich viel zu viele Fotos gemacht, als dass ich die alle in einem Beitrag unterbringen könnte. Daher gibt es nun in den nächsten Tagen neben diesem „Burg Special“ auch noch eine zweiteilige Top 10 der Sehenswürdigkeiten von Prag.

Und die Prager Burg hat sich ihren eigenen Beitrag verdient, weil es da einfach zu viel zu sehen gibt.

Eingangstor mit Wachen und Flaggen
Das Matthiastor – hier fährt der Präsident rein

Was gibt es denn auf der Prager Burg zu sehen?

Auf der Prager Burg könnte man locker einen ganzen Tag verbringen – dazu hatte ich aber keine Lust und habe mich auf die folgenden Highlights beschränkt.

Quick Facts
Prager Burg

Öffnungszeiten:
9-16 Uhr (November – März)
9-17 Uhr (April – Oktober)

Eintritt für die wichtigsten Gebäude (s.u.):
250 CZK (ca. 9,50 Euro) plus bei Bedarf 100 CZK (ca. 3,80 Euro) für einen Audioguide. Mehr Infos gibt es auf der offiziellen Website der Prager Burg.

Münzeinwurf für künstliche Kerzen
Die Digitalisierung hat auch die Kirche erreicht

Alter Königspalast
(Starý královský palác)

Der Alte Königspalast ist aus meiner Sicht der langweiligste Teil der Burgbesichtigung. Sehenswert ist in diesem spätgotischen Gebäude eigentlich nur der Vladislavsaal, der früher für Krönungsfeierlichkeiten der bösmischen Könige und heute u.a. für Amtseinführungen der tschechischen Staatspräsidenten oder große Staatsempfänge genutzt wird (der Staatspräsident hat seine Büros im Gebäude nebenan).

Blick in den Saal mit seinen hohen Kreuzgewölben
Der Vladislavsaal – hier bekommt man 700 Leute zum Essen unter

Ansonsten gibt es im Alten Königspalast viele Räume, die aufzeigen, was für eine Bürokratie so eine Königreich-Verwaltung nach sich zieht, beispielsweise mit Versammlungsräumen, Kartenräumen und irgendwelchen Wappen böhmischer Städte an den Wänden.

Für Geschichtsfans ein Muss ist natürlich ein Blick aus dem Fenster, das durch den (Zweiten) Prager Fenstersturz und den dadurch mit ausgelösten 30-Jährigen Krieg berühmt wurde. Fachleute sprechen hier übrigens vom Defenestrieren. Was es nicht alles gibt.

Blick aus dem Fenster auf Prag
Das Fenster zum Hof

Kleine Anekdote am Rande:

Ich muss schon früh irgendwie vom Defenestrieren gewusst haben. Jedenfalls hatte ich in meiner Anfangszeit im Kindergarten eine Riesenangst davor, dass Frau Müller ihre Androhung, uns „rauszuschmeißen„, wenn wir uns nicht benehmen, wahrmacht. In meiner Vorstellung bedeutete dies, dass sie uns dann wirklich aus dem Fenster im ersten Stock wirft. Die Angst war erst beseitigt, als ich dann irgendwann mal zwei Kinder auf den Bänken vor den Gruppenräumen antraf, die angaben, „rausgeschmissen“ worden zu sein. Ich mochte Frau Müller nie.

St.-Georgs-Basilika
(Bazilika Sv. Jiří)

Diese Kirche ist die älteste Kirche auf dem Prager Burgberg. Vratislav I. hat sie im Jahr 920 bauen lassen. Seitdem wurde daran natürlich viel verändert, die Fassade beispielsweise ist aus dem späten 17. Jahrhundert.

Altarraum der St.-Georgs-Basilika
Altarraum der St.-Georgs-Basilika

Beeindruckend sind hier die Fresken, bei denen die Heilige Ludmilla von Böhmen eine wichtige Rolle spielt, deren Gebeine hier auch liegen.

Blick auf die Fresken in den Gewölben
Fresken der St.-Georgs-Basilika

Veitsdom
(Katedrála sv. Víta)

Der Veitsdom ist die größte und wichtigste Kathedrale Tschechiens. Sie wurde ab 1344 gebaut und war immer die Krönungskirche der böhmischen Könige. In ihrer jetzigen Form wurde sie allerdings erst Anfang des 20. Jahrhunderts fertiggestellt, nachdem man vorher 400 Jahre pausiert hatte.

Blick auf das Krichengebäude
Der Veitsdom

Im Inneren (das Hauptschiff ist über 120 Meter lang) kann man dann unzählige Glasfenster mit Bildmotiven und Kapellen ohne Ende anschauen. Alles was Rang und Namen hatte, wurde hier offensichtlich beigesetzt – gern auch mal gleich mit viel Silber.

Viele Figuren und Verzierungen aus Silber
DAs möchte man nicht polieren müssen

Zu den bizarrsten Dingen, die man hier finden kann, sind laut Wikipedia (so genau habe ich mir das alles dann doch nicht angeschaut) die Gebeine der Hunde des Heiligen Adalbert und des Heiligen Wenzel, ein Zahn der Heiligen Margarethe, ein Teil (what?!) des Schienbeins des Heiligen Vitale, eine Rippe der Heiligen Sophie und die Kinnlade des Heiligen Eoban. Klingt ein wenig so, als wären die ganzen Heiligen in Einzelteilen bei Ebay angeboten worden.

Tief in die Tasche greifen mussten die Kirchenoberen bestimmt auch für das Tischtuch des Heiligen Abendmahls, ein Kleid der Jungfrau Maria sowie den Stab von Moses. Nun ja, muss man wohl glauben.

Blick in das Kirchenschiff
Altbau mit hohen Decken

Goldenes Gässchen
(Zlatá ulička)

Das Goldene Gässchen ist eine mehr oder weniger pittoreske Straße direkt an der Burgmauer. Ihren Namen verdankt sie den Goldschmieden, die hier eine Weile lebten und arbeiteten.

Blick in eine Gasse mit Kopfsteinpflastern und kleinen Häusern
Das Goldene Gässchen am frühen Morgen

Ende des 16. Jahrhunderts wurde die Burgmauer renoviert und es entstanden Arkadenbögen auf der Innenseite. In diese Bögen bauten sich dann zunächst Burgwachen kleine Häuser.

Heute sind in den maximal 2,20 Meter tiefen Häusern zum Teil beispielhafte Inneneinrichtungen aus den letzten Jahrhundert untergebracht, wie etwa die Wohnung bzw. Arbeitsräume eines Goldschmieds, einer Näherin, einer Wahrsagerin oder eines Filmvorführers. Franz Kafka lebte hier übrigens von 1916 bis 1917 in der Wohnung einer seiner Schwestern.