Im Land der Bisons

Der Białowieża Nationalpark liegt am Ende der Welt.

Hier handelt es sich wirklich um des äußersten Osten Polens. Und ein Teil dieses Nationalparks liegt seit den Grenzziehungen von 1945 auch in Weißrussland.

Schöne Landschaften

Was macht den Białowieża Nationalpark so besonders?

Der Nationalpark gilt als letzter Tiefland-Urwald Europas. Er hatte das Glück, in früheren Zeiten zum exklusiven Jagdrevier der polnisch-litauischen Könige und später der russischen Zaren zu gehören.

Und die wollten da einfach ein paar Tiere – am besten Bisons, die kann man schließlich kaum verfehlen – jagen, und ansonsten blieb der Wald unangetastet.

Auf polnischer Seite ist der Białowieża Nationalpark 105 Quadratkilometer groß. Davon stehen 47 Quadratkilometer unter besonderem Schutz. Dieser Bereich darf von Besuchern nur mit Führern betreten werden. Hier wird gar nicht in den Wald eingegriffen. Nur die wenigen Wege werden mit per Hand freigehalten. Auch den restlichen Wald im Nationalpark überlässt man weitgehend sich selbst. Nur umgefallene Bäume werden, sofern es sich lohnt, abgeholt und verwertet.

Klar, dass so ein Tiefland-Urwald auch als Weltnaturerbe und Biosphärenreservat unter dem Schutz der UNESCO steht.

Und dann wären da noch die Bisons. Hier lebt die größte Bison-Population Europas in freier Wildbahn. Also irgendwo in den Wäldern. Weltweit gibt es wohl 4.000 Bisons, davon rund 1.100 in diesem Nationalpark.

Bisons leben in Herden – und sind kamerascheu

Und wie war es im Wald?

Tja, schwer zu sagen. Im geschützten Teil des Białowieża-Nationalparks war ich nämlich nicht. Und das kam so:

Wie gesagt, nur Gruppen mit einem Führer kommen in diese supergeschützte Zone. Das Dumme war nur: Ich bin natürlich keine Gruppe. Und die Touristeninformation war nicht sonderlich bemüht, zu helfen. Gruppen werden dort einfach nicht zusammengestellt.

Im Naturpark wird der Wald sich selbst überlassen

Einzige Möglichkeit: Ich hätte einen Guide für mich alleine bezahlen müssen. Am nächsten Tag gäbe es aber keine. Vielleicht mittags. Ja, danke auch.

384 Złoty (ca. 87 Euro) für einen Waldspaziergang fand ich allein schon ziemlich heftig. Zumal ich ja erst neulich in Costa Rica bei einer Waldexkursion so furchtbar gelangweilt war. Und ganz alleine mit Guide wäre das sicherlich aufgefallen und peinlich gewesen.

Also habe ich mich nur im „freien“ Teil des Nationalparks auf dem Fahrrad amüsiert.

Radtour im Białowieża-Nationalpark

Es gibt im Zentrum von Białowieża mehrere Möglichkeiten, ein Fahrrad zu mieten, z.B im Bike Café (7 Złoty pro Stunde, 40 Złoty pro Tag).

Ich fahre langsamer als mein Schatten

Kleiner Tipp: Nehmt Euch genug Getränke und Proviant mit, wenn Ihr Euch auf eine Fahrradtour durch den Nationalpark macht.

Vor ein paar Jahren habe ich in Israel bei einer Radtour rund um den See Genezareth den Fehler gemacht, ohne Frühstück loszufahren – dummerweise war das der israelische Nationalfeiertag und ich habe erst sehr spät eine geöffnete Tankstelle gefunden. Da hatte ich dann schon einen „Hungerast“ (und wusste endlich, wovon die bei der Tour de France immer reden) und mein Körper wollte nur noch Flüssigkeiten zu sich nehmen. Von Kilometer zu Kilometer wurde ich damals langsamer.

Langer Rede kurzer Sinn: Ich war so blöd, den gleichen Fehler wieder zu machen. Erst nach knapp 50 Kilometern gab es einen Laden. Aber ich habe es überlebt. Und bin insgesamt 73 Kilometer durch den Wald gefahren.

„Achtung! Bison-Land“

Hin und wieder konnte man dabei wirklich sehr gut sehen, dass der Wald hier gedeihen darf, wie er will. Und von einem Aussichtsturm sieht man dann auch mal Wasserflächen. Bisons sind mir trotz Warnschildern nicht über den Weg gelaufen.

European Bison Show Reserve

Eintritt: 10 Złoty (ca. 2,25 Euro)
Öffnungszeiten: 9-17 Uhr (April-Oktober), im Winter Di-So, 8-16 Uhr 

Hybrid aus Bison und Hausrind – 1.200 Kilo schwer

Ein paar Kilometer von Białowieża entfernt gibt es einen kleinen Wildpark mit Bisons, Wildschweinen, Elchen, Wölfen und Hybridzüchtungen aus Bisons und Hausrindern. Eine Stunde reicht völlig für den Rundgang aus.

Dieser Park war vor allem nach dem 1. Weltkrieg wichtig, da sämtliche freilebenden Bisons im Krieg getötet wurden. Erst ein Zuchtprogramm hat die Auswilderung wieder möglich gemacht.

Einsamer Wolf

Was kann man sonst noch in Białowieża machen?

Für Fans von Flora und Fauna (not me…) gibt es in Białowieża noch das Natur– und Waldmuseum. Außerdem kann man Draisine fahren oder sich ein Kayak mieten.

Verwunschenes Tiny House

Anreise nach Białowieża mit öffentlichen Verkehrsmitteln

Ganz ehrlich: Die Tortur mit Bus und Bahn nach Białowieża zu reisen, sollten sich nur absolute Naturfreaks antun. Lasst den Nationalpark sonst einfach weg.

Die nächstgrößere Stadt ist Białystok. Dorthin fährt aktuell nur ein direkter Bus pro Tag. Ansonsten muss man in Hajnówka umsteigen. Macht das bloß nicht an einem Sonntag – ich saß dort dreieinhalb Stunden fest.

Białowieża ist einfach eines dieser Reiseziele, die man eigentlich nur mit dem eigenen Auto oder einem Mietwagen in verhältnismäßig kurzer Zeit erreichen kann. Ansonsten braucht man viel Zeit und Geduld, um von dort zurück in die Zivilisation zu kommen.

Wandmalerei an der Wegstrecke

Essen & Trinken

Bar „BIESIADA“
Bar mit Auswahl regionaler Speisen. Das Hähnchenfilet in Schnitzelpanade ist sehr lecker.
Sportowa 4, Białowieża

Unterkunft

Biały Domek (*)
Kleine Pension, in der man auch am Wochenende noch einfache, günstige Zimmer (mit Gemeinschaftsbad, dafür mit Kruzifix über der Tür) bekommt.
Stoczek 98, Białowieża

Booking.com