Ein großartiges Reiseziel

Georgien ist ein sehr lohnenswertes und diverses Reiseziel. Vom Meer in Batumi bis zu Bergdörfern wie Ushguli und Kazbegi im Hohen Kaukasus, von der faszinierenden Architektur und Geschichte in Tiflis bis zum Alstadtflair in Sighnaghi.

Das Reisen ist hier noch vergleichsweise günstig, man kommt auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut durchs Land und ordentliche Hotelzimmer gibt es für unter 20 Euro pro Nacht. Mit Russisch kommt man hier zwar deutlich weiter als mit Englisch, aber irgendjemand findet sich immer, der etwas englisch spricht – und zur Not kann man sich mit einer Übersetzungs-App behelfen oder mal wieder mit Händen und Füßen sprechen.

Ist Georgien sicher? Ja, auf jeden Fall. Ich habe mich nie bedroht oder unwohl gefühlt. Die Menschen waren zurückhaltend, aber sehr freundlich. Aufdringliche Verkäufer habe ich zum Glück auch nicht erlebt.

Georgien bekommt von mir auf jeden Fall das Prädikat: sehr empfehlenswert.

Aussicht aus dem Busfenster mit Teilansicht des Sitzes
Unterwegs in Marshrutkas

Das Essen

Tapas auf georgisch

Das Essen in Restaurants eher auf Familien oder Gruppen ausgerichtet. Auf den Speisekarten stehen in der Regel nicht komplette Speisen, sondern Einzelkomponenten. Wenn man also Fleisch mit Beilage und Gemüse essen möchte, muss man sich das einzeln zusammenbestellen. Ein bisschen wie bei Tapas also.

Der Vorteil: Man bekommt auch wirklich nur das, worauf man Appetit hat. Der Nachteil: Die einzelnen Bestandteile sind unter Umständen für Einzelreisende recht umfangreich.

Pommes, rote Beete, Mayonaise, Brot, Fleisch auf verschiedenen Tellern
Irgendwie ist das auch Trennkost

Alles frisch

Über Zwischenmahlzeiten oder Snacks muss man sich in Georgien keine Gedanken machen. Überall gibt es kleine Bäckereien und jede Menge Obst- und Gemüsestände.

Gerade das Gebäck hat es mir angetan. Für wenige Lari (umgerechnet meist so ein Euro) gibt es herzhaft gefüllte Fladenbrote oder mehrere süße Teilchen.

Den wahrscheinlich besten Hamburger Georgiens gibt es bei er Bäckerei in der Ladenzeile am Busbahnhof Didube in Tiflis.

Unterwegs in Georgien

In Armenien habe ich gehört, dass die Georgier im Straßenverkehr absolut verrückt sind. Diese Einschätzung kann ich durchaus nachvollziehen.

Durchgezogene Linien werden in Georgien offenbar eher als bessere Kennzeichnung der Straßenmitte wahrgenommen, haben aber keine praktische Bedeutung. Radfahrer werden ebenso knapp überholt wie Tiere, die sich auf der Straße befinden. Wird schon gutgehen, scheint hier das Motto zu sein. Dementsprechend ist das Anschalten der Scheinwerfer bei Regen auch eher optional.

Wenn man in den Kleinbussen, den Marshrutkas, unterwegs ist, sollte man das auch als zen-artiges Reisen begreifen. Man kommt an, wenn man ankommt. Feste Zeiten sollte man nicht im Kopf haben, sondern sich eher auf das Fahrerlebnis konzentrieren.

Warnschild vor Kühen am Straßenrand
Kühe haben in Georgien eine sehr indische Anspruchshaltung

Politik – die Sache mit Russland

Georgien ist stolz auf seine Unabhängigkeit nach der Sowjetzeit. Die Beziehungen zum großen Nachbarn Russland sind nicht die besten – spätestens seit das russische Militär 2008 in die Auseinandersetzungen um Südossetien eingegriffen hat und weit auf georgisches Staatsgebiet vorgerückt ist, ehe ein Waffenstillstand vereinbart wurde.

Dementsprechend wird aktuell die Unterstützung für die Ukraine mit Flaggen, Kundgebungen und Schriftzügen an Hauswänden deutlich zum Ausdruck gebracht. Dass Putin in Georgien nicht sonderlich beliebt ist. wäre eine maßlose Untertreibung.

Auf der Straße

Georgien ist auch toll, um einfach mal irgendwo zu sitzen und sich das Treiben anzuschauen. Sehr schnell werden einem dann Straßenhunde Gesellschaft leisten – solange man nicht gerade als Radfahrer unterwegs ist, sind diese Hunde sehr freundlich.

Was auch auffällt: Die Anzahl der Menschen, die mit Trainingsjacken deutscher Sportvereine durch die Gegend laufen. Und damit sind nicht die von Profimannschaften gemeint, sondern von x-beliebigen Dorfvereinen. Ich habe keine Ahnung, wie die ihren Weg nach Georgien finden, aber möglicherweise werden die in den Mercedes-Transportern geliefert, die hier zu Marshrutkas umgerüstet werden, vielfach aber die Werbeaufdrucke deutscher Handwerksbetriebe behalten.

Alte Frau in Trauerkleidung und mit Gehstock von hinten
Trauerkleidung ist ebenfalls noch groß in Mode

Digital ist besser

Viele Dienstleistungen des alltäglichen Lebens lassen sich in Georgien mit den ubiquitären Zahlungsterminals von Banken erledigen: Das Aufladen von Guthaben für Bus und Bahn oder für Mobilfunkguthaben und Wettanbieter sowie die Bezahlung von Strafzetteln sind hier kein Problem.

SIM-Karten für Mobilfunk und mobiles Internet sind günstig zu haben. Ich hatte mich allerdings dagegen entscheiden und bin mit dem kostenlosen WLAN, was es zumindest in den Städten (z.B. „Tbilisi loves you“ in Tiflis) vielfach gibt, gut zurechtgekommen.

Kleiner Tipp am Rande: Die TBC-Banken haben auch immer kostenloses WLAN, was man auf der Straße vor den Filialen nutzen kann.

Terminal der Bank of Georgia
Tausende dieser Terminals stehen in Tiflis